Angsterkrankungen sind für Betroffene mit großen Einschränkungen verbunden, die sich auf das ganze soziale Umfeld auswirken. Schätzungen gehen davon aus, dass 25 Prozent der deutschen Bevölkerung betroffen sind. Das Dunkelfeld ist groß. Die Behandlungsmöglich-keiten machen Mut und sind Erfolg versprechend.
Eigene Betroffenheit
Vorliegender Artikel ist ein authentischer Bericht, der nicht die Gesamtheit aller Angsterkrankungen erfasst. Ich kann nur meine Geschichte erzählen und wie ich meine Ängste bewältigte. Ich möchte diese Geschichte niemand überstülpen. Ich bin weder Therapeut noch besitze ich eine medizinische Ausbildung. Ich war selbst betroffen von einer Panikstörung, einer Generalisierten Angsterkrankung (Sorgenkrankheit), einer Sozialen Angststörung (Volksfeste, Geburtstage, Empfänge), einer Herzphobie (Ängste, die sich auf das Herz beziehen), einer leichten Depression (Angst und Depression sind Geschwister) und konnte meinen hohen Stresslevel nicht mehr bewältigen. Die Symptome waren vielfältig: Atemprobleme, Übelkeit, innere Unruhe, Schwindel. Am ausgeprägtesten war die Vorstellung, bei jeder Wartesituation, egal ob beim Bäcker, Metzger oder Bankgeschäften umzufallen. Auch das Thema Herzinfarkt und Tod war ständig präsent.
Erfahrungswissen als Expertise
Nach einer Verhaltenstherapie 1997 und einer steten Besserung meines Befindens schrieb ich 2001 ein Buch und fing mit meiner Vortragstätigkeit an. Ich habe bis heute 20.000 Zuhörer erreicht. Meine Vorträge halte ich überwiegend in Psychosomatischen Fachkliniken.
Ich hatte stets eine sehr gute Unterstützung durch die jeweiligen Chefärzte. Fachliche Hilfe und Erfahrungswissen sind ein gutes Team. Insbesondere die verständliche Ansprache abseits von medizinischen Definitionen überzeugt. Neben den Vorträgen beriet ich nach einer Ausbildung in über 400 Stunden für die Deutsche Angsthilfe e. V. München online. Ich war Referent bei Kontaktstellen für Selbsthilfe, aber auch bei Institutionen der Suchthilfe. Ferner war ich Referent bei Gesundheitstagen einiger Polizeipräsidien, bei der AG Suchtberater der Polizeien der Länder sowie Hochschulen der Polizei. Mir geht es heute wieder sehr gut. Ich habe meine Ängste bewältigt und überwunden.
Häufigkeit von Angsterkrankungen
Verlässliche Zahlen der Krankenkassen gibt es nur von den Menschen, die sich in Therapie begeben. Angst hat 1.000 Gesichter. Egal ob es die Angst vor Schlangen, vor Höhe, vor Treppen, vor Misserfolg oder der Schwiegermutter ist, alle haben eines gemeinsam: Sie stellen für den davon Betroffenen ein Problem dar, das ernst zu nehmen ist. Am häufigsten kommen Spezifische Phobien, Panikattacken, Soziale Angststörungen, Platzängste und Generalisierte Angst vor. Niemand ist die Angst anzusehen, meist betrifft es souverän wirkende Menschen. „Ich hätte das Jedem zugetraut, nur Dir nicht“, zeigen sich viele Personen des sozialen Umfeldes überrascht. Lehrer, Mitarbeiter des Gesundheitssystems und Pflege, aber auch Polizisten und Therapeuten selbst sind häufig betroffen. Die Probleme und Sorgen der Mitarbeiter genannter Berufsgruppen weisen große Schnittmengen auf. Deshalb erübrigt sich eine polizeispezifische Betrachtung. Psychosomatische Erkrankungen sind heute noch weitgehend Tabu-Themen. Ein Verbergen auf Dauer kostet sehr viel Energie. Ein Zustand, der dann irgendwann Krücken benötigt: Alkohol, Drogen und Medikamente! Als ich anfing Vorträge zu halten, wurden insbesondere in ländlichen Gebieten die Autos schonmal 500 Meter weiter weg geparkt, um bloß nicht mit der Veranstaltung in Verbindung geberacht zu werden. Die Frauen wurden von ihren Männern „vorbeigebracht“ in der Hoffnung, dass ich sie auf den „rechten Pfad“ zurückführen möge. Die Meinung, wonach Männer kaum betroffen sind, ist ein Irrglaube. Etwas Ironie sei erlaubt: Männer haben keine Ängste, sie haben Burn-Out. Eine Heldenkrankheit, die nur die erwischt, die zu viel arbeiten. Eine Mogelpackung! Wesentliche Symptome von Burnout sind Symptome, die Angst und Depression auffällig stark ähneln.
