Mitte des Jahres erreichte mich ein „Hilferuf“ unseres langjährigen IPA-Freundes/Mitgliedes der Landesgruppe Hamburg – Werner Röske und seiner Frau Erika. Der Inhalt hier in kurzen Worten: Unser schwerkranker Sohn – ANDY – hat den Wunsch geäußert, noch ein letztes Mal seine Heimatstadt Hamburg zu besuchen! Der Hintergrund ist, dass ANDY in Hamburg geboren und aufgewachsen ist und in seiner Jugend die ärztliche Diagnose hinnehmen musste, von einer schweren, unheilbaren Muskelerkrankung betroffen zu sein.
Durch den fortschreitenden Verlauf dieser Krankheit ist und wird ANDY ausnahmslos und für immer auf den Rollstuhl angewiesen sein! Andy ist jetzt 57 Jahre alt und lebt seit gut 30 Jahren in einer speziellen Einrichtung in Hannover unter 24-stündiger Betreuung. Bei diesen
Schilderungen wurde ich unweigerlich an einen besonderen Spielfilm erinnert (ziemlich beste Freunde), welcher mich unendlich betroffen gemacht hatte. Hinzu kommt, dass die Schwester von ANDY, Sabine, mit ihren 59 Jahren gesundheitlich ebenfalls stark eingeschränkt ist, ebenso Werner selbst. Doch Erika und Werner mit ihren fast 80 Lebensjahren, ertragen dieses Schicksal mit einer Kraft und Freundlichkeit, vor der ich nur Hochachtung empfinden kann! Was liegt vor – was ist zu tun!? Ich erinnere mich an unsere humanitären IPA-Hilfseinsätze mit Busladungen voller Gütern für die Ukraine und ganz speziell an den internationalen IPA-Sondereinsatz im letzten Jahr im Rahmen der „Operation Zephyr Gambia“ mit einem riesigen Konvoi, bestehend aus diversen Rettungsfahrzeugen für den westafrikanischen Staat Gambia. Da sollte es doch wohl problemlos machbar sein, dem Wunsch von ANDY gerecht zu werden!
Nach Rücksprache mit Wolfgang (Bibo) Schehlmann, ebenfalls langjähriges Mitglied der IPA-Landesgruppe Hamburg und gleichzeitig familiär verbunden mit Erika und Werner, wurde zunächst ein passender Zeitraum gewählt und die Kontakte zu ANDY`s Freunden und Bekannten in Hamburg und Hannover hergestellt – ohne ihn darüber in Kenntnis zu setzen. Die gemeinsame Planung und Organisation ergab einen kompletten „Hamburg-Tag“ gespickt mit einigen „Highlights“, welche in einem vorausgegangenem Gespräch mit ANDY bekannt wurden. Da wir insgesamt mit einem Teilnehmerkreis von ca. 30 Personen rechnen konnten, nahm ich Kontakt auf, mit dem Eigentümer und Betreiber der Golflounge in Moorfleet, Peter Merck, der mich/uns für die Gambia-Operation großzügig finanziell unterstützt hatte.
Peter war sichtlich beeindruckt von unserem Vorhaben und stellte für dieses Unternehmen sofort seinen original, gelben US-School-Bus zur Verfügung. Zusätzlich holten wir uns sprichwörtlich Harald Nieber „mit ins Boot“, indem wir ihn als Verantwortlichen der Polizei-Museumsschiffe ELBE 1&27 baten, uns für diese Aktion ein Schiff zur Verfügung zu stellen. Kein Problem – die ELBE 27 wurde gechartert und dafür auf diesem Wege nochmals unser aller besten Dank an Harald, den Kapitän und die Crew für diese Unterstützung!
Blieb nur noch ein gemeinsames, abschließendes Abendessen, wobei sich eine passende Örtlichkeit dafür fast von selbst aufdrängte: Unser langjähriges Restaurant „La Venezia“. Der Chef wurde kontaktiert und sagte sofort zu, für diesen besonderen Abend sein Restaurant für eine „Geschlossene Gesellschaft“ zur Verfügung zu stellen! Am 06.10.2023, um 14.00h, war es dann endlich soweit! Wir starteten unseren „GELBEN Bus“ und es ging Richtung Hannover-Garbsen. Am nächsten Morgen standen alle Verantwortlichen und Freunde „Gewehr bei Fuß“ und ANDY konnte in den GELBEN „verladen“ werden! Nein – doch nicht! Was uns in Hamburg bekannt war, das waren die kompletten Maße des Spezial-Rollstuhls – demnach gab es keine Probleme! Was wir aber nicht wussten – Andy bildet mit dem Rollstuhl eine „komplette Einheit“ und kann nur mit einer speziellen Hebeeinrichtung hinein -und herausgehoben werden! Aber das haben wir dann auch gewuppt! Gemeinsam ging es nun im kleinen „Konvoi“ mit 28 Personen Richtung Hamburg! Trotz des Verkehrs hat alles geklappt und das gemeinsame Abendessen im La Venezia entschädigte uns alle für die ganzen Ungereimtheiten!
Am späten Abend ging es retour nach Hannover, wo wir dann gegen Mitternacht wieder im Hotel eintrafen, aber – dieses Mal ohne Zwischenfälle, nur – das Sauwetter blieb uns erhalten. Nach wir am nächsten Morgen durch die intensiven Sonnenstrahlen geweckt wurden, besprachen wir unseren Plan für den anstehenden Tag: Gemütliches, entspanntes Frühstück, dann locker die paar Kilometer zurück nach Hamburg, den Bus aufklaren und dann nach diesen „Strapazen“ nachmittags im Fitness-Studio, den geschundenen Körper noch etwas „entspannen“! Bei diesen Gedanken erwischte ich mich dabei, wie ich mich plötzlich wahnsinnig schämte und mich eine Traurigkeit und Hilflosigkeit übermannte: Denn – zeitgleich wurde ANDY wieder in seinen „Spezial-Rollstuhl“ gehievt und seine Pflegerin wartete darauf, ihn dann wieder füttern zu können!
IPA-Landesgruppe Hamburg – Servo Per Amikeco – ich bin stolz und empfinde ein Ehrgefühl, Mitglied und zugehörig in dieser weltweiten Truppe zu sein!
ANDY: „Es war einer der schönsten Tage meines „Lebens“!
Meinen herzlichsten Dank an ALLE Verantwortlichen, Beteiligten, Freunde, Bekannte für die erfahrene Hilfsbereitschaft und Unterstützung!!!
Wolfgang Jeppsson