Für mich war es klar, wenn ich nach Asien reise, dann nach Japan. Tokio, die größte Stadt der Welt zu sehen. Das Zusammenleben von Moderne und Kultur erleben. Und? Klar, die Polizei in Japan kennenlernen. IPA machts möglich!
Glücklicherweise plante ich meine Reise zufälligerweise im Oktober 2025, sodass ich mich auch für das anstehende Japan Seminar vom 11.10 – 14.10 beworben habe. So war ich kurzerhand einer von sechs Glücklichen, welche verschiedenen Präsentationen über die Kriminalität in Asien, dem erfolgreichen „Koban System“ und vielen weiteren spannenden Vorträgen beiwohnen durften. Zu allem Überfluss wurden sogar den sechs Teilnehmern aus dem Ausland das Hotel für die Dauer des Seminars (drei Nächte) inklusive Frühstück bezahlt.
In einer vorab erstellten WhatsApp Gruppe durfte ich bereits die Teilnehmer des Seminars kennenlernen. Es stellte sich heraus, dass neben einige Teilnehmern aus verschiedenen Präfekturen aus Japan, auch Kollegen aus Kanada, Pakistan, Kenia, Island und ein weiterer Kollege aus Deutschland sich für das Seminar angemeldet hatten.
Nachdem ich die IPA bereits in Tokio und Osaka kennenlernen durfte, war nun der erste Tag des Seminars schließlich gekommen. Dieser war zum Ankommen, Einchecken und Kennenlernen gedacht. So verbrachten wir den ersten Abend nach einem kurzen Feuerwerk an der Hafenpromenade in einer schicken Bar. So probierten wir uns durch die verschiedensten japanischen Getränke und kamen miteinander ins Gespräch.
Pünktlich ging es dann am nächsten Morgen um 09:30 Uhr los. Nach einer kurzen Tour durchs Hauptquartier der Polizei Kanagawa, mit fantastischem Blick vom obersten Stockwerk über den Hafen, erwartete uns schon der Präsident der IPA Japan, Mr. Masahito Kanetaka, welcher uns alle zum Seminar begrüßte.
So durften wir am ersten Tag einigen sehr interessanten Vorträgen folgen, welche unter anderem Themenbereiche zum bestehenden Koban System, der Sicherheit im Straßenverkehr und der Kooperation zwischen Japan und Indonesien beinhalteten.
Um nicht zu verhungern gab es in der Zwischenpause japanische Süßigkeiten und Getränke, sowie ein gemeinsames Mittagessen. So durfte man wählen zwischen Ramen, Udon und Curry. Alles sehr zu empfehlen!
Da mich insbesondere das Koban System interessierte, hier eine kurze Erklärung:
Die „Kobans“ sind im Grunde Mini Polizeidienststellen, welche überall im Land auf engem Raum verteilt sind. Sie sind mit Küche, Aufenthaltsraum, Schlafraum und Bad ausgestattet, nur alles eben ein bisschen kleiner. Die Kobans sind den klassischen Polizeidienststellen vor Ort unterstellt. In diesen „Polizeiboxen“ kann man Anzeige erstatten, Dinge verloren melden oder einfach die Polizei um Rat fragen. Das primäre Ziel der Kobans ist es die Polizei präsent und bürgernah zu machen. Somit verkürzt sich automatisch auch der Anfahrtsweg zum Einsatzort, sodass in der Regel immer die Koban Streife zuerst vor Ort ist und schneller die notwendigen Maßnahmen treffen kann.
In der Regel besteht die Schicht aus drei Beamten und einem pensionierten Kollegen, welcher für die aktiven Schichtbeamten eintritt, sollten alle im Einsatz sein. So kann gewährleistet werden, dass das Koban auch ständig besetzt ist.
Gearbeitet wird in 24 Stunden Schichten, mit anschließend zwei freien Tagen zur Erholung. Schlafen ist nachts zwar erlaubt, aber natürlich nicht immer möglich.
