Vom 16. – 23. September reisten 20 IPA-Freunde der Verbindungsstelle Flensburg, zu einer Studien- und Bildungsreise nach New York City, die durch die International Police Association (Verbindungsstelle Flensburg) organisiert wurde. Die Gruppe kehrte mit vielen unvergesslichen Momenten und weitreichenden Einblicken in die Arbeit des NYPD zurück.
🛈 Anerkannte Fortbildung:
Die Teilnahme wurde von der Landespolizei Schleswig-Holstein als Bildungsurlaub genehmigt – ein starkes Zeichen für den Wert internationaler Vernetzung und polizeilichen Erfahrungsaustausch mit der IPA!
Dienstag – Anreise und erste Eindrücke
Am Dienstag, den 16. September war es endlich so weit. Morgens um 4:00 Uhr traf sich die Gruppe auf dem Flughafen in Billund. Die Reise startete planmäßig und es ging über Amsterdam nach New York City. Nach dem Bezug des Hotels, das in Queens unmittelbar an der U-Bahn nach Manhattan gelegen ist, ging es direkt ins Abenteuer Großstadt. Bei einem Spaziergang über die Brooklyn-Bridge konnten erste Eindrücke der Großstadt gewonnen und unvergleichliche Skyline-Panoramen genossen werden.
Mittwoch – Besuch beim NYPD und der Police Academy
Am Mittwoch, 17. September, hatten wir unseren ersten Kontakt zur New Yorker Polizei. Unsere Ansprechpartnerin Carolina von der IPA New York empfing uns um 10:00 Uhr im 13. Precinct (analog zu Polizeirevier).
Schon beim Betreten fiel auf, wie viel Wert die Polizei auf das Gedenken an verstorbene Kollegen legt – durch Tafeln, Bilder, Vitrinen und kurze Würdigungen. Dieses Andenken begegnete uns auch in allen weiteren Dienststellen.
Zur Begrüßung wurden uns eine Schale frisches Obst und Bagels mit Frischkäse serviert.
Die Wache selbst wirkte etwas in die Jahre gekommen, die Büros boten Verbesserungspotenzial. Dafür stand den Kollegen ein moderner, großzügiger Fitnessraum zur Verfügung. Im 13. Precinct wird auch ein Teil der Einstellungstests des NYPD durchgeführt: Bewerber müssen in einer Turnhalle einen Fitnessparcours in 4:30 Minuten absolvieren. Am Ende der sechsmonatigen Ausbildung ist derselbe Parcours in 3:30 Minuten Pflicht – sonst gilt die Ausbildung als nicht bestanden.
Von dort fuhren wir im Konvoi unter entspannter Nutzung von Sonder- und Wegerechten zur Police Academy. Diese ist für die Aus- und Fortbildung zuständig. Jährlich gibt es etwa 500 Neueinstellungen, deutlich weniger als nötig, da auch das NYPD Nachwuchsprobleme hat.
Die Akademie ist ein moderner Neubau mit umfangreicher Ausstattung, die nahezu keine Wünsche offenlässt: großer Speisesaal, Fitnessräume auch für Pensionäre, Sporthalle, Schwimmbad sowie ein Trainingszentrum mit nachgestellter Einkaufsstraße, Bank, Kneipe, Supermarkt, Polizeiwache und parkenden Autos. Dort werden realistische Einsatzszenarien geübt, die per Videoleinwand im Unterricht durch die nicht beteiligten Kollegen analysiert werden.
Wir durften auch eine Unterrichtsstunde im 1100 Plätze fassenden Auditorium beobachten: Anhand von Videomaterial der Bodycams einer Demonstration wurde das Verhalten der eingesetzten Beamten diskutiert – ein sehr praxisnaher Ansatz. Selbst die Erste-Hilfe-Ausbildung umfasst Übungen an Puppen von Erwachsenen und Kindern. Insgesamt entstand der Eindruck, dass die Ausbildung trotz der kurzen Dauer praxisnäher und einsatzorientierter ist als in Schleswig-Holstein.
Ein besonderes Erlebnis war das Antreten auf dem Paradeplatz: Rund 500 Auszubildende, viele noch im ersten Monat ohne Uniform, wurden vom Leiter – einem typischen „Drill Instructor“ – lautstark begrüßt und erwiderten dies ebenso kraftvoll. Befehle, Übungen und Liegestütze gehörten zum Programm. Erst nach einem Monat erhalten die Anwärter ihre graue Uniform, die blaue des Einzeldienstes muss man sich erst verdienen.
Auch im Alltag der Akademie ist der militärische Stil spürbar: Auszubildende gehen stets am Rand der Gänge, salutieren jeden Entgegenkommenden, und selbst beim Tragen schwerer Taschen wird eine Hand freigemacht, um den Gruß nicht zu unterlassen.
