Zum zweiten Mal überführen die Bergsträßer Jupp Simon und David einen Rettungswagen in die Ukraine
Gemäß unserem Leitspruch „Dienen durch Freundschaft“ sind die beiden Bergsträßer Josef Simon und David Weiser am 09.08.2024 mit einem außer Dienst gestellten Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes des Odenwaldkreises zu einer rund 1800 Kilometer langen Fahrt in die Ukraine aufgebrochen. Damit setzten sie ein wichtiges humanitäres Projekt um, das in Bensheim seinen Anfang genommen hat und sie über fünf Etappen hinweg bis nach Khmelnitsky führte.
Die Verabschiedung fand unter Anwesenheit zahlreicher Gäste statt. Besondere Freude bot der Besuch des hessischen Innenministers Prof. Dr. Roman Poseck und dem Landtagsabgeordneten Alexander Bauer, die sich neben dem Vorhaben auch über die Arbeit des Vereins informierten. Poseck würdigte die Aktion und erklärte, dass „die IPA wertvolle und humanitäre Unterstützung leistet und damit zeigt, dass Solidarität nicht an Landesgrenzen Halt macht“.
Polizeipräsidenten Björn Gutzeit übernahm als Leiter des zuständigen Polizeipräsidium Südhessen die Schirmherrschaft für die Überführung des Rettungswagens. Urlaubsbedingt war der Vizepräsident Polizeipräsidium Südhessen, Dirk Fornoff, als Vertreter des Polizeipräsidiums bei der Verabschiedung anwesend. „Wir freuen uns über das ehrenamtliche Engagement unserer Kollegen, die damit auch die grenzüberschreitende Solidarität innerhalb der Polizeifamilie zum Ausdruck bringen“, erklärte Fornoff. Frank Sauer vom Deutschen Roten Kreuz des Odenwaldkreises, der den ausgemusterten Rettungswagen im März für diese Mission zur Verfügung gestellt hat, war ebenfalls vor Ort, um bei der Abfahrt dabei zu sein.
Ein besonderes Geschenk erhielten die beiden Rettungswagenfahre von Karin Schmidt, 1. Vorsitzende des Vereins „AKIK“ Frankfurt / Rhein-Main e.V. (Aktionskomitee Kind im Krankenhaus). Gemeinsam mit Hartmut Scherer, dem Leiter der Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg, überreichten sie 72 Rettungsteddys, die Dank der finanziellen Unterstützung und Kooperation mit der Stiftung GIERSCH seit vielen Jahren zum Einsatz kommen. Schirmherrin des Projekts ist Sen. E.h. Karin Giersch, der diese Unterstützung eine Herzensangelegenheit ist. Die Rettungsteddys werden normalerweise im Rhein-Main Gebiet und von der Darmstädter Polizei, den Rettungsdiensten und der Notfallseelsorge eingesetzt, um potenziell verängstigte oder traumatisierte Kinder bei krisenhaften Ereignissen zu unterstützen. Mit dem Projekt setzt sich der Verein und die Polizei für den emotionalen Beistand traumatisierter Kinder ein. Die Teddybären dienen als Trostspender und zeigen, dass Hilfe nicht nur materiell, sondern auch emotional geleistet werden kann. Die gespendeten Rettungsteddys werden in Khmelnitsky an ukrainische Kinder übergeben, um dort Trost zu spenden und für ein Kinderlächeln zu sorgen.
Der Präsident der IPA Deutschland, Oliver Hoffmann, hatte ein besonderes Geschenk des internationalen IPA Vorstandes im Gepäck. „Wir sind stolz darauf, euer Projekt und die damit verbundene Spendenaktion mit einer Summe von 2.000 € zu unterstützen. Diese finanzielle Hilfe wird es ermöglichen, in der Ukraine dringend benötigte Medikamente zu kaufen. Damit leisten wir einen wichtigen und lebensnotwendigen Beitrag zur Unterstützung der Menschen vor Ort“, so Hoffmann.