Wann wird Angst zur Krankheit?
Angst ist in normaler Dosis eine Schutzfunktion. Sie mahnt zur Vorsicht und bewahrt mich vor gefährlichen Risiken. Zum Problem werden Ängste, wenn die -bildlich gesprochen – persönliche Alarmanlage überempfindlich eingestellt ist und sehr niederschwellig auslöst. Anhaltspunkte für eine Krankheit können sein, wenn die Angst in objektiv ungefährlichen Situationen auftritt, die Angstreaktionen lange anhalten, sie stark sind und für ständiges Grübeln im Sinne von „Was war das?“ sorgen. Die Angstreaktionen behindern meinen unbeschwerten Tagesablauf, beruflich wie privat. Ich denke an nichts mehr anderes wie „Schaffe ich den Tag?“ Für mich und meine Familienangehörigen ergeben sich viele Einschränkungen durch Vermeidungen, d. h. ich suche vermehrt Ausreden, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun. Über den Tag verteilt, beherrschen die Ängste meine Gedanken. Ängste werden tiefer und breiter. Neue Ängste tauchen auf.
Zusammenbruch auf der Dienststelle
Ende der neunziger Jahre erlitt ich auf der Dienststelle einen „Zusammenbruch“, der sich im
Nachhinein als Panikattacke herausstellte. Ich stand am Einsatztisch und verspürte plötzlich Kreislaufprobleme. Mir wurde übel und schwindlig, ich fing an zu zittern, die Knie wackelten, und die Beine knickten ein. Es war, als hätte mir jemand den „Stecker“ rausgezogen. Die Symptome machten mich hilflos. Ich dachte, ich falle um. Die Gefühle waren so heftig, dass ich dachte „Ok, das war’s“. Ein Kollege, der meine Situation erkannte, stützte mich und fuhr mich zum Hausarzt. Die folgenden Untersuchungen wie EKG, Belastungs-EKG, Blutzucker, Puls, Blutdruck u. ä. ergaben keinen Befund. Eine Tatsache, die bei Vorträgen immer ein zustimmendes Murmeln hervorruft. Die Panikattacke war verflogen. Was blieb, war ein Erschrecken, das mich noch weiter ängstigte. Katastrophengedanken schlichen sich in meinen Kopf „Was war das, bin ich jetzt schlimm krank?“. Und „So etwas möchte ich nie mehr haben“. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, wie sehr diese Gedanken weitere Panikattacken anzogen. Ich sprach sozusagen eine Einladungskarte aus. Ich ging zunächst noch arbeiten, doch nach einigen Wochen war das nicht mehr möglich. Die Symptome wurden immer schlimmer. Ich zog mich zurück von Menschen, mein Selbstbewusstsein ging in den Keller. Alle Energie war verschwunden, kein Sport war mehr möglich. Die Angst schnürte mir die Kehle zu. Das Sofa war mein bester und einziger Freund. Ich war voll in der Zwickmühle der Vermeidung. Folgende neurologische, kardiologische und orthopädische Untersuchungen waren alle ohne Befund. Hier angekommen, beginnt für viele Betroffene ein Dilemma: Wie willst Du Deinem Partner, Deinen Freunden, Kollegen und deinem sonstigen sozialen Umfeld erklären, wie schlecht ich mich fühle, obwohl ich doch allen Grund gehabt hätte, mich meiner „Gesundheit“ zu erfreuen. Das versteht – niemand! Ich wünschte mir gute Zuhörer, doch stattdessen bekam ich platte Ratschläge wie „Stell Dich nicht so an“, „Du musst nur mal auf andere Gedanken kommen“, „andere sind kränker u. v. m. Ratschläge, die gut gemeint waren und die Hilflosigkeit der Ratschläger ausdrückten, mir jedoch keinen Millimeter weiterhalfen. Meine innere Not war groß: zwei kleine Kinder, neu gebaut und keine Garantie, jemals nochmal arbeiten gehen zu können.
