IPA Deutschland

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Hilfe für die Ukraine (Erfahrungsbericht 2)

Nach der Rückkehr von unserem ersten Transport konnten wir die ganzen Eindrücke kaum so richtig sacken lassen. Denn trotz eines erschöpfenden und erfolgreichen Einsatzes, gingen wir mit voller Energie in die Planungen für die zweite Hilfslieferung.

Täglich führten wir unzählige Telefonate oder schrieben E-Mails. Wir holten Sachspenden ab oder organisierten die Einkäufe für Lebensmittel und dringend benötigte medizinische Produkte.

Viele Angebote von potenziellen Spendern klangen sehr gut. Allerdings war da wieder dieses böse Wort… „Spendenquittung“. Unsere Antwort lautet in jedem dieser Fälle: „Wir machen weiter, auch wenn wir keine Spenden gegen eine Spendenquittung erhalten“

Was uns einen weiteren Kraftschub gab, war das Interesse der regionalen Medien. Die BILD Frankfurt und RTL Hessen (ab 3:18 min) wollten über uns, die IPA Deutschland und unsere Hilfslieferung berichten. Wir luden die Medienvertreter für den 22.03.2022 ein, die dann auch zeitnah über uns berichteten. Den Satz „Tue Gutes und sprich darüber“ mussten wir in diesem Fall etwas abändern. Angebrachter ist „Sprich darüber, um weiter Gutes zu tun“.

Am 2303.2022 starteten wir pünktlich um 06:00 Uhr an unserer Dienststelle in Frankfurt/Main. Die Route führte über Bad Hersfeld und Dresden nach Oppeln. Dort mussten wir eine Übernachtungspause einlegen, um nicht die Lenk- und Ruhezeiten zu überschreiten. Am 24.03.2022 fuhren wir an die ukrainischer Grenze nach Korczowa/Polen, um knapp 4 t Hilfsgüter für „Frankfurt for Ukraine“ abzuliefern. Von hier ging es weiter nach Zamość wo wir übernachteten. Am nächsten Tag folgten wir der Einladung von Monika, der Leiterin der IPA-Verbindungsstelle Zamość. Wir sind noch immer begeistert von der Gastfreundschaft und werden die Einladung für das nächste Mal gerne annehmen. Es ging anschließend weiter nach Chełm zum dortigen IPA-Lager, wo uns bereits unsere polnischen und ukrainischen IPA Kollegen erwarteten.

Die knapp 3 t Hilfsgüter aus dem Bauch unseres Busses, wurden direkt in den ukrainischen IPA-Bus verladen, da dieser unmittelbar nach dem Beladen nach Kiew fuhr. Hier befanden sich bereits 1,6 t Konserven, die unsere polnischen Kollegen für uns besorgt haben. Logistisch werden wir das für die folgenden Transporte so beibehalten, denn die Waren wären in Deutschland viel teurer und der Transport zu kostspielig.

Es hat sich bewährt, am Vorabend des tatsächlichen Abreisetages, Kontakt zum örtlichen Flüchtlingsheim aufzunehmen, damit die Menschen wissen, wann es losgeht und wer wir sind. Dieses Mal war es leider anders. Viele Menschen waren angekündigt, jedoch wollten nur acht mit uns über Warschau nach Breslau fahren. Aber egal, jeder Mensch zählt und wird dorthin gebracht, wo er sich sicher fühlt.

Das Flüchtlingsheim in Chelm war deutlich komfortabler und besser als das in Hrubieszów. Sauberer, separate Kabinen, Beschäftigung für Kinder, ruhiger und ein gründlicher Background-Check der Fahrer. Die Organisation durch das polnische Militär war beispielhaft.

Aber auch hier waren die Eindrücke beispiellos… Sei es das weinende Kind am Boden, dass sich am Bein der Mutter festhielt oder der Mann, der seine Frau aus dem Rollstuhl hob und sie auf dem Rücken in den Bus trug…

In Breslau angekommen brachten wir eine Mutter mit ihren 3 Kindern in ein Studentenwohnheim, welches zu einem Übergangsheim für Geflüchtete umfunktioniert wurde. Hier beträgt die Aufenthaltsdauer maximal 48 Stunden. Die dort abgesetzte Familie war bereits mehrere Tage auf der Flucht, um ihr finales Ziel in der Tschechei zu erreichen

Auch in dieser Unterkunft wollten wir unsere Unterstützung anbieten, um Geflüchtete mit nach Deutschland zu nehmen. Allerdings machte uns eine fadenscheinige und vorgeschobene Bürokratie einen Strich durch die Rechnung. Selbst die polnischen Polizei-Kollegen vor Ort konnten diese Entscheidung nicht nachvollziehen und versuchten den Verantwortlichen von uns und unserem Projekt zu überzeugen – leider ohne Erfolg!

Es ist heute Sonntag, der 27.03.2022. wir haben 08:30 Uhr und sitzen schweigend im Bus auf dem Weg nach Frankfurt – wir sind müde. Schlimmer ist jedoch ein latentes Gefühl von Unzufriedenheit und Zufriedenheit zugleich. Wir hätten gerne mehr Menschen geholfen… Glücklicherweise lernen wir mit jeder Tour dazu und wissen wo unsere Hilfe gebraucht und angenommen wird.

Es geht weiter…

(Autor + Fotos: Christian H.)