Im Sommer 2025 hatten wir, drei Studentinnen der Hochschule des öffentlichen Dienstes Fachbereich Polizei in Fürstenfeldbruck, die Möglichkeit, gemeinsam ein zweiwöchiges Auslandspraktikum in Den Haag zu absolvieren. Das Programm ermöglichte uns, die Polizeiarbeit in einem anderen Land intensiv kennenzulernen, Einblicke in verschiedene Fachbereiche und Spezialeinheiten zu erhalten und Erfahrungen im internationalen Austausch zu sammeln. Neben den fachlichen Programmpunkten bot das Praktikum auch Raum für persönliche Begegnungen, kulturelle Eindrücke und den Vergleich unterschiedlicher Arbeitsweisen.
1. Praktikumsorganisation
Wir haben unser Praktikum über die IPA München organsiert. Zuvor hatten wir versucht, das Praktikum eigeninitiativ zu organisieren, indem wir E-Mails an mehrere Polizeiverbände innerhalb Europas schrieben. Da wir leider zumeist keine Antwort oder Absagen erhielten, sahen wir uns nach einer anderen Möglichkeit um.
Eine Kollegin machte uns auf die IPA und ihre internationalen Beziehungen aufmerksam. Daraufhin sind wir alle drei jeweils Anfang Januar 2025 Mitglied bei der IPA geworden und haben ziemlich zeitgleich mithilfe des „Bewerbungsformulars Austauschprogramm/ Hospitation“ eine Anfrage gestellt.
Die IPA München hat unsere Anträge dann sehr zügig an die IPA Den Haag weitergeleitet. Dort hat sich dann Johan Heijne als unser Ansprechpartner unserer Anfrage angenommen und uns im Februar über WhatsApp kontaktiert. Er erstellte eine WhatsApp Gruppe mit uns sowie weiteren Polizeikollegen, die in unterschiedlichen Bereichen der niederländischen Polizei arbeiten.
Da bis zu unserem Praktikum Ende Juli 2025 noch genügend Zeit hin war, konnten wir bereits im Vorfeld Wünsche und Vorschläge zu unserem Programm dort äußern.
Johan nahm sich dieser an und erstellte darum herum ein Programm, dass die zwei Wochen gut füllte. Durch die Kommunikation über WhatsApp konnten wir Fragen immer schnell und unkompliziert klären.
Anfang Juni 2025 erhielten wir dann einen groben Überblick über das Programm sowie einen Monat später dann das fertige Programm.
Parallel reichten wir den „Antrag für ein Praktikum außerhalb Bayerns“ hier bei unserem Studienort Fürstenfeldbruck ein.
Alles in allem war die Organisation äußerst unkompliziert. Sowohl die IPA München war sehr kompetent und bemüht als auch der Kontakt vor Ort zur IPA Den Haag war freundlich.
2. Programm
Sonntag, 27.07.2025 – Anreise
Am Sonntag begann unser Praktikum mit der Reise nach Voorburg in den Niederlanden. Nach der Ankunft am Nachmittag hatten wir Zeit, unsere Unterkunft zu beziehen und erste Eindrücke von der Umgebung zu sammeln. Der Tag diente in erster Linie der Orientierung und Vorbereitung auf die bevorstehenden Programmpunkte. Am Abend wurden wir von Johan und Robert, unseren zwei Ansprechpartnern, zum Essen eingeladen und hatten einen schönen Abend, an dem man sich kennengelernt hat. Johan und Robert sind beide Mitglieder der IPA in den Niederlanden und bei der Polizei in den Niederlanden beschäftigt.
Montag, 28.07.2025 – Vorstellung und erste Eindrücke in Den Haag
Der erste richtige Programmtag startete mit einer offiziellen Vorstellung bei der Nationalen Polizei im Polizeizentrum De Yp. Das Polizeizentrum ist vergleichbar mit einer Bereitschaftspolizeiabteilung. Am Vormittag erhielten wir eine Präsentation, die uns einen Überblick über die Organisation, Zuständigkeiten und aktuellen Herausforderungen der niederländischen Polizei vermittelte. Besonders spannend war es, Parallelen und Unterschiede zur bayrischen Polizeistruktur zu erkennen und mit unseren bisherigen Kenntnissen aus dem Studium zu verbinden.
Am Mittag hatten wir Gelegenheit zu einem gemeinsamen Essen mit dem Leiter der IPA Niederlande, bei dem wir die ersten Eindrücke reflektieren und Fragen an die Betreuer stellen konnten.