Die Reaktionen meines sozialen Umfeldes
Meine Kinder ignorierten die Erkrankung, meine Eltern verstanden sie nicht, Freunde sprachen mich nicht an, sondern ließen sich alles hinter meinem Rücken von meiner Frau erklären. Ich werde oft gefragt, ob meine Kollegen hinter meinem Rücken über mich gesprochen haben. Für einige war ich der „Angstpolizist“, für andere derjenige, der „Eier“ zeigte und mutig ein Tabuthema ansprach. Der ein oder andere Kollege suchte meinen Rat, den ich nicht verwehrte.
Der wohl wichtigste Satz meines Lebens
Am Tiefpunkt angelangt, sagte ich den wohl wichtigsten Satz meines Lebens: „Ich möchte da raus und wieder die schönen Dinge des Lebens tun“. Ich sagte ganz bewusst nicht „Ich möchte wieder so werden wie früher“. Denn früher war ja etwas, das mich krank werden ließ. In dieser Situation hatte ich dreifaches Glück: 1. Meine Frau hielt zu mir und gab mir Zeit und Geduld. Sie setzte mir nicht die bildliche Pistole auf die Brust „Wenn das bis zum Zeitpunkt X nicht besser wird, … dann verlasse ich Dich“, 2. Mein Dienststellenleiter zeigte Verständnis und hielt zu mir, 3. fand ich relativ schnell fachliche Unterstützung in Form einer Psychotherapeutin und damit eine Diagnose: „Panikstörung“. Die Krankheit hatte einen Namen, damit konnte ich etwas anfangen, es war eine Art Befreiung.
Die ersten Schritte
Mein Kampfeswillen, meine Ängste zu bekämpfen, zu besiegen und so schnell wie möglich wieder loszuwerden, brachten mich keinen einzigen Schritt weiter. Ich bekämpfte immer nur mich selbst. Stattdessen legte ich buchstäblich „die Waffen“ nieder. Keine Resignation! Ich wollte mich fortan meinen Ängsten stellen und nicht davonlaufen. Ich bemerkte meinen Kreislauf, aus dem ich nicht herausfand. Ich sagte „STOPP!“ und fragte mich, wovor ich eigentlich Angst hatte. Ich konnte mir meine Frage selbst nicht beantworten. Jedenfalls waren es keine konkreten Situationen und Personen meines Lebens und meines Polizeiberufes. Wahrscheinlich hätte ich einen Abenteuerurlaub machen können, ohne Angst zu verspüren. Ich war in dem häufig vorkommenden Kreislauf der Angst vor der Angst, der letztendlich eine Angst vor unangenehmen Symptomen ist. Die unangenehmen Symptome trafen mich überall, wo ich sie nicht gebrauchen konnte. Indem ich sie wegstieß, rief ich sie herbei. Mit diesem Wissen stand fest: Ich wollte etwas für mich tun.
Verhaltenstherapie Psychosomatische Klinik
Meine Therapeutin riet mir zu einer Verhaltenstherapie. Ich ging zur Reha nach Bad Pyrmont. Mir wurde gleichzeitig bewusst, dass das Auftreten der Ängste nicht plötzlich geschah, sondern sich über 15 Jahre schleichend entwickelte, so, als würde ich einen Wassereimer mit einzelnen Tropfen füllen. Der Eimer wurde voll und voller und lief irgendwann über. Schnell merkte ich, wie wichtig die Bausteine der Therapie waren: Einzelgespräch, Gruppengespräch, mutig kommunizieren, Gefühle ansprechen, Entspannungsübungen usw. Eine Ganztags-Bespaßung, wie ich sie mir vorstellte, blieb aus. Den Lichtschalter, der alles „wegmacht“, gab es nicht. Auch nicht den Herrn in Weiß, der alles in zwei Tagen „heilte“. Ich lernte, Chef meiner eigenen Erkrankung zu sein. Ich hatte einen „Eigenanteil“ zu erbringen. Ich schloss mich Mitpatienten an, die – wie ich – etwas für sich tun wollten. Ich lernte alles über meine Erkrankung, machte gewissermaßen meinen Angst-Führerschein, wohlwissend, dass ich eines Tages ohne den Fahrlehrer „Therapeut“ auskommen musste. Ich lernte mich abseits von beruflichen und familiären Verpflichtungen zum ersten Mal besser kennen. Ich merkte, wie es mir besser ging, wenn ich meine Ecken und Kanten lebte. Ich wollte auch nicht mehr brav sein und legte das Erziehungsdogma „Was denken denn da die Leute?“ zur Seite. Ferner wollte ich nicht mehr Jedermanns-Liebling sein, der letztlich nur belächelt und ausgenutzt wurde. Ich lernte meine Lektionen gut. Die Reha dauerte 11 Wochen. Meine Befürchtungen, jeder zu Hause meine jetzt, ich sei „runderneuert“ und voll „funktionsfähig“, traten nicht ein. Niemand erwartete das von mir. Ich kam mittwochs nach Hause und ging direkt wieder arbeiten. Das hat mir zwar einige Schweißausbrüche eingebracht, doch fühlte ich mich zunehmend wohler. Nach etwa drei Jahren verschwanden die Symptome nach und nach. Ich hatte eine neue, bessere Lebensqualität gewonnen.