Über den strengen Ton des Leiters und den militärischen Stil der Ausbildung gingen die Meinungen auseinander, doch die Kollegen, die uns begleiteten, sagten unisono: „He is a good guy – he takes care of us!“
Donnerstag – Freizeit und Erkundungen
Der Donnerstag, 18. September, stand allen Teilnehmern zur freien Verfügung. Einige nutzen die Zeit und gingen in einem Outlet-Store in New Jersey shoppen, andere erkundeten Brooklyn und suchten das 99th Precinct, bekannt aus der bekannten Comedyserie „Brooklyn 99“. In Wirklichkeit befindet sich in diesem Gebäude das 78th Precinct des NYPD. Auch die fiktive Anwaltkanzlei „Pearson, Specter, Litt“ (Suits) wurde mitten in Manhattan gespottet. Der Abend wurde in der angesagten Cocktailbar „Oscar Wilde“ eingeleitet, bevor Teile der Gruppe New York von oben bei Nacht bestaunten. Die Sicht vom „Top of the Rock“ ist einfach beeindruckend.
Freitag – Headquarters, Memorial und One World Trade Center
Am Freitag, 19. September, besuchten wir das Police Headquarters. Dort empfing uns Deputy Inspector Nolte. Nach der obligatorischen Personen- und Taschenkontrolle gelangten wir ins Gebäude. Im Eingangsbereich fielen mehrere Ehrentafeln für im Dienst verstorbene Kollegen sowie eine Bronzestatue auf, die einen Polizisten mit einem Kind zeigt – Symbol für die Polizei als schützende Familie.
Im ersten Obergeschoss trafen wir auf den Kollegen und IPA-Freund Perez, den ehemaligen Präsidenten der Police Academy. Er erläuterte uns die Struktur der New Yorker Polizei und die Aufgaben des Headquarters. Anschließend zeigte uns ein diensthabender Officer die Technik und Arbeitsweise: Rund 18.000 feste Kameras überwachen das Stadtgebiet, nahezu jede Straße ist einsehbar. Im Lagezentrum liefen parallel mehrere Nachrichtensender, um die Sicherheitslage für New York sofort analysieren zu können. Zudem hatten die Kollegen Zugriff auf Flugdaten und Passagierlisten der drei großen Flughäfen. Auch laufende Einsätze, bei denen Widerstand oder Angriffe gegen Beamte gemeldet wurden, erschienen in Echtzeit auf den Monitoren – allein während unseres Besuches gab es drei relevante Vorfälle.
Im Anschluss führte uns Kollege Nolte zum 9/11 Memorial, das an der Stelle der zerstörten Zwillingstürme errichtet wurde. Zwei Becken mit scheinbar endlos herabfließendem Wasser erinnern an die Tragödie, in deren Umrandung die Namen der 2.983 Opfer eingraviert sind. Viele damals eingesetzte Beamte haben das Museum, das unter dem Memorial errichtet wurde, bis heute nicht betreten: „Ich habe alles schon gesehen, das muss ich nicht nochmal…“ war die Aussage des Kollegen Nolte.
Im One World Trade Center steht VIP-Gästen und an diesem Tag auch den IPA-Freunden im 68. Stockwerk eine eigene Aussichtsplattform mit Café zur Verfügung.
Zum Abschluss besuchten wir das 1st Precinct. Dieser Bezirk umfasst nur eine Quadratmeile, deckt jedoch die südliche Spitze Manhattans ab – inklusive World Trade Center, SoHo, Tribeca und der Wall Street.
Am Abend besuchten Teile der Gruppe ein Gala-Dinner, die offizielle Eröffnung der Steubenparade. Bei gehobenen Essen und angeblich typisch deutscher Musik, kam man unter anderem ins Gespräch mit dem deutschen Generalkonsul in New York, Til Knorn, der gleichzeitig als Grand Marshal der Parade geehrt wurde.
Samstag – Steubenparade und Oktoberfest im Central Park – ein unvergessliches Erlebnis
Am Samstag war es so weit: Wir durften an der Steubenparade teilnehmen – dem eigentlichen Höhepunkt unserer Reise. Die Steubenparade ist ein Umzug, der die Deutsch-Amerikanische Freundschaft und Verbundenheit feiert. Schon beim Aufbruch aus dem Hotel erregten unsere Ausgehuniformen Aufmerksamkeit, und auch auf der Bahnfahrt zur 5th Avenue änderte sich das nicht.
Vor der Parade nahmen wir am Gottesdienst in der berühmten St. Patrick’s Cathedral teil. Der Anblick unzähliger Trachten- und Uniformträger in diesem geschichtsträchtigen Gebäude war beeindruckend.
Danach stellten wir uns zwischen Trachtenvereinen, Feuerwehren und Spielmannszügen in Formation auf und warteten auf den Start der Parade. Die Zeit wurde zum Tauschen von Patches und Coins genutzt. Als die Parade begann, marschierten wir in der ersten Divison hinter der „Honor Guard“ des NYPD die 5th Avenue entlang – begleitet von tausenden begeisterten Zuschauern. Wir wurden bejubelt, erhielten Fähnchen und viele Dankesbekundungen für unsere Arbeit. Selbst Kollegen aus Flensburg entdeckten wir im Publikum. Unvergessliche Momente für uns alle.
