Auf Einladung von der IPA Konin (Woiwodschaft Großpolen mit der Hauptstadt Poznan/ Posen) sind wir, der Unterzeichnende und der Kollege Axel Manthey, beide von der IPA Berlin Verbindungsstelle West am 27. Juli 2023 nach Polen gefahren. Dem Besuch der IPA-Kollegen aus Konin ist eine eintägige Visite/ Busreise der polnischen Kollegen im Dezember 2022 in Berlin vorausgegangen. Damals haben die Koniner, meist junge und aktive Polizeibeamte aus der polnischen Region Konin, für ihre Heimat geworben und uns sehe herzlich zu einem Rückbesuch in Polen eingeladen. Der Zeitpunkt für unseren Besuch in Polen war nicht zufällig ausgewählt worden. Am 24. Juli feiert nämlich die polnische Polizei ihren alljährlichen „Tag der Polizei“, ein Fest, welches in ganz Polen groß gefeiert wird. Die Feierlichkeiten in Konin wurden auf den 28. Juli 2023 terminiert, damit auch der oberste Polizeibeamte in Großpolen, der Kommandant der Woiwodschaftskommandantur der Polizei in Posen, der General Maka, an dieser Feier teilnehmen konnte.
Ursprünglich sollten es acht Besucher aus Berlin sein, die nach Polen fahren wollten, dann aber sind immer mehr abgesprungen und schließlich sind nur wir zwei gefahren. In der uns zuvor per E-Mail übersandten offiziellen Einladung wurde auch der Ablauf der Visite dargestellt. Das Programm war sehr ambitioniert, um es milde auszudrücken. Bereits an unseren Anreisetag am 27. Juli waren drei wichtige Punkte vorgesehen, die Begrüßung in der Stadtkommandantur der Polizei in Konin mit kurzer Besichtigung der Dienststelle und dem Treffen mit dem Stadtkommandanten, Herrn Jaworski, danach ein Busausflug nach Klodawa und die Besichtigung der dortigen Salzgrube und schließlich ein Grillessen bei einem Freund/ Sponsor der lokalen Polizei auf der Rückreise zum Hotel.
Wir sind zusammen mit Axel und in seinem flotten Auto um 07.00 Uhr in Berlin-Spandau Richtung Polen gestartet. Laut Navi sollte die Reise ca. 4,5 Stunden dauern. Die Fahrt auf der A 12 in Brandenburg und weiter auf der A 2 in Polen verlief reibungslos. Allerdings ist die Autobahn in Polen in Richtung Warschau gebührenpflichtig und so mussten wir dort auf drei Streckenabschnitten der A 2 hohe Maut zahlen. Insgesamt waren es 102 Zloty on wey, umgerechnet 24 €. Angekommen im Hotel „Atut“, einer Herberge Stätte, die einem Freund der dortigen Polizei gehört, sind wir am frühen Nachmittag. Das Hotel befindet sich in der Ortschaft Lichen Stary, ca. 10 km nordöstlich von der Stadt Konin. In diesem Hotel sollten auch die Feierlichkeiten zum Tag der polnischen Polizei am 28.07.2023 stattfinden. Wir wurden vom Hotel gegen 13:00 Uhr durch einen Kollegen von der Polizei abgeholt und zur Stadtkommandantur in Konin gefahren. Uns wurde die Dienststelle vorgestellt und im Anschluss hat uns der Leiter der Stadtkommandantur, Herr Jaworski zu einem Gespräch in sein Büro eingeladen. Der Sitz der Stadtkommandantur befindet sich im Zentrum von Konin und die Diensträume sind mit moderner Technik ausgestattet, ergonomisch wirkend und sehr funktionell. Uns sind die ganze Zeit meistens junge und dynamisch wirkende Polizisten begegnet.
