IPA Deutschland

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Police Association

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Hilfstransport: Ein kleiner Erfahrungsbericht…

** 13.03.2022; 12:30 Uhr **

„Ursprünglich hatten wir für unseren Transport, von aus dem Kriegsgebiet Geflüchteten, mit maximal 13 Personen gerechnet. Als der Bus plötzlich voll ausgelastet war, mussten wir improvisieren. Die zuvor besorgten Würstchen, Süßigkeiten und Getränke hätten bei 44 Menschen nicht lange ausgereicht.

Wir versuchten alles, um insbesondere den Kindern eine unbeschwerte Fahrt zu ermöglichen. Zum Glück spricht Mathäus polnisch und konnte die sprachlichen Barrieren gut überbrücken.

Bis kurz vor Kattowitz hielten unsere Vorräte. Allerdings lagen noch ca. 450 km vor uns und Niko, der den Bus steuerte, musste zwischendurch seine vorgeschriebenen Pausen einlegen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass humanitäre Transporte die Lenk- und Ruhezeiten großzügig dehnen können und auch keine Kontrollen diesbezüglich zu erwarten seien. Allerdings waren wir uns alle einig, dass wir dieses Risiko für die Menschen die uns vertrauten, und uns, zu hoch war.

Wir versuchen alles, den Menschen eine warme Mahlzeit bieten zu können, bevor in Dresden eine stundenlange Aufnahme-Tortur in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAA), bevorstand.

Trotz guter Kontakte zum DRK in Rheinland-Pfalz und dem Malteser Hilfsdienst in Dresden, gelang es leider nicht, in dieser kurzen Zeit etwas adäquates zu organisieren. Uns wurde allerdings die Hilfe für unseren nächsten Transport zugesichert.

Circa 170 km vor Dresden fuhren wir dann eine Raststätte an und luden zu einer warmen Mahlzeit im dortigen Imbiss ein. Erschöpft von den Strapazen des Tages kamen wir um 23:00 Uhr in einer EAA in Dresden an.

Ein komisches Gefühl die Menschen aus einer Turnhalle zu holen, um sie dann in einer Turnhalle einer Schule abzusetzen, um dann einfach wieder zu fahren…

Beim Verlassen der Halle schauten wir in erschöpfte, traurige, müde und Hoffnung suchende Gesichter. Mein letzter Polizei-Teddybär fand hier noch eine glückliche neue Besitzerin.

Wir verabschieden uns von den Menschen und bekamen dann den besten Lohn für unsere Arbeit….

Ein leises Spasibo und ein Lächeln.

Für Zahlenfreunde:

– 180 Arbeitsstunden (inkl. Vor- und Nachbereitung)

– ca. 800 Liter Diesel (Reisebus)

– ca. 250 Liter Diesel (7,5t LKW)

– ca. 10 Tonnen Hilfsgüter

– 44 Geflüchtet nach Dresden gefahren

– Unzählbare Eindrücke“

 

** 12.03.2023; 19:30 Uhr**

 

„Am 10.03.2022 fuhren zwei meiner Kollegen und ich in Richtung Polen. Der Bus beförderte knapp 7 Tonnen Hilfsgüter. Ich konnte im LKW leider nur 3,2 Tonnen transportieren.

Nach knapp 1500 Kilometern kamen wir am Ziel an und konnten die Sachspenden der IPA Sektion Deutschland, sowie unserer Bekannten, Freunde und Verwandten, in Chelm, übergeben.

Zuvor belieferten wir noch zwei Kinderheime in Łódź mit allem was dort dringend fehlt. Hier werden überwiegend ukrainische Waisenkinder betreut.

Die Kollegen aus der Ukraine berichteten hautnah aus dem Kriegsgebiet. Bei den Berichten und Handybildern wurde uns anders…

Hiernach fuhren wir mit Kollegen der IPA Mecklenburg-Vorpommern in ein Flüchtlingsheim in Hrubieszów. Dieser Ort befindet sich 5 km von der ukrainischen Grenze entfernt. Wir nahmen Kontakt zu den Verantwortlichen auf und boten unsere Unterstützung an, die Geflüchteten mit nach Deutschland zu nehmen. Diese vor Ort gewonnenen Eindrücke werde ich nie vergessen…

Bis zum folgenden Tag um 06:45 Uhr gab es niemanden der mit nach Deutschland wollte. Dann kam der Anruf, dass 13 Geflüchtete mit nach Dresden möchten. Wir konnten es kaum fassen aber 30 Minuten später war der gesamte Bus voller Menschen denen man ihr Leid und ihre Strapazen ansah.

Während sich herzzerreißende Szenen vor dem Bus abspielten, stand ich neben der leitenden Transport-Koordinatorin. Sie merkte plötzlich wie mir das Sprechen schwerer fiel. Ihr liefen Tränen über die Wange und sie sagt zu mir: „Ich mache das jetzt seit zwei Wochen und mir geht es hier täglich so“.

Ich möchte mir nicht vorstellen was im Kopf der Menschen vorging als sie sich von Minute zu Minute weiter von ihrer Heimat entfernten. Unsere heutige Reise führ über Kattowitz nach Dresden und morgen nach Frankfurt.

Dann müssen wir erstmal wieder zum Dienst aber die nächsten Urlaubstage sind gebucht. Wir machen weiter und lassen diese Menschen, die zum Teil mit einer kleinen Plastiktüte in den Bus stiegen, nicht alleine…

Wer uns drei Polizisten unterstützen möchte, die diese humanitäre Hilfe ohne ausdrückliche Beteiligung des Dienstherren, im Urlaub leisten, kann dies sehr gerne machen.

Die Kontodaten der IPA Deutsche Sektion findet ihr hier: Hilfe für die Ukraine – IPA Deutschland (ipa-deutschland.de)

Danke 🙏🏻“

 

(Text + Bild: Ch. H.)