Der Nachmittag war besonders eindrucksvoll: Wir erhielten eine Führung durch das Polizeizentrum De Yp, bei der uns die Arbeit der Bereitschaftspolizei (RIOT-Police) nähergebracht wurde. Außerdem besuchten wir das Real Time Intelligence Center (RTIC), die Einsatzzentrale der Niederlande. Dieser Tag bot uns einen ersten umfassenden Einblick in die Vielseitigkeit der Polizeiarbeit in den Niederlanden.
Dienstag, 29.07.2025 – Forensische Arbeit und Kriminaltechnik
Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Forensik. Am Vormittag besuchten wir das Nationaal Forensisch Instituut (NFI) in Den Haag. Wir erhielten einen Vortrag über die internationale Arbeit des Forensischen Instituts und eine Führung durch das Gebäude. Hier wurde uns deutlich, wie stark die polizeiliche Arbeit mit wissenschaftlichen Methoden verknüpft ist und welche Bedeutung internationale Standards in der Forensik haben. Außerdem haben wir gemerkt, dass in diesem Bereich die Niederlande stark mit Deutschland zusammenarbeitet.
Der Tag zeigte uns sehr klar, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und wissenschaftlichen Institutionen ist.
Am Nachmittag besuchten wir die Forensische Opsporing in Leiderdorp, die Spurensicherung der Niederlande. Dort erhielten wir spannende Einblicke in die Arbeit der Spurensicherung und die Methoden der kriminaltechnischen Untersuchung.
Mittwoch, 30.07.2025 – Stadtführung Delft
Am Mittwoch unternahmen wir eine Stadtführung durch Delft und tauchten dabei gemeinsam mit Johan und Robert in die reiche Geschichte und charmante Atmosphäre dieser Stadt ein. Gemeinsam schlenderten wir durch die engen Gassen, bewunderten die historischen Häuser und die malerischen Grachten. Johan erzählte uns spannende Fakten über die Geschichte der Stadt. Besonders beeindruckend waren der Blick von dem Kirchturm und der Einblick in eine alte Gefängniszelle im Rathaus von Delft, zu der normale Touristen keinen Zutritt haben.
Donnerstag, 31.07.2025 – Polizeieinsatz-Training
An dem Tag erlebten wir einen spannenden und praxisorientierten Tag im Polizei Zentrum De Yp. Am Vormittag nahmen wir an einem umfassenden Polizei-Einsatztraining teil, bei dem wir unsere Fähigkeiten in realistischen Übungen unter Beweis stellen konnten und uns die Techniken der niederländischen Kollegen anschauen konnten. Wir übten Selbstverteidigung durchliefen Szenarientrainings, in denen typische Einsatzsituationen simuliert wurden. Außerdem hatten wir die Gelegenheit, unter professioneller Anleitung den sicheren Umgang mit der niederländischen Schusswaffe zu trainieren und den Einsatz von dem Taser kennenzulernen, inklusive der entsprechenden Sicherheitsaspekte.
Am Nachmittag besuchten wir das SWAT-Team (DSI) und erhielten spannende Einblicke in die Arbeit der Spezialeinheit. Wir lernten Taktiken und Ausrüstung kennen.
Freitag, 01.08.2025 – Spätschicht bei der Polizeidienststelle in Delft
Am Freitag stand für uns ein besonderer Praxistag auf dem Programm. Wir begleiteten eine Spätschicht bei der Polizeidienststelle in Delft. Dabei erhielten wir die Möglichkeit, den Alltag in einer lokalen Polizeiwache hautnah mitzuerleben.
Nach einer kurzen Einführung durch die diensthabenden Beamten konnten wir verschiedene Abläufe im Streifendienst beobachten. Besonders interessant war es, zu sehen, wie die Einsatzkoordination funktioniert und welche Herausforderungen die Kolleginnen und Kollegen im Schichtdienst bewältigen müssen. Während des Abends ergaben sich spannende Gespräche, die uns einen sehr authentischen Einblick in die Praxis vermittelten.
Dieser Tag war für uns ein Highlight, weil wir die Polizeiarbeit nicht nur aus Vorträgen oder Präsentationen kennenlernten, sondern direkt am Einsatzgeschehen teilhaben konnten.
Montag, 05.08.2025 – Verkehrspolizei Rotterdam
Der Montag führte uns nach Rotterdam, wo wir die Arbeit der Verkehrspolizei kennenlernten. Wir erhielten Einblicke in ihre täglichen Aufgaben, die Herausforderungen einer Großstadt und die technischen Hilfsmittel zur Verkehrsüberwachung. Besonders interessant war es, mit den Beamten ins Gespräch zu kommen und ihre Perspektiven auf aktuelle Probleme im Straßenverkehr zu hören und mehr über die automatische Kennzeichenerkennung in der Niederlande zu erfahren.
