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Hospitationsbericht USA

Unsere IPA-Mitglieder Jörg und Alexander haben im Oktober 2023 die Möglichkeit wahrgenommen, eine einwöchige Hospitation beim Whitehall Police Department (WPD) in Ohio zu absolvieren. In seinem Bericht schildert Jörg die spannenden Erfahrungen, die beide machen durften:

„Whitehall ist eine Vorstadt der Millionenmetropole Columbus mit ca. 20.000 Einwohnern. Das WPD ist mit seinen 70 Mitarbeitern für die Polizeiarbeit in der Stadt zuständig. Hierzu zählen die Tätigkeit des Streifendienstes, der Detectives und der Narcotics Unit (= Kriminalpolizei und Rauschgiftabteilung), der Hundestaffel sowie des SWAT-Teams (Pendant zum SEK). Im Folgenden werden wir euch einen kurzen Abriss unserer Hospitationswoche aufzeigen.

Tag 1 und 2

Nach langen Strapazen am Flughafen auf Grund eines Flugausfalls waren wir endlich am Columbus International Airport angekommen, wo wir auch schon freundlich von unserem Verbindungsbeamten, Lieutenant Brian Smith, in Empfang genommen wurden. Alex und ich fuhren mit ihm zu seinem Haus in Delaware, OH, wo wir jeweils in einem Gästezimmer unser Quartier bezogen. Nach einer notwendigen Dusche und kurzer Hausführung ging es weiter ins 45 Minuten entfernte Whitehall, wo uns zunächst das PD gezeigt wurde, gefolgt von mehreren Einsatzfahrzeugen. Kurz konnten wir auch einen Blick in die gut ausgestattete Waffenkammer und Umkleideräumlichkeiten des PD werfen.  

Während der ersten beiden Tage war eine so genannten „Blitz“-Aktion geplant. Hier befinden sich neben dem alltäglichen Personal ca. 20 zusätzliche Beamte im Dienst. Auf gut Glück oder nach Hinweisen der Narcotics Unit werden dann überall in Whitehall, meistens auf der stark befahrenen Durchgangsstraße nach Columbus, viele Verkehrskontrollen durchgeführt, bei dem so mancher Btm- und WaffG-Verstoß zu Tage kam. Alex und ich nahmen an diesen beiden Tagen jeweils Platz auf den Beifahrersitzen von Police Officer (PO) Salyers und PO Glunt, beide Mitte 20 und dementsprechend motiviert.

Die Bilanz der beiden Tage belief sich auf ca. 20 eigene „traffic stops“, sowie unzählige Unterstützungen bei anderen Kollegen. Highlight war ein Btm-Verstoß mit 18g Kokain, hunderten von Tabletten Exctasy, Fentanyl sowie 120g Marihuana und ein Verstoß mit einer illegalen Handfeuerwaffe. Am zweiten Tag wurde die Aktion sogar von einem Fernsehteam begleitet, ein Videobeitrag ist hier zu finden (wir sind dort auch zu sehen):

https://abc6onyourside.com/news/local/ride-along-with-whitehall-police-crime-blitz-make-city-saferohio#

An Tag 2 stand ebenfalls noch ein Gespräch mit der Bürgermeisterin Kim Maggard auf dem Plan, wo über die politische Lage in den USA und in Deutschland gesprochen wurde.  

Tag 3 und 4

Dies waren unsere beiden „days off“ (freie Tage), wo uns Brian und seine Frau Cassie zuerst mit nach Cedar Point nahmen, einem riesigen Freizeitpark und Achterbahn-Mekka am Lake Erie im Norden

Ohios.   

Am zweiten freien Tag ging es für uns zu einer echten amerikanischen „shooting range“ mit angrenzendem riesigen Waffengeschäft. Eine sehr interessante Erfahrung, bei welcher man gesehen hat, was für einen Stellenwert Waffen und vor allem das „Second Amendment“, die waffenrechtliche Verankerung im US-Grundgesetz, spielen. Alex und ich konnten hier mehrere Pistolen, ein Sturmgewehr AR-15 aus Brians privatem Sammelsurium, sowie eine schallgedämpfte Pistole ausprobieren, was wirklich eine komplett neue Erfahrung war. Natürlich durften dann das Erwerben einiger Accessoires, wie Patches und T-Shirts aus dem Waffengeschäft nicht fehlen.  

