Anfang April hatte ich das Vergnügen, an der zweiten Ausgabe von „Lowlands on Patrol“ teilzunehmen, einem Event, das von der IPA Limburg in Zusammenarbeit mit der IPA Antwerpen organisiert wurde. Als eines von 14 internationalen IPA-Mitgliedern durfte ich eine Vielzahl von Eindrücken sammeln. In diesem Bericht freue ich mich darauf, einige dieser Erlebnisse mit euch zu teilen.
Was kann man sich unter dem Format „On Patrol“ vorstellen?
„On Patrol“ ist ein Format, das von verschiedenen IPA-Sektionen weltweit genutzt wird, um internationale Mitglieder einzuladen und den Austausch untereinander zu fördern. Die gastgebende Sektion stellt dabei ein speziell organisiertes Programm zusammen, das den Teilnehmern zusätzlich einen tiefen Einblick in die Polizeiarbeit des Gastlandes ermöglicht.
Wie kann ich selbst an einem solchen Programm teilnehmen?
Normalerweise werden Informationen über solche Austauschprogramme durch die eigene IPA-Sektion bereitgestellt. Zusätzliche Details finden sich auch auf den Websites ipa-deutschland.de und ipa-international.org. Interessierte können daraufhin ein kurzes Schreiben zur Bekundung ihres Interesses an den Gastgeber senden. Mit etwas Glück wird man dann zur Teilnahme ausgewählt.
Tag 1 – Reiterstaffel & Hubschrauberstaffel
Am Abend vor unserem Programm hatten wir die Gelegenheit, uns gegenseitig kennenzulernen und unsere Zimmer in der von der IPA bereitgestellten Unterkunft zu beziehen. Am nächsten Tag besuchten wir die Pferdestaffel in Boxtel, wo Pferde und Reiter der Polizeireiterstaffel auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Uns wurde eindrucksvoll demonstriert, wie eng Pferd und Reiter als Team zusammenarbeiten müssen, um im Einsatz ihre volle Leistung zu erbringen.
Anschließend wurden wir von einer Besatzung der Polizeihubschrauberstaffel besucht, die uns ihre Arbeit anhand mehrerer einsatzbezogener Videos vorstellte. Zum Abschluss hatten wir die Möglichkeit, den Polizeihubschrauber aus der Nähe zu betrachten und ins Gespräch mit Pilot und Operator zu kommen.
Tag 2 – Besuch des Flughafen Eindhoven, Koninklijke Marechausee und Militär
Am zweiten Tag unseres Austauschs stand ein Besuch am Flughafen Eindhoven auf dem Programm. Dort wurden wir mit der Koninklijke Marechaussee, der niederländischen Gendarmerie, bekannt gemacht. Diese Einheit ist nicht nur für den Grenzschutz zuständig, sondern führt auch internationale Missionen durch und übernimmt den Personenschutz des Königshauses. Da der zivile Teil des Flughafens Eindhoven auf einem Militärflughafen angesiedelt ist, war ein Besuch der Militärbasis fast schon obligatorisch. Dort erhielten wir Einblicke in die Arbeit des European Air Transport Command (EATC) und hatten die Gelegenheit, das Innere eines Airbus A330 zu besichtigen, der für die Betankung von Jets in der Luft eingesetzt wird.
Tag 3 und 4 – Polizei Antwerpen
An diesen Tagen erwartete uns das Highlight der Woche: die Besichtigung der 150 Millionen Euro teuren Polizeibasis Antwerpen. Dieses Gebäude stellt Arbeitsplatz, Trainingsgelände und Erholungsort gleichzeitig dar. Neben der etwa 400 m2 großen VR-Trainingsfläche und einem Pkw Aufzug besichtigten wir ebenfalls, das im obersten Stockwerg befindliche, Polizeimuseum. Im Anschluss bekamen wir eine Vorführung der Festnahmeeinheit beim Stürmen und Durchsuchen von Gebäuden.
Der zweite Teil unseres Aufenthalts in Belgien umfasste eine Stadtführung und die Besichtigung des Rathauses. Uns wurde ausreichend Zeit gegeben, die Stadt entweder alleine oder in Gruppen auf eigene Faust zu erkunden.
Tag 5 – Polizeifortbildungszentrum
Unser Besuchstag im Fortbildungszentrum nahe Venlo wurde von zwei erfahrenen Polizeitrainern geleitet. Um die Erfahrung so realitätsnah wie möglich zu gestalten, erlebten wir den Tag genau so, wie es für die ausgebildeten Polizeibeamten üblich ist, die hier regelmäßig ihre Fertigkeiten schärfen. Zu Beginn erhielten wir eine gründliche Einweisung in den Umgang mit der Walther P99 und dem Polizeitaser, gefolgt von einer praktischen Leistungsprüfung. Dies bot uns eine hervorragende Gelegenheit, mehr darüber zu erfahren, wie verschiedene Länder sicherstellen, dass ihre Polizeikräfte stets gut trainiert und stets einsatzbereit sind.
Tag 6 – Ride Along
Für viele der Teilnehmer stellte dieser Tag das absolute Highlight dar. Je nach unserer individuellen Verwendung in unseren Heimatländern, wurden wir entsprechenden Polizeistationen zugewiesen und durften dort eine Schicht Dienst leisten. Als Streifenpolizist wurde ich Jessica, ebenfalls Streifenpolizistin, für den Bereich Limburg Nord zugewiesen. Neben einer Verfolgungsfahrt über die deutsche Grenze wegen eines Autodiebes und einem polnischen Ladendieb, kam ich außerdem hierbei mit dem niederländischen Recht in Berührung. So erhält man hier z.B. die Höchststrafe für ein Alkoholdelikt im Straßenverkehr, wenn man sich weigert am Alkoholtest mitzuwirken. Eine Blutentnahme mit Zwang wird hier nicht durchgeführt.
Tag 7 – Freie Verfügung und Abschied
Der letzte Tag stand uns zur freien Verfügung. Da sich bereits in den vergangenen Tagen Grüppchen gebildet haben, unternahmen wir verschieden Sachen. Es wurde gewandert, manche gingen shoppen und wieder andere besichtigten nahegelegene Städte.
Fazit
Innerhalb einer Woche habe ich eine starke Bindung zu meinen Kolleginnen und Kollegen aus Irland, Frankreich, den USA, Polen, Estland und vielen anderen Ländern entwickelt. Obwohl uns physische Distanz trennt, verbindet uns doch unser gemeinsamer Beruf. Wir führten interessante Gespräche, verbrachten lustige Abende am Grill und tauschten zahlreiche Abzeichen und Telefonnummern aus. Eines ist sicher: Die Kontakte, die während dieser Zeit entstanden sind, werden für immer bleiben, und aus einigen von ihnen werden sogar echte Freundschaften entstehen. Genau das ist es, was für mich die IPA ausmacht. Durch unseren Beruf verbunden, treten wir miteinander in Kontakt und erkennen, dass wir mehr teilen als nur unsere berufliche Tätigkeit.