International Police Association – Deutschland

Ein Blick in die Zukunft der Polizei: Meine unvergessliche Hospitation in Estland

Im Rahmen meines Studiums wollte ich die Gelegenheit nutzen, um Erfahrungen bei der Polizei im Ausland zu machen, um meinen Horizont zu erweitern. Deshalb habe ich mich an die IPA gewandt. Hier konnte mir schnell und kurzfristig die Gelegenheit gegeben werden, eine Woche in Estland zu verbringen. Estland, ein Land, das für seine fortschrittliche digitale Infrastruktur bekannt ist, bietet nicht nur in technischer Hinsicht interessante Einblicke, sondern auch in die Arbeit einer modernen Polizei. Die Hospitation fand in der Sommerhauptstadt Pärnu statt, wo ich die verschiedenen Tätigkeitsfelder und Arbeitsweisen der estnischen Polizei kennenlernen konnte. Der dortige Polizeibeamte Polizeioberkommissar Rain Reinson hat mich bereits früh kontaktiert, um ein Programm für mich zusamenzustellen.

Am ersten Tag meiner Hospitation bei der Polizei in Estland wurde ich herzlich empfangen. Zunächst stand eine Vorstellung der verschiedenen Einsatzbereiche der Polizei auf dem Plan. Sehr interessant war die Vorstellung des „Search and Rescue“-Teams, das für die Rettung von Personen in Notlagen zuständig ist. Es wurde aufgezeigt, wie präzise und gut organisiert die Einsätze ablaufen, um vermisste Personen schnell und effizient zu finden. Auch das „Jailhouse“ wurde erläutert, wobei ich interessante Einblicke in die Organisation und Sicherheitsvorkehrungen der estnischen Haftanstalten erhielt. Es war beeindruckend zu sehen, wie hochgradig technologiegestützt und durchdacht die Arbeit in diesem Bereich ist.

Am zweiten Tag durfte ich einen kompletten Arbeitstag mit der Verkehrspolizei verbringen. Dieser Tag war besonders spannend, da ich hautnah miterleben konnte, wie die Polizei Verkehrsordnungswidrigkeiten ahndet. Es war faszinierend, wie mit Hilfe von moderner Technologie, wie mobilen Erfassungsgeräten und Kameras, die Polizeibeamten Verstöße schnell identifizieren und dokumentieren konnten. Besonders hervorzuheben war die Kommunikation der Polizei mit den Bürgern. Trotz der häufig unangenehmen Situation für die Verkehrsteilnehmer war der Umgang stets professionell und respektvoll. Ich konnte zudem die verschiedenen technischen Ausstattungen im Polizeifahrzeug kennenlernen, welche die Arbeit erheblich erleichtern und die Effizienz steigern.

Am dritten Tag begleitete ich ein Streifenteam bei seiner Arbeit. Dieser Tag gab mir einen tieferen Einblick in den alltäglichen Einsatz eines Polizisten im Außendienst. Besonders beeindruckend war die fortschrittliche Technik der Fahrzeuge, die mit verschiedenen modernen Systemen ausgestattet waren, um die Streifenarbeit zu erleichtern. Aufgrund des großen Revierbereichs, den die Beamten abdecken mussten, war der Personalmangel ein Thema, das sie oft ansprachen. Es wurde deutlich, dass die Polizei in Estland mit einem relativ kleinen Team arbeiten muss, was die Effizienz und Planung der Einsätze noch wichtiger macht.

Der vierte Tag meiner Hospitation war frei, und ich nutzte die Gelegenheit, Tallinn zu besuchen. Das Land hat eine ausgezeichnete Infrastruktur, was es einfach machte, die größten Städte des Landes schnell zu erreichen. Besonders beeindruckt war ich von der Altstadt, die sowohl historisch als auch modern anmutet. Tallinn ist eine Stadt, die traditionelles Erbe mit zeitgenössischer Technologie verbindet, was auch in der Polizei sichtbar wird. Der Tag war eine willkommene Abwechslung und bot mir die Möglichkeit, das Land und die Kultur besser kennenzulernen.

Am fünften Tag stand zunächst ein Besuch im Bürgeramt an. Dort konnte ich beobachten, wie Ausweise ausgestellt und dokumentiert werden. Es war beeindruckend, wie reibungslos die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden und der Polizei funktioniert. Nachmittags besuchte ich die Notrufzentrale, die eine sehr zentrale Rolle in der estnischen Notfallversorgung spielt. Besonders bemerkenswert war, dass es eine gemeinsame Notrufnummer gibt und die Polizei eng mit der Feuerwehr zusammenarbeitet. Anders als in vielen anderen Ländern gibt es in Estland keine lokalen Polizeiwachen in den Revieren, hier übernimmt die State Helpline, welche ebenfalls in der Notrufzentrale angesiedelt ist, die Beantwortung der wichtigsten Fragen der Bürger.

Am letzten Tag meiner Hospitation wurde mir die Rapid Response Unit vorgestellt, eine Spezialeinheit der Polizei, die in hochkritischen Situationen schnell und präzise eingreifen kann. Der Fokus lag an diesem Tag auf intensivem Training. Es war faszinierend, zu sehen, wie gut ausgebildet die Beamten in dieser Einheit sind. Zudem hatte ich die Gelegenheit, einen privaten Schießstand zu besuchen und selbst die Glock 19 sowie das LMT R20-Gewehr zu testen. Dies war eine einmalige Erfahrung, die mir einen tiefen Einblick in die Einsatzvorbereitung und die Waffenausbildung der Polizei in Estland ermöglichte. Die Hospitation bei der Polizei in Estland war eine äußerst lehrreiche und spannende Erfahrung. Besonders beeindruckt hat mich die hohe Professionalität der Beamten sowie die moderne Ausstattung und Technologie, die in allen Bereichen zum Einsatz kommt. Auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden und die klare Struktur innerhalb der Polizei haben mich sehr positiv überrascht. Estland zeigt, wie effizient und gut organisiert eine moderne Polizeiarbeit sein kann, die sowohl die neuesten Technologien integriert als auch einen respektvollen und professionellen Umgang mit den Bürgern pflegt.