Reisebericht zur Einzelhospitation

Besuch der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) in Richmond, BC, Kanada

Montag, 21. Oktober 2024

Mein einwöchiger Aufenthalt begann mit der Ankunft am Flughafen Vancouver (YVR). Nach einer langen, aber angenehmen Flugreise wurde ich sehr herzlich von meinen „local guides“ Staff Sergeant Mike Liu, einem Mitglied der International Police Association (IPA) und Major Staff Sergeant Ross Lundie, eine Kollege des örtlichen Polizeireviers empfangen. Beide gehören zur Royal Canadian Mounted Police (RCMP) – Mike bei der Federal Police, u.a. zuständig für die gesamte Provinz British Columbia, Ross beim Detachment (ähnlich einem Polizeipräsidium oder größeren Polizeirevier) in Richmond, einer Stadt, die unmittelbar südlich an Vancouver angrenzt.

Nach dem Einchecken im Hotel gingen Mike und ich gemeinsam im „Blue Canoe“, einem urigen Restaurant an Richmonds Hafenpromenade, Mittagessen. Da ich von der Zeitumstellung ziemlich gerädert war, endete mein erster Tag früh: Bereits gegen 17:00 Uhr fiel ich im Hotel ins Bett und schlief nahezu durch.

Dienstag, 22. Oktober 2024

Der zweite Tag startete früh. Bereits um 06:30 Uhr holte mich Ross für den anstehenden Besuch beim RCMP Detachment in Richmond ab. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Superintendant Julie Drotar, stellv. Leiterin des Detachments, und Inspector Kevin Beson (zu ihm später mehr), durfte ich einigen Führungsbesprechungen beiwohnen. Danach erläuterten mir einige Führungskräfte, u.a. Inspector Michael Cohee, Leiter der Ermittlungsabteilung, und Inspector Mike Roberts, sinngemäß Leiter Streifendienst, ihre Abteilungen und Zuständigkeiten. Anschließend führte mich Ross durch den insgesamt sehr großzügigen Gebäudekomplex. Währenddessen tauschten wir uns über operative und bürokratische Gemeinsamkeiten, Unterschiede und sonstige Besonderheiten kanadischer und deutscher Polizeiarbeit aus. Spannend war auch der persönliche, erfahrungsbasierte Austausch über das Thema operative Einsatzführung und -bewältigung mit Sergeant Olen Bernardo.

Den Nachmittag verbrachten wir dann an der frischen Luft: Ross verschaffte mir einen Überblick über das Stadtgebiet Richmond und damit den polizeilichen Zuständigkeitsbereich.

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Für Mittwoch stand der Besuch des Flughafens Vancouver und der dortigen Flughafenpolizei auf dem Programm. Nach einem kurzen gemeinsamen Frühstück, Ross hatte mich erneut früh abgeholt, erhielt ich sowohl Einblicke in das Sicherheits- und Lagezentrum des Flughafenbetreibers als auch in die Räumlichkeiten, Aufgaben und Abläufe der Flughafenpolizei. Diese ist, im Gegensatz zur Organisation in Deutschland, der örtlichen Polizeibehörde, hier dem RCMP Detachment in Richmond, angegliedert. Nach einem sehr interessanten Austausch mit dem Leiter der Flughafenpolizei, Inspector Kevin Beson, endete unsere Tour beim YVR.

Am Nachmittag ging es dann aufs Wasser: Ross schnappte sich spontan das örtliche Polizeiboot und unternahm mit mir einen Ausflug entlang der Küste Vancouvers. Neben einem atemberaubenden Ausblick lieferte mir Ross interessante Einblicke in seine mehrjährige Erfahrung als Polizeitaucher.