Nach dem Mittagessen in der Polizeikantine – es gab Schweineschnitzel (auf Polnisch Schabowy) mit Kartoffel Püree – ging es mit dem Bus zur Salzgrube in Klodawa, einer Kleinstadt in der Woiwodschaft Großpolen, wo heute der größte Teil des Salzaufkommens in Mitteleuropa gefördert wird. Die Salzgrube besteht aus drei aktiven Schächten, die bis zu 800 Meter tief sind. Die Besichtigung der Salzgrube dauerte ca. 3 Stunden und war sehr aufschlussreich. Auf der Rückreise nach Lichen Stary zum Hotel Atut haben wir einen Abstecher zu einer Hütte gemacht, wo der dortige Wirt, ein guter Freund und Unterstützer der Polizei, uns mit Spannferkel mit gegrillter Graupelbeilage, aber auch mit Erzeugnissen der lokalen Brennerei beköstigte. Am späten Abend sind wir wieder im Hotel gelandet und der erste intensive Tag bei der IPA Konin war vorbei.
Am nächsten Tag, dem 28. Juli wurden wir gleich nach dem Frühstück im Hotel durch den IPA-Kollegen Zbyszek von der regionalen Polizei abgeholt und wir sind zu dritt zu Fuß zu dem ungefähr 1 km entfernten Sanktuarium der heiligen Maria Muttergottes in Lichen Stary marschiert. Die dortige katholische Kirche ist die größte in Polen und achtgrößte weltweit. Der Kirchenturm ist 141 Meter hoch und somit 3 Meter höher als die Sagrada Familia in Barcelona. Die Gesamtfläche der Kirche beträgt über 10.000 qm. Die Kirche selbst aber auch das ganze Sanktuarium sind sehr beeindruckend. Wir waren auch auf der Kirchenturm und durften von der Aussichtsplattform die ganze Region rund um Konin, eine Wald- und Wasserreiche Landschaft bewundern. In der Region Konin ist der Bau eines Atomkraftwerkes geplant. Die Baupläne sind fertig und es wird nur auf das Ende eines juristischen Streites zwischen den USA und Südkorea wegen der Lizenz gewartet. Dann geht es los mit dem Bau und die ganze Region wird sich verändern.
Da um 13:15 Uhr in der Hauptkirche eine Heilige Messe zu Ehren der Polizei stattfinden sollte, begaben wir uns gegen 12:00 Uhr wieder zurück zum Hotel, um uns feierlich und dem Anlass entsprechend umzukleiden. Vor dem Hotel warteten bereits viele uniformierten Polizisten auf den Bus, der sie alle und auch uns beide zur Kirche verbringen sollte. Der Gottesdienst wurde durch den Kaplan der Polizei in Konin gehalten. Es sind ca. 200 Teilnehmer anwesend gewesen, ca. 120 davon uniformiert. Die ganze Polizeibelegschaft, bis auf die Diensthabenden hat sich versammelt und die Messe gefeiert. Zu Beginn der Messe wurde das Banner der Polizei, eine große rote Flagge mit dem polnischen Staatswappen, einem weißen Adler mit Krone und der Aufschrift „Heimat und Recht“ durch drei Polizisten, die im Stechschritt marschierten und Degen in der Hand hielten, vor den Altar gebracht. Der Marmorboden bebte.
Nach der Heiligen Meese in der Kirche von Lichen marschierten mehr als 120 Polizisten in Formation in Richtung Hotel Atut. Die Straße wurde für den Durchmarsch gesperrt. Wir marschierten als eingeladene Gäste forsch im Anschluss der Polizeiformation. Die offizielle Feier im Kongressaal des Hotels begann um 15:00 Uhr und dauerte drei Stunden.
