Im März dieses Jahres entschlossen wir uns – drei Kollegen und Freunde von der Polizeiinspektion Schweinfurt, Nils, Linus und ich (Michael) – die Möglichkeiten der International Police Association (IPA) zu nutzen, um einen Einblick in die Arbeit des New York Police Department (NYPD) zu gewinnen.
Wir nahmen Kontakt mit der IPA auf und wurden dabei durch Eric Goodrich, Verbindungssekretär der US-Sektion für Österreich und Deutschland, unterstützt. Über ihn erfolgte die Anmeldung bei Carolina Arres, der Betreuungsbeauftragte (Reception Officer) für die Region New York City. Schon vor unserer Reise standen wir mit Carolina über WhatsApp in Verbindung, bekamen wertvolle Hinweise und Tipps und fühlten uns von Anfang an bestens betreut.
Von Eric erhielten wir außerdem den Hinweis, unbedingt ein Ride-Along beim NYPD mitzuerleben. Der Ablauf hierfür war allerdings etwas aufwendiger: Die Bewerbung musste direkt ans NYPD geschickt werden, inklusive eines kurzen Motivationsschreibens, sowie der Übermittlung unserer persönlichen Daten. Trotz dieses formalen Verfahrens funktionierte alles erfreulich kurzfristig, sodass wir bereits vor der Abreise die Zusage in Händen hielten. Besonders spannend: Wir durften uns selbst aussuchen, in welchem Stadtteil wir das Ride-Along machen wollten – und entschieden uns bewusst für Brooklyn, eine etwas rauere Gegend, in der wir uns einen authentischen Eindruck vom Polizeialltag erhofften.
Erste Tage in New York
Am 19. März kamen wir in New York an und nutzten den ersten Tag, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Schon am nächsten Morgen trafen wir uns mit Juan Perez, dem ehemaligen Präsidenten der IPA-Region New York City. Er führte uns durch die Grand Central Station und zeigte uns dort die berühmte „Whispering Gallery“, in der geflüsterte Worte durch die besondere Architektur über die Decke hinweg von einer Ecke zur anderen getragen werden und erzählte uns etwas zur Geschichte des ältesten Bahnhofs in New York City – ein echtes Highlight gleich zu Beginn.
Im Anschluss durften wir die ESU mit ihrem Truck 1, eine Spezialeinheit des NYPD in Manhattan, besuchen. Dort wurden uns Einsatzfahrzeuge, Ausrüstung und sogar ein gepanzertes SWAT-Fahrzeug gezeigt. Weiter ging es ins 13. Precinct, wo wir auch einen Blick auf die neuen, vollelektrischen Einsatzfahrzeuge werfen konnten – dem Ford Mustang Mach-E. An diesem Tag hatten wir bereits die Gelegenheit, unsere ersten Patch-Tauschaktionen vorzunehmen – darunter die offizielle Übergabe des IPA Bayern Patches und Wimpels an Carolina.
Über Carolina erhielten wir außerdem Zugang zur Manhattan South Narcotics Unit, die uns ihre versteckte Dienststelle zeigte. Besonders eindrucksvoll war, dass die Einheit am selben Tag einen verdeckten Waffenkauf und anschließende Festnahmen vorbereitete.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir die legendäre Polizei Bar O’Hara’s am One World Trade Center. Dort hängen unzählige Polizei-Patches aus aller Welt, und wir verewigten uns mit dem Patch unserer Polizeiinspektion Schweinfurt direkt am Eingang in Richtung des One World Trade Centers.
Weitere Besuche und ein Roadtrip
In den folgenden Tagen standen weitere Besuche an, etwa beim First Precinct an der Franklin Street. Natürlich blieb auch Zeit für den Central Park und eine Rooftop-Bar beim Flatiron Building. Außerdem tauschten wir Patches mit der New York State Police.
