
Vor einigen Jahren habe ich das Marschieren für mich entdeckt und seitdem mehrere 50km- Märsche und einen 100km- Marsch absolviert. Da ich Herausforderungen liebe, wollte ich auch den berühmten Viertagesmarsch in Nijmegen mitlaufen.
Beim „4Daagse“ handelt es sich um die weltweit größte Wanderveranstaltung („Walk oft the World“) mit rund 47000 Teilnehmern. An diesem Marsch nehmen internationale Militär- und Polizeieinheiten sowie Zivilisten teil. Bedingung für den erfolgreichen Abschluss der Veranstaltung ist das Zurücklegen einer täglichen Distanz von 50km (insg. 200 km) auf 4 festgelegten Wander- Routen.
Da die IPA Stuttgart seit mehreren Jahren mit einer Polizeimarschgruppe in Nijmegen teilnimmt, nahm ich Kontakt mit Carl-Heinz („Charly“) Kost auf. Von heute auf Morgen hatte ich ein Ticket und konnte als Angehörige der IPA Bremen bei der Marschgruppe Stuttgart mitlaufen.
Von Anfang an war alles Bestens durchorganisiert. Ich erhielt eine Packliste und ein Ablaufprogramm für den gesamten Zeitraum und musste nur noch am 13.07.2025 zur Unterkunft, auf einem Sportgelände in Bemmel bei Nijmegen, anreisen.
Unter den 28 Mitgliedern der Marschgruppe waren Kollegen und Kolleginnen der Landespolizeien Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Hessen und Berlin sowie der Bundespolizei dabei. Auch Angehörige verschiedener Polizeibehörden, des Zolls, der Bundeswehr und der Rettungsdienste ergänzten unser Team. Obwohl wir uns teilweise noch nie zuvor gesehen hatten, war von Anfang an ein gutes Teamgefüge vorhanden.

Nachdem am Vortag ein ausführlicher Gesundheitscheck von unseren beiden Sanitätern durchgeführt wurde, konnten wir alle 24 Teilnehmer am 15.07.2025 an den Start gehen. Da wir in Uniform die Distanz von täglich 50km bewältigen mussten, bedeutete es an allen Tagen um 02:00 Uhr aufzustehen und sich nach dem Frühstück mit dem Bus nach Nijmegen fahren zu lassen, um dort um 04:00 Uhr mit den anderen Teilnehmern als Gruppe zu starten.
An den vier Tagen wurden unterschiedliche Routen gelaufen, die durch die Dörfer rund um Nijmegen führten. Die beiden eingesetzten Versorger- und Sanitätsfahrzeuge konnten uns auf der Strecke alle 10km mit Essen und medizinischer Betreuung versorgen.
Um die vier Tage durchzuhalten, benötigt man nicht nur eine gute Kondition, sondern vor allem mentale Stärke. Wir haben als Team super funktioniert und jeder war bereit den anderen zu unterstützen. Die Erschöpfung und die körperlichen Schmerzen nahmen täglich zu aber am Ende haben wir mit 23 Teilnehmern der Marschgruppe die 200km bewältigt und kamen am 4. Tag über die Via Gladiola wohlbehalten ins Ziel.
Als Belohnung gab es für jeden von uns den vom niederländischen Königshaus verliehenen Viertagekreuz- Orden, auf den wir alle sehr stolz waren.
In diesem Jahr nahmen 45539 Menschen aus 82 Nationen teil. 2762 Teilnehmer gaben während den 4 Tagen auf und kamen nicht ins Ziel.

Rund 1,5 Millionen Zuschauer begleiteten den Marsch. Es war einfach beeindruckend zu sehen, wieviel Mühe sich die Bewohner der Dörfer und die Zuschauer gegeben haben. Alles war liebevoll geschmückt und standen am Wegesrand, um uns Süßigkeiten, Getränke oder Selbstgebackenes zu reichen. Sobald wir als Polizei- Marschgruppe zu erkennen waren, spielten die meist selbsternannten DJs: „1, 2 Polizei…“. Selbst vor den Alten- und Pflegeheimen wurde dafür gesorgt, dass die Bewohner an dem Event teilnehmen können und die Kinder konnten es kaum erwarten unsere Hände abzuklatschen oder uns mit Wasserpistolen zu beschießen. Selbst bei strömenden Regen am 2. Tag hielt es die Zuschauer nicht davon ab uns anzufeuern.
Es war einfach eine atemberaubende Atmosphäre und es hat uns allen immer wieder geholfen, nicht aufzugeben. Man kann schon sagen, dass uns die Stimmung und die Wertschätzung der Zuschauer uns jeden Tag ins Ziel getragen haben.
Am Tag nach dem Marsch wurden wir von dem PP Nijmegen zum Abschiedsempfang der internationalen Polizeimarschgruppen in das Präsidium Gelderland-Zuid eingeladen. Dort gab die Distriktchefin Andrea Loerts Einblick über den Einsatzverlauf der Veranstaltung und neben weiteren Gastrednern, bestand die Möglichkeit nationale und internationale Kontakte zu knüpfen sowie Patches und Adressen zu tauschen.
Danach trennten sich zunächst auch unsere Wege aber die Vorbereitungen für den 4Daagse 2026 laufen mittlerweile schon. Ich werde alles versuchen um im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können.
Wer nächstes Jahr mit der deutschen Polizeimarschgruppe am Walk of the World in den Niederlanden teilnehmen möchte, kann sich gerne melden.

Birgit Fricke