Noch ein offenes Wort
Eine Verhaltenstherapie hat das Ziel, mein Verhalten zu ändern. Ich wurde selbstbewusster, selbstbestimmter, schwamm nicht mehr mit dem Strom und sagte auch mal NEIN! Ich musste den Menschen meiner Umgebung Zeit geben, das zu verstehen. Immer wieder fiel der Satz „Früher warst Du mir lieber, Du hast Dich sehr zu Deinem Nachteil verändert.“ Ich habe mal bei meinen Vorgesetzten nachgefragt: „Ja, früher warst Du uns lieber. Deine Therapie hat Dir etwas gebracht, uns erschwert Sie den Umgang mit Dir. Früher haben wir was gesagt, und dann hast Du es auch getan“. Ohne Kommentar!
Ursachen meiner Angsterkrankung
Belastende berufliche Erlebnisse bringe ich nicht mit den Ursachen meiner Ängste in Zusammenhang. Der Umgang mit dem Bürger war zwar manchmal stressig, doch belasteten mich interne Dinge im Dienstablauf wesentlich mehr. Im Nachhinein machte ich einerseits Schicksalsschläge und andererseits Persönlichkeitsmerkmale als Ursachen aus. Bei den Schicksalsschlägen war es die Trauer um einen geliebten Menschen meiner häuslichen Umgebung. Hinzu kam eine Hauterkrankung in Form einer ganzkörperlichen Pigmentstörung (Vitiligo) und zeitweise auch Dienstjahre, in denen ich gemobbt wurde. Auf der Seite der Persönlichkeitsmerkmale standen Perfektionismus, Suche nach Anerkennung, das Nichtkennen und Leben der eigenen Bedürfnisse, keine Grenzen setzen und der weit verbreitete „Sprachfehler“, nicht „NEIN!“ sagen zu können. Den Aspekt des Brav-Seins in meiner Erziehung finde ich auch wichtig. Perfektionistische Menschen legen die Messlatte für sich und andere sehr hoch. Sie gestehen sich keine Fehler zu, sind übermäßig kontrolliert und wollen alles im Griff haben. Dabei habe ich am Leben noch nie einen Griff gesehen. Anerkennung tut gut, doch wenn ich Dinge sage, die ich nicht sagen will und Dinge tue, die ich nicht tun will, nur um anerkannt zu werden, dann wird Anerkennung leicht zur Sucht. Bedürfnisse sind wichtig. Sie zu kennen und zu leben, nimmt viel Stress im Leben. Wer keine Grenzen setzt, wird oft verletzt. Sobald Du Grenzen setzt „Bis hierhin und nicht weiter“, nehmen die Verletzungen ab bzw. verschwinden ganz. NEIN-sagen lernen nahmen mir den Termindruck, den ich mir selbst auferlegte. Beim Üben kann NEIN-sagen etwas holprig werden, doch kann ich auch zurückrudern, wenn ich mich mal im Ton vergriffen habe. Ich bin nicht mehr brav, sondern lebe ein selbstbestimmtes Leben. Ich bin offen und ehrlich. Kompromisse sind mir nicht fremd. Ich halte es mit dem Gebet einer Nonne: „Lieber Gott, lass mich immer offen und ehrlich sein, aber vielleicht nicht zu ehrlich, ein paar Freunde hätte ich schon noch gerne“.