Am 22. März machten wir einen Roadtrip in die Hamptons. Eigentlich wäre für diesen Tag ein Besuch der Polizeiakademie mit Juan Perez geplant gewesen, doch wir kombinierten unseren Ausflug mit einem Besuch bei der Highway Patrol Precinct No. 2. Dort bekamen wir die Einheit samt Motorradstaffel vorgestellt und wurden anschließend zur Hubschrauberstaffel weitergeleitet. Zufälligerweise trafen wir dort Juan Perez mit weiteren IPA-Mitgliedern aus Osteuropa. Wir wurden herzlich empfangen, konnten die Maschinen aus nächster Nähe betrachten, selbst Platz im Cockpit nehmen und erlebten als besonderes Highlight – ein Flyover eines der Helikopter.
Während unseres Hamptons-Ausflugs besuchten wir zudem die Westhampton Beach Police, tauschten Patches und fuhren bis zum äußersten Ende von Long Island – ein langer, aber sehr eindrucksvoller Tag.
Am 23. März besuchten wir gemeinsam mit Juan Perez das Police Headquarters in Manhattan. Besonders bewegend war der Besuch der Gedenkhalle mit Namen aller im Dienst verstorbenen Kolleginnen und Kollegen – sowohl jene, die beim Einsatz am 11. September 2001 ihr Leben verloren hatten, als auch diejenigenm die in den Folgejahren an den daraus resultierenden Erkrankungen verstorben sind. Darüber hinaus konnten wir den großen Presseraum, die beeindruckende Einsatzzentrale mit unzähligen Kameras sowie die Technik zur Schusserkennung besichtigen. Über die Park Police durften wir im Anschluss noch mit der Fähre zur Freiheitsstatue fahren – ein weiterer unvergesslicher Moment.
Das Ride-Along im 83. Precinct
Am 24. März war es dann soweit: unser Ride-Along im 83. Precinct in Bushwick, Brooklyn. Schon beim Betreten der Dienststelle wurden wir herzlich empfangen – fast so, als wären wir Teil der Einheit. Jeder von uns erhielt eine Schutzweste und wurde einem Streifenteam zugeteilt. Bereits nach wenigen Minuten waren wir mitten im Geschehen einer lebhaften Frühschicht. Es war spannend zu sehen, wie viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede es zum deutschen Polizeidienst gibt.
Nach dem Einsatz nahmen sich die Kolleginnen und Kollegen noch viel Zeit für uns. Besonders hervorzuheben ist das Gespräch mit dem Dienststellenleiter des 83. Precincts Captain David Poggioli, der uns persönlich verabschiedete. Zudem wurde unser Besuch auf dem offiziellen Twitter-Account des 83. Precincts gewürdigt – mit Fotos und der Nachricht, wie sehr man sich über unseren Besuch gefreut hat.
Wir stehen bis heute in Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen des Precincts und würden uns freuen, sie eines Tages auch in Deutschland zu einem Ride-Along begrüßen zu dürfen.
Abgerundet wurde dieser besondere Tag mit einem Besuch der Habor Unit (Wasserschutzpolizei) in Brooklyn, einem Abstecher zur K9-Unit und schließlich einem Basketballspiel der Brooklyn Nets – der perfekte Abschluss unserer Erlebnisse.
Fazit
Am 25. März traten wir schließlich die Heimreise an. Die vielen Begegnungen, die außergewöhnliche Gastfreundschaft und die tiefen Einblicke in die Arbeit des NYPD haben uns nachhaltig beeindruckt.
Unser Dank gilt insbesondere Erich Goodrich, Juan Perez und Carolina Arres, die uns mit Rat, Tat und Herzblut unterstützt haben. Ohne die IPA und deren Kontakte wäre diese Erfahrung nicht möglich gewesen.
Für uns steht fest: Diese Reise hat uns nicht nur fachlich, sondern auch menschlich bereichert. Für die Zukunft plane wir auch andere Regionen der USA zu erkunden, wobei die Gastfreundschaft und die Erlebnisse in New York und im Zusammenhang mit dem NYPD nur schwer zu übertreffen sein werden.