Als mich mein IPA Freund Casper Kiilerich aus Dänemark 2019 fragte, ob ich mit ihm für ein Police-Training Seminar nach Amerika reisen würde, dachte ich nicht lange nach und sagte zu. Dann kam Corona und aus Flugtickets wurden Gutscheine und Vorfreude wandelte sich in Hoffnung.
Schlussendlich zahlte sich die Geduld jedoch aus und wir konnten im Juni 2022 endlich zum US Section Training reisen, an dem Kollegen aus 13 verschiedenen Nationen teilnahmen, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben und neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen. Nicht nur aus europäischen Staaten wie Belgien, England, Schweiz, Moldawien, Dänemark und Deutschland, sondern auch aus Ländern wie Pakistan, Sri Lanka, Kenia und Japan reisten Kollegen an. Und schon zu Beginn wurde einem bewusst, wie privilegiert man in Deutschland ist, da fast die Hälfte der ursprünglich geplanten Teilnehmer auf Grund von Visa-Schwierigkeiten nicht teilnehmen konnten und wir Europäer lediglich ein Onlineformular ausfüllen mussten.
Der Präsident der US Sektion, Joe Johnson, hat dieses Seminar sehr intensiv vorbereitet und mit der Unterstützung seiner Freundin und diverser Kollegen vor Ort zu einem unvergessenen Erlebnis umgesetzt. Themen wie Officer Resilience, Bandenkriminalität, Waffen-, Drogen- und Menschenschmuggel und Mass-Shootings (das amerikanische Pendant zu Amok- und Terrortraining) wurden auf den Lehrplan gesetzt.
Zu Beginn wurden wir vom örtlichen Polizeichef, dem Bürgermeister und einem Landtagsabgeordneten begrüßt, die jeweils sehr gute Reden hielten und uns in De Pere/Green Bay im US-Bundesstaat Wisconsin herzlich willkommen hießen. Im Zuge der Vorträge und anschließenden Diskussionen konnten wir auf sehr spannende und interessante Weise erfahren, wie unterschiedlich die Polizeiarbeit in den jeweiligen Ländern angesehen und ausgeübt wird.
Die Referenten waren selbst erfahrene Ermittler aus den jeweiligen Themenkomplexen und füllten ihre Präsentationen mit Witz, interessanten Geschichten und dem Feuer der Begeisterung, das so oft innerhalb der IPA zu finden ist. Neugierig auf die nationalen Unterschiede in den einzelnen Arbeitsbereichen waren Teilnehmer und Lehrer gleichermaßen und so wurden die Themen in den Pausen und teilweise noch lange nach Sonnenuntergang vertieft.
Es war sehr spannend zu erfahren, dass einige kriminelle Systeme auf der ganzen Welt auf sehr ähnliche Weise, Andere auf sehr unterschiedliche Weise auftreten und wie diese in anderen Ländern angegangen werden. Und da alle Dienstgrade vertreten waren, vom Streifen- und Gemeindepolizisten bis zum Polizeidirektor, konnten die einzelnen Ebenen ihre Erfahrungen austauschen und auch viel von den jeweils anderen lernen.
Auch in unserer Freizeit gab es viel zu tun und wir hatten die Qual der Wahl, ob wir uns auf eigene Faust auf den Weg machen oder Angebote von Joe und Missy, den Organisatoren, annehmen und die lokalen Besonderheiten des Käsestaates Wisconsin entdecken, die unterschiedlichen Ressourcen des Sheriffs Departements erklärt bekommen oder das berühmte Footballstadion der Green Bay Packers, Lambeau Field, bei einer Führung gezeigt bekommen. Auch das Zusammenleben am St. Norberts College war von Freundschaft und guter Laune geprägt, was sich in der stetig steigenden Zahl von Kolleginnen und Kollegen widerspiegelte, die aus benachbarten Departements zu Besuch kamen und sich nach und nach bei der IPA einschrieben.
Abschließend bleibt zu sagen, dass ich 2020 auf Anraten eines IPA Kollegen bei dem sogenannten Arthur-Troop-Scholarship Wettbewerb der IPA mitmachte, wobei es sich um ein Stipendium handelt, welches mit bis zu 2000 € dotiert ist und für mindestens eine Person auf jedem Kontinent vergeben wird. Dieses Stipendium hatte ich sogar gewonnen, was ich bis jetzt nicht wirklich glauben kann, und konnte es frei für ein IPA bezogenes Seminar einsetzen. Natürlich nutzte ich es für die Amerika-Reise 🙂 Dank des Stipendiums werden nun die Kosten des Seminars, die Unterkunftsgebühren und sogar die Flüge von der IPA übernommen! Ich muss zugeben, dass das die besten 30 € Jahresbeitrag waren, die ich je investiert habe.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich ziemlich froh bin, die Reise auf mich genommen zu haben und nicht nur persönlich neue Freunde gefunden habe, sondern auch wieder neue Ziele, Treffen und Ideen für meinen täglichen Dienst aufschnappen konnte.
Ich bin mit jeder besuchten Veranstaltung der IPA ein kleines Stück dankbar, dass sie mir diese Gelegenheit gibt, so viele Erfahrungen zu sammeln und so viele neue Freunde in der Welt zu finden. Wir sehen uns vielleicht bei einem örtlichen Verbindungstreffen oder bei einem Seminar in Gimborn oder in sonst einem fernen Land, oder auch gar nicht. Ich kann dir jedoch versichern, dass überall kleine Abenteuer und Freunde warten.
(Fotos + Text: J. Süberkrüb)