nach Berlin und in den Spreewald
Ende August ging es mit 8 Motorrädern und 11 Personen zunächst von Hamburg nach Berlin. Zur Bewältigung der gut 310 km langen Tagesetappe mussten wir, entgegen unseren Grundsätzen, auch einen kleinen Teil die Autobahn benutzen. Den überwiegenden Teil fuhren wir dann aber wie gewohnt auf einsamen Kreis- und Landstraßen, durch das wunderbar weitläufige Mecklenburg-Vorpommern. Das Wetter konnte besser nicht sein, so dass die Fahrt durch die Landschaften ein wahrer Genuss war. Nur der Straßenzustand forderte auf manchen Abschnitten so manches Mal die kompletten Federwege unserer Motorräder. Das Fahren erinnerte da eher an eine Schifffahrt auf unruhiger See, als an ein gleiten durch die Natur.
Auf unser Tour lag ein Halt an der KZ-Gedenkstätte in Sachsenhausen (bei Oranienburg). Dabei stellten wir schnell fest, dass eine Besichtigung im Rahmen einer Motorrad-Tagestour gar nicht möglich ist. Das Museum und die Gedenkstätte sind so umfassend und weitläufig, dass es mindestens einen ganzen Tag erfordert zu erfassen, was dort ab 1933 alles geschah. Wir werden also nochmal wiederkommen und mehr Zeit mitbringen. Dann auch nicht in Motorradkleidung, bei zwischenzeitlich sehr sommerlichen Temperaturen von 28 Grad.
In Berlin angekommen lag unser Hotel in fußläufiger Entfernung zum Alexanderplatz und verfügte über eine Tiefgarage, wo unsere Motorräder einen schattigen Platz fanden und wir von dort direkt in das Hotel gehen konnten. Aufgrund der sommerlichen Hitze verzichteten wir auf das obligatorische Lederbier am Tourende und bezogen zunächst unsere Zimmer. Der Wunsch nach einer erfrischenden Dusche war einfach zu groß. Diese war auch ein kleines Highlight für sich, stand sie doch mit gläsernen Wänden mitten im Raum. Am frühen Abend hatte ich für uns im Metzer Eck, einer seit mehr als 100 Jahren familiär geführten Berliner Kneipe und damit eine der letzten ihrer Art, einen Tisch reserviert. Bei kühlen Getränken und noch echter Hausmannskost konnten wir dort den sommerlichen Abend wunderbar ausklingen lassen.
Am 2. Tag blieben unsere Motorräder stehen. Dank der Vorbereitung von Jörg W. war ein Besuch des Reichstages und einiger Regierungsgebäude vorgesehen. Aufgrund der Voranmeldung war die Einlass- und Sicherheitskontrolle schnell erledigt. Auf der Tribüne, welche an normalen Sitzungstagen der Presse vorbehalten war, lauschten wir einem sehr interessanten und mit viel Anekdoten gespickten Vortrag über das Wirken unseres deutschen Bundestages, bevor es in die gläserne Kuppel ging. Eine sehr imposante, architektonische Leistung. Zudem war nicht nur der Blick in das Innere des Gebäudes beeindruckend, nein auch der Blick über die gesamte Stadt und das umliegende Regierungsviertel war bei dem anhaltend schönen Wetter einfach herrlich. Im Anschluss konnten wir uns in der Kantine des Paul-Löbe-Hauses, welches sage und schreibe über 1.000! Büros und 21 Sitzungssäle verschiedener Ausschüsse verfügte, stärken. Im Anschluss führte uns Pascal, Bürovorsteher von der Bundestagsabgeordneten Dorothee Martin (2011-2020 in der HH-Bürgerschaft) durch die parlamentarischen „Nebengebäude“, welche aufgrund ihrer Größe und der jeweiligen, besonderen Architektur nicht weniger interessant waren. Hierbei handelte es sich um das genannte Paul-Löbe-Haus, das Maria-Elisabeth-Lüders-Haus, sowie das Jakob-Kaiser-Haus. Unsere Besichtigungstour führte uns zum Ende nochmals durch das Reichstagsgebäude, wo wir weitere Informationen und Einblicke in der geschichtlichen Entwicklung und in die täglichen Abläufe unserer Regierung erhielten. Nach einem gut 6 Stunden andauernden Besichtigungsmarathon waren unsere Info-Speicher bis oben hin gefüllt, so dass wir uns mit großem Dank von Pascal verabschiedeten und mit den vielen, wirklich interessanten Einblicken unseren Rückweg zum Hotel antraten. Eine kurze Dusche brachte dann so einige Lebensgeister zurück, bevor es zum 2. Mal ins Metzer Eck ging. Auch wenn der Tag sehr anstrengend war, so waren doch alle zufrieden und genossen an diesem schönen, warmen Sommerabend die Gemeinsamkeit und Atmosphäre an der urigen Berliner Eckkneipe.
