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Erinnerung und Bildung: Studientag in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Am 19.09.1944 wurden insgesamt 1.960 dänische Polizeibeamte durch deutsche NS-Truppen entwaffnet und in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Ein Teil von Ihnen wurde später ins KZ Buchenwald verlegt.

Anlässlich der 80. Jährung dieses Vorfalls organisierten die Demokratielotsen der Polizeidirektion Flensburg gemeinsam mit der IPA Verbindungsstelle Flensburg-Schleswig einen Studientag in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zur Rolle der Polizei im Nationalsozialismus.

Den zehn Teilnehmern stand ein langer Tag bevor. Die ersten Teilnehmer brachen um 7:00 Uhr an der KRLS in Harrislee auf, weitere Kolleginnen und Kollegen wurden am PABR Schuby aufgenommen.

Um 10:00 Uhr ging es los: In den Schulungsräumen, die sich in einem renovierten Originalgebäude des KZ befinden, wurden wir von unserem Guide Dr. Andreas Strippel in Empfang genommen. Der sechsstündige Vortrag wurde mit einer interaktiven Wordcloud zu den Schlagworten „Polizei“, „Konzentrationslager“ und „Nationalsozialismus“ eingeleitet. Anhand dessen erarbeitete Dr. Strippel mit den Teilnehmern die Rolle der Polizei in Nazi-Deutschland. Dass primär die Polizei für die Einweisung in Konzentrationslager zuständig war und nicht die SS oder SA, überraschte doch den einen oder anderen. Die NS-Regierung instrumentalisierte die Polizei für ihren Machtapparat, was ein Zitat von Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, eindrücklich untermauert:

„Die nationalsozialistische Polizei leitet ihre Befugnisse zum Vollzug des Willens der Staatsführung und zur Sicherung des Volkes und des Staates nicht aus Einzelgesetzen, sondern aus der Wirklichkeit des nationalsozialistischen Führerstaates und aus den ihr von der Führung gestellten Aufgaben her. Ihre Befugnisse dürfen deshalb nicht durch formale Schranken gehemmt werden, weil diese Schranken sonst auch den Aufträgen der Staatsführung entgegenstünden.“

Geschickt wurde zur Rolle Dänemarks nach der Machtübernahme durch die Nazis übergeleitet und die Hintergründe erarbeitet, die schließlich zur Entwaffnung, Festnahme und Deportation von über 1960 dänischen Kollegen führten. 

Nach der Mittagspause wurde die Schulung dann bei einem Rundgang durch die Gedenkstätte fortgesetzt. Andreas Strippel brachte uns durch eindrückliche Schilderungen und beeindruckendes Fachwissen das „Leben“ im Konzentrationslager näher.

Die Teilnehmer zeigten sich hoch beeindruckt und zutiefst berührt ob des geschilderten. 

„Neuengamme – ein Ort, der immer wieder ein Gefühl der Beklemmung auslöst, auf der anderen Seite ein Gefühl der Dankbarkeit für das, wofür wir stehen und uns einsetzen.“ 

Ralf Dockenfuß, KHK

Abschließend wurde zu Ehren der deportierten Kollegen am Mahnmal der Gedenkstätte ein Kranz durch die IPA Region Sønderjylland-Schleswig, ein Freundschaftsverbund der Verbindungsstellen nördlich und südlich der Deutsch-Dänschen Grenze, niedergelegt. Unser dänischer Kollege Casper Kiilerich musste seine Teilnahme an der Schulung kurzfristig absagen. Jedoch aus einem erfreulichen Grund: Er wurde (etwas verfrüht) Vater eines gesunden Sohnes. 

„Eine sehr bewegende und nachdenkliche Veranstaltung, die meines Erachtens jede Kollegin und jeder Kollege besucht haben sollte, da sie das Bewusstsein der Rolle der Polizei in einer demokratischen Gesellschaft und den Missbrauch der Polizei in diktatorischen Gesellschaftssystemen bewusstmacht.“

Pier Orrù, KHK




Text: Jan Krüger
Fotos: Endrik Adelmann & Jan Krüger