Danach besuchten wir noch die Innenstadt („Downtown“) von Delaware, welches die Geburtsstadt des 19. US-Präsidenten Rutherford Hayes ist. Abends stand dann als weiteres Highlight des Tages das Einkehren in der Restaurantkette „Texas Roadhouse“ mit wahnsinnig guten Steaks und Burgern auf dem Plan. Yummi!

Tag 5 – 7  

An den letzten drei Tagen beim WPD erlebten Alex und ich den Streifendienst und fuhren mit mehreren unterschiedlichen PO’s Streife. Hierbei erlebten wir viele verschiedene Einsätze, zum großen Teil auch wie wir sie vom Streifendienst zu Hause kennen. Darunter befanden sich mehrere gestohlene Pkw, inklusive einer kurzen Verfolgungsfahrt mit Helikoptereinsatz, ein flüchtiger, dann festgenommener Ladendieb, ein §315c – Pendant (Unfall unter Alkoholeinfluss), viele Verkehrskontrollen mit kleineren

Verstößen, mehrere Fälle von häuslicher Gewalt und Streitigkeiten, Überfallalarme (welche sich als Fehlalarme herausstellten) sowie mehrere Einlieferungen ins Franklin County Jail, auf Grund bestehender Haftbefehle.  

Interessant war auch ein Besuch beim lokalen Walmart, wo Polizeibeamte in ihrer Freizeit angeheuert werden können und dort in Uniform Dienst tun, quasi als Ladendetektive. Bezahlt werden die Beamte dann von Walmart mit einem beachtlichen Stundenlohn von bis zu $70. Generell ist der Verdienst der Polizeibeamten beim WPD beachtenswert. So verdient ein PO (Streifendienstbeamter ohne besondere Zusatzaufgaben) nach fünf Jahren Erfahrung bis zu $100.000 im Jahr. Ein Lieutenant – das Pendant zum Dienstgruppenleiter – bis zu $150.000 im Jahr.

Zusätzlich zum Erlebnis des Streifendienstes besuchten Alex und ich mit Brian noch eine angrenzende Militärbasis, die Nachbar-PD’s Gahanna und Reynoldsburg und das Whitehall Fire Department, wo wir sogar beim gemeinsamen Mittagessen in der hauseigenen Großküche teilnehmen durften.  

Highlights der Woche beim WPD waren unter anderem die Ausstattung in Sachen Streifenwagen und Bewaffnung. In jedem Streifenwagen befindet sich eine Trennwand zum Fahrzeugfond, ein komplett ausgestatteter Windows-PC mit angeschlossenem Drucker, ein Radargerät für

Geschwindigkeitsmessungen, zusätzliche Bewaffnung in Form eines Sturmgewehrs und einer Schrotflinte, Dashcams in alle Richtungen und nicht zu vergessen der Rammschutz an der Fahrzeugfront, welcher vor allem zur Verhinderung eigener Fahrzeugschäden dient.  

Zudem konnten wir die Polizei und vor allem den Streifendienst dort hautnah und echt erleben. Hier zeigte sich für uns, dass sich die Polizeibeamten – trotz des Problembezirks Whitehall – selbst bei brenzligen Situationen oder schwierigen Bürgerinteraktionen nicht aus der Ruhe bringen ließen. Im Gegensatz zu den vorherrschenden Vorurteilen über die amerikanische Polizei stellten diese sich für uns sehr bürgernah, freundlich und zuvorkommend dar.  

Auch die netten und witzigen Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen, von denen uns einige ans Herz gewachsen sind, werden uns im Gedächtnis bleiben. Zusammenfassend war die Hospitation für uns eine wirklich gewinnbringende Erfahrung, bei welcher wir einiges an Eindrücken mitnehmen konnten. Nach der aufregenden Woche in Ohio ging es für Alex und mich dann wieder an den Flughafen, von welchem wir nach Florida weiterreisten, um die Erfahrungen in einem ausgedehnten Urlaub erstmal zu verarbeiten.“

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