Es wurden viele Polizisten befördert, eine ganze Reihe ausgezeichnet, viele erhielten Polizeiorden und immer wieder kam es dabei zum spontanen Applaus. Auf dem Podium moderierte unter anderen die Vorsitzende der IPA Konin, die Kollegin Sylwia Krol die Veranstaltung und sie machte es richtig gut. Im Anschluss an die Auszeichnungen und Beförderungen haben viele prominente Gäste und Polizeiführer ihre Reden gehalten. In den Reden wurde u. a. die abnehmende Polizeiakzeptanz in der Bevölkerung beklagt. Dies führte dazu, dass der Polizeiberuf als solcher nicht attraktiv genug empfunden wird, zusätzlich nehmen die Gefahren im Dienst rasant zu. In den letzten 10 Jahren gab es 125 tote Polizisten im Dienst. Gegenwärtig sind in ganz Polen 13.000 Stellen bei der Polizei unbesetzt. Das Gehalt eines durchschnittlichen Polizisten ist weit entfernt von dem, was im Privatsektor gezahlt wird. Von daher haben die meisten aktiven Polizisten einen zweiten Job, um ihren Lebensunterhalt zu bestreuten. Die Regierung versucht dagegen zu steuern, indem sie das ruhestandsfähige Pensionsalter auf 25 Dienstjahre reduzierte (vorher waren es 27 Jahre 6 Monate und1 Tag). Bereits nach 15 Dienstjahren haben die polnischen Polizisten heute Anspruch auf 45% Pension. Möchte ein Polizist nach 25 Dienstjahren weitermachen, bekommt er einen hohen Zuschlag, das so genannte „Opasgeld“ in Höhe von derzeit 2.000 Zloty monatlich. Die Redner würdigen aber auch die vielen Freunde der Polizei aus der Bevölkerung. Viele Firmenchefs, Unternehmer und andere Gönner unterstützen die Polizei finanziell und logistisch. Das hat auch zum Beispiel der IPA Konin geholfen, im letzten Dezember Berlin zu besuchen.
Am Ende rundete eine musikalische Einlage einer Sängerin und eines Orchesters die Feier ab.
Zum Schluss wurden dem Stadtkommandanten der Polizei in Konin Präsente übergeben. Von unserer Seite, der IPA Berlin VbSt West wurden dem Chef der Polizei ein Berlin Buddy mit Gravierungen ausgehändigt. Auch den Kollegen von der IPA Konin haben wir mitgebrachte Präsente übergeben. Ich bin fest überzeugt, dass unsere Gastgeber darüber sehr erfreut waren. Zum Abschluss der feierlichen Veranstaltung hat das polnische Fernsehen, TVP „Glos Wielkopolski“ (Stimme von Großpolen) die Polizeiführer interviewet, u.a. auch uns Vertreter von IPA Berlin. Dazu siehe auch:
http://wielkopolska.tv/koninscy-policjanci-obchodzili-swoje-swieto-w-licheniu/
Nach dem offiziellen Teil der Feier und kurzer Mittagspause, begann gegen 18:30 Uhr der große Polizeiball. Es wurde gefeiert und getanzt bis in die Morgenstunden, ein fröhliches und humanes Fest.
Am Frühmorgen des 29. Juli 2023 unmittelbar nach dem Frühstück im Hotel brachen wir mit Axel nach Berlin auf. Unterwegs haben wir einen Abstecher zu der inzwischen europaweit bekannten Christusstatue ,unweit von der polnischen Stadt Swiebodzin, gemacht. Gegen 13:00 Uhr haben wir Berlin erreicht.
Zum Schluss ist anzumerken, dass uns außer der Fahrtkosten (Benzinkosten und Mautkosten) keine weiteren Kosten entstanden sind. Die Verpflegung und die Eintrittsgebühren wurden durch unsere Gastgeber von der IPA übernommen und der Hotelchef vom Hotel Atut verzichtete großzügig auf die Rechnung.
Meinen Bericht möchte ich nun mit folgendem Satz abschließen,
wir haben beide mit Axel, zwei IPA-Mitglieder und Berliner Polizeibeamte im Ruhestand an einer Veranstaltung in unserem Nachbarland teilgenommen, die ihren Namen „Tag der Polizei“ alle Ehre macht und die man sich in unserem Land leider nicht vorstellen kann, die aber hinsichtlich der Stellung der Polizei nicht nur in der deutschen Gesellschaft sehr wünschenswert wäre.
Gerhard Spisla, POK i.R., IPA Berlin, Verbindungsstelle West
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