Am Ende der Parade machten wir das obligatorische Gruppenfoto. Anschließend tauschten wir die Uniform gegen bayerische Tracht und feierten im Central Park Oktoberfest – mit Volksmusik, Blasmusik und vielen neuen internationalen Kontakten.
Den Tag ließen wir schließlich gemeinsam auf unserer Dachterrasse ausklingen.
Sonntag – Sightseeing und Sport
Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Sports. Wir starteten diesmal etwas später in den Tag und wanderten etwas in Richtung Norden, um mit der Roosevelt Island Tramway zu fahren. Mit dieser Schwebebahn konnten wir den East River von Roosevelt Island nach Manhattan überqueren. Unterwegs waren spektakuläre Ausblicke auf Manhattan, den East River und Roosevelt Island inklusive.
Abends stand für Teile der Gruppe eine Reise nach New Jersey an. Im „Metlife Stadium“ erlebten wir ein nicht ganz spannendes, aber beeindruckendes NFL-Spiel zwischen den New York Giants und den Kansas City Ciefs. Natürlich durfte auf der Anfahrt ein Dosenbier aus einer Papiertüte nicht fehlen.
Wer nicht mit ins Stadion wollte, vertrieb sich anders die Zeit. Ein Musicalbesuch am Broadway war nicht minder aufregend als das Football-Spiel.
Montag – Bootstour, 9/11 Museum und Abschlussabend
Am Montag um 7:00 Uhr begann unser letzter voller Reisetag. Ausschlafen war nicht drin, denn das Programm war erneut gut gefüllt: Zunächst stand eine Bootsfahrt mit dem NYPD auf dem Plan, anschließend der Besuch des 9/11 Memorial Museums.
Die Bootstour startete pünktlich bei ausnahmsweise bewölktem Himmel und angenehmen 24 Grad. Vom North Cove Yacht Harbor aus fuhren wir mit einem Polizeiboot über den Hudson River, um Manhattans Südspitze herum in den East River und genossen den Blick auf die Skyline und die berühmten Brookyn- und Manhattan-Bridges. Dabei passierten wir auch den Heliport, auf dem am Abend Präsident Trump zur UN-Vollversammlung landen sollte. Weiter ging es zur Freiheitsstatue, wo wir vor Liberty Island einen Stopp für Fotos und spannende Geschichten der begleitenden Kollegen einlegten.
Nach diesem vergnüglichen Auftakt folgten bewegende Stunden im 9/11 Memorial Museum. Zwar hatten wir in den vergangenen Tagen schon viel über die Anschläge erfahren, doch hier wurde die Tragödie noch einmal greifbarer. Mit Audioguides, Fotos, Videos und Originalteilen der Türme vermittelte das Museum die Dimension des Ereignisses. Besonders ergreifend waren die Mitschnitte von Notrufen, letzte Telefonate an Angehörige und die Aufnahmen derer, die aus den oberen Stockwerken sprangen.
Um danach auf andere Gedanken zu kommen, kehrten einige von uns in die Bar „O’Hara’s“ ein, deren Wände und Decken mit Patches von Polizei und Feuerwehr aus aller Welt geschmückt sind. Ein kühles Bier tat nach dem Museumsbesuch besonders gut.
Zum gemeinsamen Abschlussessen traf sich die Gruppe in „Pete’s Tavern“, New Yorks ältestem Restaurant. Dort stießen auch Carolina vom NYPD und Brian, der Social-Media-Beauftragte der IPA New York, zu uns. Bei gutem Essen, Getränken und vielen Gesprächen ließen wir den Abend ausklingen.
Einige aus der Gruppe setzten das Beisammensein anschließend auf der Dachterrasse unseres Hotels fort – mit einem letzten Blick auf die funkelnde Skyline von New York City.
Dienstag – Abschied und Heimreise
Nach dem Räumen der Zimmer und Unterbringung der Koffer nutzen alle nochmal die Gelegenheit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Ob Flanieren im Central Park oder Shopping in Manhattan… Für alle war etwas dabei.
Viele Blicke richteten sich an diesem Tag auf die Smartphones. In Amsterdam, unserem Umsteigeflughafen, sollte gestreikt werden und bis kurz vor dem Abflug war unklar, ob unser Flug überhaupt durchgeführt wird.
Auf dem Weg zum Flughafen trafen wir erneut unseren IPA-Freund Brian. Er hatte noch NYPD-Mützen und Patches dabei. Es wurde fleißig getauscht, ehe man uns in den Airtrain nach JFK einlud. „Cops help Cops“.
Thank you New York, wir kommen wieder. Ohne weitere Streik-Probleme kamen wir pünktlich am Mittwochmittag in Billund an.
Text: Ralf Heinrich (PABR SL), Boris Unmack (RLS Kiel), Lars Hansen (PR Husum), Lynn Thomsen (KDD Flensburg), Jan Krüger (1. PR Flensburg)
Fotos: Reiseteilnehmer