Den 3. Tag unserer Reise verbrachten wir wieder auf unseren geliebten Zweirädern. Unser heutiges Ziel war Neu Lübbenau im Spreewald. Zunächst verließen wir Berlin in nordöstliche Richtung und legten unseren 1. Stopp an den alten und neuen Schiffshebewerken in Niederfinow ein. Weiter ging es über Landstraßen östlich um Berlin herum. In der Mittagszeit fanden wir auf dem Marktplatz in Buckow (Märkische Schweiz) ein feines Café, wo wir uns auf der Terrasse eine ausgiebige Pause gönnten. Das Thermometer kletterte auch heute wieder knapp an die 30 Grad. Wir entschlossen uns die geplante Tagesetappe etwas zu kürzen. Es hätte auch klappen können, wenn auf der restlichen Wegstrecke nicht die vielen, teils kilometerlangen Straßensperrungen gewesen wären. So kamen wir doch erst am späten Nachmittag an der Unterkunft für die nächsten beiden Tage, der Scheunenherberge in Unterspreewald, an. Hier wurden wir bereits von Heiko J., Leiter der Wasserschutzpolizei Königs Wusterhausen und IPA Mitglied der dortigen Verbindungsstelle, erwartet. Heiko hatte uns im Vorwege bei der Hotelsuche unterstützt und für uns nun einen vielseitigen Aufenthalt in seiner Heimatregion geplant. Zunächst bezogen wir aber unsere Zimmer und wechselten nach einer erfrischenden Dusche auch gleich die Straßenseite. Dort lag nämlich das Restaurant Zur Kurve, wo wir im Garten, bei gutem Essen und kühlen Getränken, die herrliche Abendluft genossen und ausgiebige Gespräche führten.
Tag 4 begann mit einem üppigen Frühstück. Heiko hatte für uns einen Besuch des Flugplatzmuseums in Gottbus, inklusive einer Führung, gebucht. Die Eintrittskosten wurden von der IPA Verbindungsstelle Königs Wusterhausen übernommen – dafür möchten wir hier unseren allerherzlichsten Dank ausdrücken!!! Auf unser Bitten machten wir aber zunächst einen kleinen Umweg zum Tropical Island. Die als Luftschiffwerft geplante Halle mit einer Länge von 360, Breite von 210 und einer Höhe von 107 Metern war sehr beeindruckend, war sie doch die größte, freitragende Halle der Welt. Jetzt enthielt sie den größten Indoor-Wasserpark der Welt. Schon jetzt schien die Sonne erbarmungslos und brachte uns bereits am Vormittag zum Schwitzen. Ein Segen waren daher die waldreichen und damit schattigen Landstraßen zum Flugplatzgelände. Die Führung über das Gelände war auch für nicht technisch versierte Menschen höchst interessant, so dass wir trotz der stetig steigenden Hitze gerne den Ausführungen des dort ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedes lauschten. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, hielten wir uns zu diesem Zeitpunkt doch am heißesten Ort in Deutschland auf. Das Thermometer zeigte jetzt 35 Grad im Schatten. Vom Flugplatzgelände fuhren wir in die in der Nähe gelegenen Polizeidirektion Süd. Hier wurden wir persönlich von dem Direktionsleiter, Sven B., sowie dem Leiter der Polizeiinspektion, Nicolas D. begrüßt. In einer sehr netten Gesprächsrunde wurden uns die vielfältigen Aufgaben der örtlichen Polizei und die regionalen Besonderheiten