Mein Eigenanteil
Ich stand mehr zu meinen Gefühlen und Schwächen, kommunizierte anders. Ich führte lange Gespräche mit meiner Frau und ging auf deren Seelennöte ein, die von meiner Erkrankung hervorgerufen wurden. Ich war bereit, mich zu verändern; destruktive Einstellungen (ich muss, ich sollte, ich bin nicht, ich habe nicht, andere sind besser, wer hat recht? wer ist schuld? sich vergleichen) ersetzte ich nach und nach durch einen liebevolleren Umgang mit mir selbst. Ich akzeptierte, dass die mittlerweile erwachsenen Kinder auszogen. Uns eröffnete das eine Beziehung mit mehr Freiheiten (Urlaub, Essenszeiten) und Genuss; wir lebten neu auf. Meine Eltern ließ ich so, wie sie waren. Nur – wenn Sie zu sehr meinen privaten Dunstkreis eindrangen, setzte ich Grenzen. Ich hörte auf, die Polizei verändern zu wollen, sondern setzte auf erreichbare Ziele, die sich durch meine jeweiligen Aufgaben-stellungen ergaben. Ich verließ das ausgeprägte Bedürfnis innerhalb der Polizei, „gut da zu stehen“ und „gut anzukommen“.
Meine Wege aus der Angst
Am wichtigsten war die Akzeptanz meiner Angsterkrankung. Sie zu bekämpfen und besiegen zu wollen, hat mich nicht weitergebracht. Ich verstand mehr und mehr, was mir die Angst sagen wollte: „Du bist ok, doch Dein Verhalten und wie Du Dein Leben führst machen Dich krank. Sage STOPP! Und drehe um“. Ich empfand mit der Zeit, wie sehr die Angst zu mir gehört. Sie war mehr Warnsignal als Krankheit. Ist eine liebevolle Beraterin ein Feind, den es zu bekämpfen gilt? Ich stellte mich meinen Problemen, lief nicht mehr weg. Ich kann zwar meine Gedanken nicht anhalten, sehr wohl aber die Qualität meiner Gedanken beeinflussen. Gedanken bedingen Gefühle. Wenn ich den ganzen Tag nur in Katastrohen-Szenarios denke, kann ich mich unmöglich gut fühlen. Ich machte Angst-Übungen, z. B. in Kaufhäusern, wo ich sonst immer umzufallen drohte. Angstübungen lernen mich, Ängste auszuhalten und zu sehen, dass die bereitgestellte Energie auch wieder verschwindet. Ich legte meine Masken ab und kleisterte meine Probleme nicht mehr zu. Wenn ich ein rostiges Geländer ohne Rostschutz schön ROT streiche, kommt der Rost irgendwann wieder durch. Ich führte ein weitgehend selbstbestimmtes Leben. Das hat seinen Preis. Manche „Freunde“ gehen, andere kommen in Dein Leben. Ich praktizierte Entspannungsübungen, insbesondere die Jacobsen-Übung. Obwohl ich nicht religiös bin, glaube ich und bete oft. Ich verstehe mittlerweile, wozu die Angst da ist. Wenn manchmal ein Hauch Angst zurückkommt, dränge ich sie nicht weg, sondern rede mit ihr „Schön, dass Du da bist, doch ich brauche Dich nicht mehr“. Sie verschwindet dann wieder.
Ich wünsche euch alles Gute. Nur Mut! Geht bitte liebevoller mit euch um. Wenn nicht mit euch, mit wem sonst?
Der Autor
Roland Rosinus, ist 66 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Er trat 1974 in den Polizeidienst im Saarland ein und wurde 1999 Mitglied der IPA St. Ingbert.
Seine dienstlichen Schwerpunkte waren neben dem Wach- und Wechseldienst, die Verkehrsüberwachung und die Projektarbeit im Bereich „Junge Fahrer“. An der Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes hatte er 13 Jahre einen nebenamtlichen Lehrauftrag.
2023 erschien sein drittes Buch „Angstquartett“ nach „Angst ist mehr als ein Gefühl“ im Jahr 2006 und „Aus der Dunkelheit ans Licht. Wenn Angst zur Krankheit wird“ (2001).
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