Im Leben vieler Menschen gibt es Wendepunkte, die den Weg maßgeblich beeinflussen. Für Andrea Luber war einer dieser Wendepunkte der Entschluss, ihren Bürojob im Bauamt des Landkreises Bergstraße hinter sich zu lassen und ihre Leidenschaft für die Kriminaltechnik zu entdecken. 1984 begann sie ihren Dienst als Kriminaltechnische Angestellte bei der Polizeidirektion Bergstraße und prägte das Team in Heppenheim über vier Jahrzehnten hinweg. Eine beeindruckende Reise, die nicht nur durch ihre herausragende Arbeit, sondern auch durch ihre unermüdliche Neugier und ihr Engagement für die Spurensicherung zu einer Erfolgsgeschichte wurde.
Technischer Wandel und unvergessliche Fälle
Andrea erlebte die revolutionären Veränderungen in der Kriminaltechnik hautnah: Vom Aufkommen der DNA-Analyse bis hin zur Digitalisierung, die die Spurensicherung revolutionierte. Besonders den Übergang von analogen zu digitalen Techniken beschreibt sie als einen der spannendsten Momente ihrer Laufbahn. In einer Zeit, in der die Technologien noch in ihren Kinderschuhen steckten, hatte Andrea stets das richtige Gespür, um auch mit den damaligen begrenzten Mitteln präzise und zuverlässige Dokumentationen zu erstellen.
Ein Fall, der Andrea für immer in Erinnerung bleiben wird, ist der mysteriöse Verschwindensfall eines Geldtransporters in den 1980er Jahren. Die Besatzung wurde später tot in einem Wald bei Biblis aufgefunden. „Ich werde nie vergessen, wie die beiden wie Schaufensterpuppen dalagen,“ erzählt sie von diesem bewegenden Erlebnis. Bis heute bleibt der Fall ungelöst und zeigt, wie präzise und beharrlich die Arbeit in der Spurensicherung sein muss.
Engagement und Kollegialität als Schlüssel zum Erfolg
Während die Arbeit in der Kriminaltechnik physisch und psychisch sehr herausfordernd ist, betont Andrea die Bedeutung des Kollegenzusammenhalts. „Wir haben viel unter uns gesprochen, mehr als heute,“ erinnert sie sich. Diese enge Zusammenarbeit hat nicht nur ihre Arbeit bereichert, sondern auch ihren beruflichen Werdegang entscheidend geprägt. In einer von Männern dominierten Branche war Andrea eine der wenigen Frauen, die sich in der Kriminaltechnik einen Namen gemacht hat. Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung wurde sie sowohl in Heppenheim als auch beim Landeskriminalamt als verlässliche Expertin geschätzt.
Die technologische Zukunft und ihre Verantwortung
Andrea hat die Fortschritte in der Technik stets begrüßt, doch bleibt sie auch kritisch gegenüber neuen Entwicklungen. Besonders bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz betont sie, dass diese Technologien zwar wertvolle Hilfsmittel darstellen, aber niemals die menschliche Kontrolle ersetzen dürfen. Ihre Einstellung zur Technik ist geprägt von der Balance zwischen Innovation und dem Erhalt ethischer Standards.
40 Jahre IPA-Mitgliedschaft: Ein starkes Netzwerk der Freundschaft
Neben ihrer außergewöhnlichen beruflichen Laufbahn kann Andrea stolz auf 40 Jahre Mitgliedschaft bei der IPA Bergstraße-Odenwald zurückblicken. Die IPA hat ihr durch den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt nicht nur beruflich viel bedeutet, sondern ihr auch geholfen, die unzähligen Herausforderungen des Berufsalltags zu meistern. „Die IPA ist wie eine große Familie,“ sagt Andrea mit einem Lächeln und erinnert sich an zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen und unvergessliche Momente.
Besonders bewegend war für sie die Auszeichnung für ihre langjährige Mitgliedschaft bei der IPA, bei der auch die Hilfsaktion der IPA Bergstraße-Odenwald für die Ukraine thematisiert wurde. Dieses Engagement hat sie tief berührt und zeigt, wie stark das Gefühl der Solidarität innerhalb der IPA ist.
Blick zurück und nach vorn
Andrea Luber kann auf eine Karriere voller Herausforderungen, Erfolge und unvergesslicher Momente zurückblicken. Ihre Arbeit war stets von einer tiefen Leidenschaft für die Kriminaltechnik geprägt, und sie hat eine bemerkenswerte Spur hinterlassen – sowohl in der Forensik als auch im Kollegenkreis. Sie betont: „Man muss neugierig bleiben und eine Spürnase haben.“ Ihre Weisheit und ihre Erfahrungen sind ein wertvoller Schatz für alle, die in die Spurensicherung eintauchen möchten.
Heute bleibt Andrea mit ihren ehemaligen Kolleginnen in Kontakt und verfolgt die Entwicklungen in der Kriminaltechnik aufmerksam. Sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass die Arbeit in der Spurensicherung mehr ist als ein Beruf – es ist eine Berufung, die den Mut, die Neugier und das Engagement erfordert, Spuren zu finden und der Wahrheit näher zu kommen.
Ein besonderer Dank für dieses inspirierende Gespräch geht an ihre ehemalige Kollegin und IPA-Freundin, Sandra Köhler, die das Gespräch mit Andrea führte und damit einen wertvollen Einblick in das Leben einer außergewöhnlichen Frau ermöglicht hat.
Andrea Luber – Eine Spurensucher-Ikone der IPA und der Kriminaltechnik!