erläutert. Wie auch im heimischen Hamburg, wuchsen entgegen der Personalstärke auch hier die Aufgaben Jahr für Jahr. Wir sind halt eine Polizei und kämpfen Deutschlandweit mit den gleichen Problemen. Von Gottbus ging es zurück nach Lübbenau, zum dortigen Revier der Wasserschutzpolizei. Unsere Motorräder wurden im Innenhof der Dienststelle geparkt und unsere Bekleidung den sommerlichen Temperaturen angepasst, sodass die folgende Kahntour auf der Spree ein höchst willkommenes Highlight war. Auch hier möchten wir ein großes Dankeschön aussprechen. Nämlich an Heiko T., der uns als örtlich zuständiger Beamter einen kleinen Teil seines außergewöhnlichen Reviergebietes zeigte, welches aus mehr als 1.000 km Wasserstraßen bestand. In einem originalen Spreewaldkahn stakte er uns gut 3 Stunden durch die traumhaft verzweigten Wasserwege. Ein Kraftakt und zugleich eine Meisterleistung, war der Kahn doch 9,5 m lang und die Wasserstraßen oftmals sehr schmal. Während der beschaulichen Fahrt genossen wir die angebotene Vielfalt der Spreewaldgurken, bevor es auf halber Strecke einen Stopp im Restaurant Kaupen6 gab. Nach dem leckeren Essen endete die Kahnfahrt mit einem traumhaften Sonnenuntergang. Erst in dunkler Nacht erreichten wir wieder unsere Herberge und machten uns für das Lederbier auch gleich auf den Weg Zur Kurve. Wieder ging ein toller Tag dem Ende entgegen.
Am 5. Tag verabschiedeten wir uns nach dem Frühstück von Heiko J. Vielen lieben Dank auch Dir für Deine organisatorischen Mühen, der schönen gemeinsamen Erlebnissen im Bereich des Spreewaldes und vor allem für Deine mitgebrachte Freizeit, die wir mit Dir verbringen durften – Servo per Amikeco. Bei angenehmen 20 Grad erreichten wir am frühen Nachmittag unser heutiges Tagesziel in Waren/ Müritz. Die Hotelzimmer waren schnell bezogen, bevor es fußläufig zur Erkundung der kleinen, beschaulichen Stadt und des Hafenbereiches ging. Der weite Blick über die Binnenmüritz war einfach herrlich. Unser letzter gemeinsame Abend endete im Restaurant U-Nautic. Das Essen erfüllte zwar nicht alle unsere Erwartungen, vermieste uns aber trotzdem nicht den schönen Rückblick auf die vergangenen Tage. Mit einem abendlichen Spaziergang am Hafen und einem kühlen Getränk bei Livemusik endete dann auch dieser Tag.
Die Tagesetappe des 6. Tages war die Kürzeste unserer Reise und führte uns bis nach Ratzeburg. Beim Fischer, direkt am Ratzeburger See, genossen wir die leckeren Fischbrötchen und machten uns von dort aus getrennt auf unsere Heimwege.
Was ich bisher noch nicht erwähnt hatte, auf der gesamten Reise waren unsere IPA Freunde Anneli & Jan S. aus Göteborg mit dabei, welche meine Frau und ich vor und nach der Motorradreise bei uns zu Gast hatten. Ein besonderer Dank geht daher abschließend auch an die Mitglieder der IG-Motorrad und allen mitfahrenden Freunden/innen. Nur mit einer Gruppe werden die schönen, gemeinsamen Erlebnisse auf einer Motorradreise zu wirklich unvergesslichen Momenten – Danke!
(von Einhard Schmidt Ig-motorrad@ipa-hamburg.de)