Zum Tagesgeschäft eines Koban Beamten gehören neben der Fußstreife auch Hausbesuche, um direkten Kontakt mit dem Bürger zu suchen. Es wurde erkannt, dass gerade hier der Bürger wohl früher anfängt Probleme zu äußern und automatisch die Hemmschwelle sinkt mit der Polizei zu sprechen, da man die Kollegen quasi persönlich kennenlernt.
Dieses System der „Community Police“ wurde bereits in 12 Staaten übernommen, unteranderem in Singapur und Indonesien. Die Statistik dort zeigte, nach Einführung der Kobans sank auch hier die Kriminalitätsrate.
Kaum hatten wir alles theoretisch über das Koban System gelernt, schon machten wir uns auf dem Weg zu einem. Vor Ort zeigten uns die diensthabenden Kollegen neben den klassischen Einsatzmitteln auch die Räumlichkeiten des kleinen Gebäudes.
Nachdem wir diese dann auch mit Fragen löchern durften, war die Vortragsreihe zumindest für den heutigen Tag beendet. Da der Magen aber schon wieder grummelte, wurden wir zum Abendessen ins angrenzende China Town eingeladen. An zwei großen runden Tischen wurden uns nach und nach große Platten mit Fisch, Fleisch und Beilagen zum Teilen serviert. Dazu einen vorzüglichen Sake. Obwohl ich vor lauter Reden gar nicht so wirklich zum Essen kam, war alles sehr sehr lecker.
So begann auch schon der zweite Tag der Vortragsreihe.
Gewundert hatte es mich eigentlich nicht, aber wie in Europa hat auch Asien massive Probleme mit Online-Betrügereien, sogenannten „Scams“. So bekamen wir Einblicke in die gängigsten Betrugsarten, sowie die Vorgehensweise solche organisierten Banden aufzuspüren.
Weiter ging es mit der internationalen Arbeit der japanischen Polizei. So bietet auch Japan regelmäßig Hilfe durch Spezialkräfte nach beispielsweise Naturkatastrophen in anderen Ländern an.
Nachdem ich mir zum Mittagessen wieder eine Portion Udon gegönnt hatte, schaltete sich für den nächsten Vortrag ein pensionierter Kollege der Royal Thai Police per Videoanruf zu. So gab uns auch er Einblicke in die Kriminalität und die Arbeitsweise der Polizei in Thailand.
Den Tag abrunden durfte der ebenfalls deutsche Kollege Mr. Robin Mang, welcher als Angehöriger der BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) in Baden-Württemberg einen sehr interessanten Vortrag über seine Arbeit hielt. So ging er neben Statistiken zu gängigen Straftaten im Ländervergleich, auch auf das Phänomen Reichsbürger in Deutschland ein.
Kaum waren die Vorträge zu Ende, gab es auch schon die feierliche Übergabe der Teilnehmerurkunden zum Seminar und den Austausch kleinerer Präsente unter den Kollegen. So wurden Patches, Süßigkeiten und Instagram Namen getauscht, um weiterhin in Kontakt zu bleiben.
Nicht fehlen durfte das letzte Abendessen im World Beer Museum in Kanagawa. Auch hier wurden uns große Platten mit allerlei Leckereien zum Teilen serviert. Zum Trinken gab es auch in Japan sehr beliebtes deutsches Bier, von der Brauerei Hofbräu München.
Nachdem sich aber auch dieser unterhaltsame Abend dem Ende neigte, konnten wir nicht anders als eine letzte Fahrt im 112 Meter hohen Riesenrad im nahegelegenen
Vergnügungspark zu machen. So beendeten wir den Abend mit einem wunderbaren Ausblick über die Stadt.
Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen. Nach einer kurzen morgendlichen Shopping Tour und einem Spaziergang durch den Yokohama Sankeien Garden war das Seminar schließlich beendet.
Ich will mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der IPA Japan, insbesondere bei Ms. Kazuko Sato bedanken, welche die Organisation übernahm und uns durch das Seminar führte. Ich denke ich kann im Namen aller ausländischen Teilnehmer sprechen, dass das Seminar ein voller Erfolg war. Ich für meinen Teil sage auf Wiedersehen! Sayonara!
Benedikt Arlt, IPA Deutschland, Bayern, Kempten