Dienstag, 05.08.2025 – Beach Patrol
Heute verbrachten wir einen aufregenden Tag bei der Polizei am Strand von Scheveningen. Morgens starteten wir mit einer Einweisung und durften direkt mit Quads den Strand erkunden. Dabei lernten wir, wie die Polizei in dieser einzigartigen Umgebung arbeitet und wie wichtig schnelle Reaktionen und Teamarbeit sind.
Besonders spannend war, dass wir tatsächlich an echten Einsätzen teilnehmen konnten. Es war ein tolles Gefühl, direkt mitanzupacken und zu helfen. Dabei stellte sich heraus, dass unsere Sprachkenntnisse sehr nützlich waren: Wir konnten deutschen Touristen bei Problemen und Fragen direkt übersetzen und unterstützen. Der Tag war nicht nur lehrreich, sondern auch ein echtes Abenteuer, bei dem wir hautnah erlebt haben, wie vielseitig und spannend die Arbeit der Polizei am Strand ist.
Mittwoch, 06.08.2025 – Hundestaffel
Am Mittwoch besuchten wir die Hunde- und Reiterstaffel der Polizei in Den Haag. Dort erlebten wir Vorführungen, die die Vielseitigkeit der Hunde zeigten – von Drogenspürhunden bis hin zu Einsatzhunden für den Schutzdienst. Uns wurden die Bestallungen der Pferde gezeigt und uns wurde der Einsatzbereich der Pferde nähergebracht.
Donnerstag, 07.08.2025 – Hafen von Rotterdam
Am Donnerstag stand der Rotterdamer Hafen im Mittelpunkt, einer der größten Seehäfen der Welt. Wir erfuhren, welche Rolle die Polizei bei der Überwachung und Sicherung dieses internationalen Knotenpunkts spielt. Der Besuch machte uns bewusst, wie komplex die Aufgaben im Bereich der Hafen- und Grenzsicherheit sind und wie eng Polizei, Zoll und andere Institutionen zusammenarbeiten müssen. Zum Schluss unseres Besuches durften wir mit zwei verschiedenen Booten der Hafenpolizei fahren und haben von den Kollegen eine Führung über den Hafen vom Wasser aus bekommen.
Freitag, 08.08.2025 – Parlamentsführung und Abschluss
Am Freitag erhielten wir eine exklusive Führung durch das niederländische Parlament. Der Sicherheitschef persönlich nahm sich die Zeit, uns durch das Gebäude zu führen und uns einen Blick hinter die Kulissen des politischen Zentrums des Landes zu gewähren. Besonders eindrucksvoll war es, zu erfahren, wie eng die Arbeit der Polizei mit den politischen Entscheidungen verbunden ist und welche Bedeutung Sicherheit in diesem Kontext hat. Dieser Einblick ergänzte unsere bisherigen Erfahrungen perfekt und half uns, die Verbindung zwischen Politik und Polizeiarbeit besser zu verstehen.
Am Abend rundeten wir den Tag mit einem gemeinsamen Abschlussessen mit unseren niederländischen Kollegen und Helfern ab. In entspannter Atmosphäre ließen wir die vielen Eindrücke noch einmal Revue passieren, tauschten Gedanken aus und genossen den gemeinsamen Ausklang eines besonderen Auslandspraktikums.
3. Fazit
Das Auslandspraktikum in den Niederlanden war für uns eine einzigartige Gelegenheit, die Polizeiarbeit in vielen Facetten kennenzulernen. Von kriminaltechnischen Laboren über internationale Ermittlungsbehörden bis hin zu Spezialeinheiten wie der Hundestaffel und der Wasserschutzpolizei – die Vielfalt der Programmpunkte vermittelte uns ein umfassendes Bild.
Besonders wertvoll war die Mischung aus fachlichen Inhalten, kulturellen Eindrücken und persönlichen Begegnungen. Wir haben nicht nur viel über Polizeiarbeit gelernt, sondern auch über die Bedeutung von Zusammenarbeit – sei es zwischen verschiedenen Abteilungen, Behörden oder Ländern. Für unser Studium und unsere persönliche Entwicklung war dieses Praktikum ein großer Gewinn und wir sind allen Beteiligten sehr dankbar für die tolle Organisation und Unterstützung.