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Der Besuch des Federal Headquarters der RCMP in British Columbia war ein weiteres Highlight meiner Reise. Da er sein Büro dort hat, holte mich Mike am Morgen in meinem Hotel ab. Schon im Eingangsbereich des Headquarters wurden wir von Corporal Christine Larsen vom sog. „foreign liaison office“, der offiziellen Kontakt- und Koordinationsstelle für Auslandskontakte, in freundlich Empfang genommen. Während Mike sich vorerst verabschiedete, führte mich Christine durch einige Abteilungen und erläuterte mir die Aufgaben ihres Arbeitsbereichs. Danach begrüßte mich Assistant Commissioner Maureen Levy, die sich als stellvertretende Polizeichefin extra ein bisschen Zeit für einen persönlichen Austausch genommen hatte. Da ich diesbezüglich vorab Interesse bekundet hatte, erläuterten mir Sergeant Arvind Dongriah und Commissioner Kelly Rainbow anschließend das seit 2021 in BC laufende Projekt zur Legalisierung „harter“ Drogen sowie die damit zweifelsohne verbundenen polizeilichen Herausforderungen. Am Nachmittag hatte ich noch die Gelegenheit, mich mit Superintendant Bert Ferreira, Leiter des „border integrity program“, Inspector Chad Greig, auf organisatorischer Ebene zuständig für die sog. „integrated teams“ (vgl. Spezialeinsatzkräfte, aber auch Spurensicherung, etc.) sowie Sergeant Mark Lundie und seinem Team über das Thema Stabsarbeit auf Bundesebene auszutauschen. Zum Abschluss des offiziellen Tagesprogramms durfte ich mit Mike die sog. „officer’s mess“ besuchen, ein wöchentliches internes Zusammenkommen der Mitarbeitenden im hauseigenen Gastronomie- und Veranstaltungsbereich des Headquarters.

Nach einer kurzen Erholungsphase im Hotel traf ich mich am Abend mit Ross und einigen seiner Freunde, viele davon mit deutschem Migrationshintergrund und wirklich mehr als respektablen Deutschkenntnissen, in Richmond.

Freitag, 25. Oktober 2024

An diesem Tag durfte ich mit Ross das „E-Comm“, das integrierte Führungs- und Lagenzentrum der lokalen Polizeibehörden in und um Vancouver, besuchen. Dort wurden uns die Zuständigkeit, Arbeitsweise und Organisationsstruktur erläutert, außerdem durften wir einigen eingehenden Notrufen beiwohnen. Der zweite Teil des Tages fand dann wieder beim RCMP Detachment in Richmond statt und war zunächst der Präventionsarbeit, Sergeant Sunny Virk, und der Bekämpfung organisierter (Gang-)Kriminalität, Sergeant David Au, gewidmet. Die Kollegen gewährten mir Einblicke in lokale Kriminalitätsphänomene sowie die entsprechenden Strategien und Maßnahmen der Polizei. Am Nachmittag wurde ich dann von Superintendant Julie Drotar offiziell und ganz herzlich bei Kaffee und Kuchen verabschiedet. Hierbei überreichte Sie mir auch ein Geschenk zur Erinnerung an meinen Besuch des RCMP Detachments in Richmond.

Am frühen Abend änderte sich meine Urlaubsanschrift. Es zog mich in die große Stadt. Gegen 17:00 Uhr setzte mich Mike vor meinem Hotel in Downtown Vancouver ab.

Samstag, 26. Oktober 2024

Der Samstag stand zunächst ganz im Zeichen des Sightseeings. Ich erkundete Downtown Vancouver, genoss die beeindruckende Skyline sowie die vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angebote der Stadt und besuchte das Polizeimuseum von Vancouver. Am Abend kam es dann zu einem besonderen persönlichen Highlight für mich: Gemeinsam mit Mike und seinen beiden Kindern besuchte ich das NHL-Eishockeyspiel zwischen den Vancouver Canucks und den Pittsburgh Penguins, ein für mich unvergessliches Erlebnis. Die Canucks gewannen ihr Heimspiel übrigens mit 4:3.

Sonntag, 27. Oktober 2024

All good things come to an end: Nach genau sieben Tagen trat ich die Heimreise an. Mit vielen neuen Eindrücken, großartigen Erfahrungen und einigen (in ideeller Hinsicht) wertvollen Abschiedsgeschenken im Gepäck, aber auch mit einer mehr als ordentlichen Portion Vorfreude auf meine Frau und Kinder, verabschiedete ich mich von Kanada.

Fazit

Meine dienstlicher Reise nach Kanada wurde mit Unterstützung der IPA ein unvergessliches Erlebnis, welches mich nicht nur in beruflicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht bereichert hat. Die herzliche Aufnahme, Gastfreundschaft und Großzügigkeit vor Ort sowie die wertvollen Einblicke in die kanadische Polizeiarbeit haben mich tief beeindruckt. Dass sich alle Personen extra viel Zeit für mich genommen hatten und auch detaillierten Fragen und sachlichen Diskussion aufgeschlossen gegenüberstanden, habe ich dabei als ganz besonderes Zeichen der Wertschätzung empfunden.  Ich kam als Kollege und bin als Freund gegangen. Dafür bin ich sehr dankbar.