IPA Deutschland

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Police Association

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Hospitation beim Lititz Borough Police Department

Mein Name ist Niklas, vom 01.04.2020 bis zum 31.03.2023 habe ich das Studium zum gehobenen Polizeivollzugsdienst an der HWR Berlin absolviert. Im sechsten Semester wurde uns als Studierende die Möglichkeit gegeben, im Rahmen des Wahlpflichtpraktikums, bei einer Polizeibehörde in den USA, Kanada oder in der EU zu hospitieren. Durch mein Auslandsjahr in Kalifornien, welches ich von 2018 bis 2019 absolviert habe, hatte ich bereits die Möglichkeit ein „Ride Along“ beim Huntington Beach Police Department teilzunehmen. Nun wollte ich die Möglichkeit nutzen und meine bisherigen Erfahrungen mit dem US-amerikanischen Strafverfolgungssystem vertiefen.

So habe ich mich auf Empfehlung meiner Semesterbetreuung hin, an die IPA gewandt. Die IPA konnte mir auch noch sehr kurzfristig einen Praktikumsplatz in den USA vermitteln. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Philipp Kurz bedanken, der mir durch seine internationalen Kontakte noch so kurzfristig die Hospitation ermöglicht hat.  Für die Hospitation ging es für mich schlussendlich nach Lititz, eine Kleinstadt im Bundesstaat Pennsylvania. Lititz hat etwa 9000 Einwohner und 13 police officers welche für deren Sicherheit zuständig sind. Mein lokaler Ansprechpartner beim Lititz Borough Police Department (LBPD) war Sgt. Steph Detz, er arbeitet mittlerweile seit über 15 Jahren für das LBPD. Bereits vor meiner Abreise aus Deutschland, stand ich in einem engen Austausch mit Sgt. Detz. Er hat mich vorab zu meinen Wünschen und Vorstellungen bezüglich des Praktikums befragt, damit er entsprechend meine knapp drei Wochen planen kann. Diese große Gastfreundschaft hat mich wirklich sehr überrascht. Aber als Sgt. Detz mir dann auch den finalen Stundenplan zugeschickt hat, war ich vor lauter Vorfreude kaum zu bremsen. Sgt. Detz hat wirklich keine Mühen gescheut, um mir ein abwechslungsreiches Programm zusammen zu stellen. Auch wenn ich mit vielen Begriffen noch nichts anfangen konnte, war meine Neugierde und Vorfreude riesengroß.

Dabei kann ich schon eines vorweg nehmen, meine Erwartungen an das Praktikum wurden definitiv übertroffen. Ich wurde sehr offen und warmherzig am ersten Tag vom Department empfangen. Dabei hatte ich auch das Gefühl, dass Sgt. Detz auch ein klein wenig aufgeregt und stolz war, einen deutschen Polizisten in seinem Department Willkommen zu heißen. Der erste Tag begann folglich mit einer Begrüßung und einem Rundgang durch die Polizeistation, weiterhin wurden noch Fingerabdrücke von mir genommen und mit der Datenbank abgeglichen.

Am zweiten Tag ging es dann für mich zum „K9 Training“, also dem monatlichen Training der Polizeihunde. Jeder Diensthundeführer im Lancaster County muss einmal im Monat an so einem Training mit seinem Hund teilnehmen. Für mich war es äußerst spannend, dass Training der Diensthundeführer mitzuerleben, da ich in Deutschland bisher noch nicht die Gelegenheit dazu hatte. Während des Trainings durfte ich auch mal selbst das polizeiliche Gegenüber sein und mich von einem Diensthundeführer festnehmen lassen. Am Nachmittag bin ich dann mit Sgt. Detz zu einer Gerichtsverhandlung ins County Court House gefahren. Bei der Gerichtsverhandlung der wir beigewohnt haben, wurde eine Körperverletzung im Rahmen der Häuslichen Gewalt verhandelt. Genau wie beim Diensthundetraining, war ich selbst in Deutschland noch nie bei einer Gerichtsverhandlung dabei. Im Anschluss habe ich dann noch eine Führung durch das Gerichtsgebäude von der dortigen Bezirksstaatsanwältin bekommen. Ich war sehr überrascht und dankbar, dass sie sich die Zeit dafür genommen hat.

Es folgten danach einige Tage, bei denen ich die Patrol Officers auf Streife begleitet habe. Dabei konnte ich Ihnen bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter schauen. Sei es nun Verkehrsüberwachung, Fahrzeugkontrollen oder auch Unfälle, ich konnte einen sehr guten Einblick in den Alltag eines Streifenpolizisten gewinnen. Die gesonderten Verkehrsüberwachungsmaßnahmen zu Schulbeginn und Schulschluss, welche jeden Tag durchgeführt werden, fand ich besonders bemerkenswert. Dies wäre definitiv etwas, was ich mir auch für Deutschland wünschen würde.

In der zweiten Woche meines Praktikums durfte ich weitere wichtige Institutionen der Strafverfolgung besuchen. So wurde mir die Gelegenheit gegeben bei einer Autopsie in der lokalen Gerichtsmedizin dabei zu sein. Dies war definitiv eine besondere Erfahrung, welche ich so schnell nicht vergessen werde. Aufgrund der geltenden Coronamaßnahmen während meines Studiums, konnten wir die Gerichtsmedizin in Berlin nicht besuchen. Umso spannender war es für mich, die Arbeit von Gerichtsmedizinern im Sektionssaal mitverfolgen zu können. Weiterhin hatte ich in der zweiten Woche die Möglichkeit, das örtliche County Prison, also Bezirksgefängnis, sowie die Leitstelle der Polizei und Rettungsdienste zu besuchen. Auch diese Besuche waren unfassbar spannend und interessant. Leider habe ich auch hier keinen wirklichen Vergleich zu Deutschland. In der Theorie weiß man natürlich, wie diese Institutionen arbeiten und wo ungefähr die Unterschiede liegen. Es aber dann in der Praxis zu sehen, ist doch etwas anderes. Das Highlight der Woche war für mich definitiv das Schießtraining, bei dem ich auch selbst mit schießen durfte. Hier kann ich sagen, dass jeweiligen Standard, bzw. Leistungen die erbracht werden müssen um als Patrol Officer die Trageberechtigung für die Schusswaffe zu behalten, gar nicht so unterschiedlich im Vergleich zu Deutschland sind.

Auch abseits des Polizeidienstes hat Sgt. Detz einiges für mich vorbereitet. So sind wir zum Beispiel für einen Tag nach Washington D.C. gefahren und haben uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angeschaut. Besonders eindrucksvoll fand ich hier die Rundführung durch das Capitol, welches man ja sonst nur aus den einschlägigen Fernsehbildern kannte. An einem anderen Tag haben Sgt. Detz und ich die Hauptstadt von Pennsylvania, Harrisburg besucht. Hier haben wir uns ebenfalls das State Capitol angesehen und konnten auch an einer Sitzung im Plenarsaal teilnehmen. Bei diesem Besuch habe ich viel über die Geschichte des Bundesstaats Pennsylvania gelernt, wobei ich den Einfluss der deutschen Einwanderer besonders interessant fand.

Gegen Ende meines Praktikums wurde ich von Sgt. Detz gefragt, was denn ein typisch amerikanisches Essen ist, was es so in Deutschland nicht gibt. Nach kurzer Überlegung, antwortete ich, dass das klassische „Thanksgiving Dinner“ für uns Deutsche eine Besonderheit darstellt. Daraufhin hat er mich zu einem „Thanks Giving Dinner“ zu sich nach Hause eingeladen. Dies war für mich ein wundervoller Abschluss meines Praktikums.

Abschließend möchte ich festhalten, dass dieses Praktikum eine extrem bereichernde Erfahrung war. Ich konnte sehr viel über die amerikanische Polizeiarbeit lernen und meinen eigenen Horizont diesbezüglich erweitern. Ich bin in Lititz auf äußerst gastfreundliche und offene Kolleg:innen getroffen, welche ich sehr gerne auch bei Gelegenheit bei einem Besuch in Berlin willkommen heiße. Und ein besonderer Dank gilt natürlich auch der IPA, welche mir dieses Praktikum auch überhaupt ermöglicht hat.

(Text + Bilder: Niklas G.)