Dem pflichtete IPA Landesgruppenleiter Jürgen Linker bei und fasste die Mission während der Verabschiedung treffend zusammen: „Es ist unsere Pflicht und unser Herzensanliegen, unseren Kollegen in der Ukraine zu helfen und ihnen die notwendige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre lebenswichtige Arbeit fortsetzen können.“
Aufgrund der bestehenden Kontakte fragten Simon und Weiser im Vorfeld die ukrainischen IPA-Kollegen, wie sie darüber hinaus sinnvoll unterstützt werden können. Daraufhin übermittelten diese eine Liste dringend benötigter Medikamente. Um diese erbetene Hilfe bestmöglich gewährleisten zu können, entschied sich die IPA Bergstraße in einer gemeinsamen Spendenaktion mit dem Verein „Wir sind Bergstraße e.V.“ Geldspenden zu sammeln, welche direkt an die ukrainische IPA-Sektion weitergeleitet werden. Bis zum 31.08. gingen insgesamt 5360 Euro ein, mit welchen der Kauf und die Verteilung der Medikamente vor Ort ermöglicht und die Hilfe transparent gestaltet wurde. „Als wir von der Überführung des Rettungswagens gehört haben, wollten wir uns ebenfalls einbringen und unterstützen“, erklärte Jürgen Pfliegensdörfer. Er ist ein aktives Mitglied von „Wir sind Bensheim e.V.“., ehemaliger Kriminalbeamter und langjähriges Mitglied der IPA Bergstraße.
Im Anschluss an die Verabschiedung ging es schließlich los. Begleitet wurden sie dabei von 120 interessierten IPA-Mitgliedern, ukrainischen und Bensheimer Bürgern, sowie der örtlichen Presse, die in einem „WhatsApp-Reisetagebuch“ live dabei sein konnten. Zudem postete Christian Heckens (IPA Frankfurt) für die Landesgruppe Hessen auf Facebook und Instagram.
Die Etappen führten von Passau (Deutschland), über Eger (Ungarn), Baja de Fier (Rumänien), Sibiu (Rumänien) bis nach Khmelnitsky (Ukraine). Dabei „gönnten“ sich die beiden eine landschaftlich herausragende Höhenstraße über die „Transalpina“, die „Drumul Regal“ („Königsstraße“). Die 148 Kilometer lange Strecke durchquert die „Transsilvanischen Alpen“ und erreicht eine Höhe von 2.132 Metern.
Unterstützt wurden sie durch die jeweiligen IPA Kolleginnen und Kollegen vor Ort, welche nicht nur die Hotels reservierten, sondern sich auch vor Ort auf ein Abendessen trafen. Hieraus entstanden besondere Kontakte und Freundschaften, welche das Projekt überdauern.
In der Ukraine wurden sie bereits erwartet von Sergiy Shutjak und Gennady Dombrovskiy (IPA Region Khmelnitsky) erwartet. Nach einer gut 220 Kilometer langen Fahrt auf ukrainischer Seite, die teilweise mit Streifenwägen eskortiert wurde, kamen Beide in der ukrainischen Großstadt an. Untergebracht wurden beide in einem Polizei-Militär-Krankenhaus. Die dortigen Krankenschwestern kümmerten sich rührend um die ersten ausländischen Übernachtungsgäste, die bisher in diesem Krankenhaus beherbergt wurden. Die erste Nacht brachte den Bergsträßern bereits das Kriegsgeschehen näher: Ein nächtlicher Luftalarm ging mit beklemmenden Gefühlen der Angst und Unsicherheit einher.
In den beiden nächsten Tagen wurden sie vom Polizeipräsidenten empfangen, der unlängst aus einem halbjährigen Fronteinsatz zurückkehrte. Hierbei zeigte er den beiden deutschen Kollegen viele Bilder und Videos vom Frontgeschehen und der Zerstörung vor Ort. Dabei erwählte er, dass aktuell 20% der ukrainischen Polizisten an die Front müssen, um einen wichtigen Beitrag zu leisten.
Zudem stand eine Führung im Polizei- bzw. Militär-Krankenhaus statt. Ivan Stupnytskyi, Leiter des Krankenhauses zeigte die Bereiche des Krankenhauses. Im Gespräch mit verletzten Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, welche körperlichen und psychischen Schäden der Krieg hinterlässt. Besonders Eindrucksvoll waren die Gespräche mit Kollegen, die im Krieg u.a. den Unterschenkel verloren und sich wieder zurück ins Leben kämpften.
Der Besuch im Polizeimuseum brachte die Geschickte der ukrainischen Polizei näher, die auch das aktuelle Kriegsgeschehen beleuchtete. Die Vitrine „der Weg der Ukraine nach Europa“ bot die hervorragende Gelegenheit, den Rettungsteddybären „Arthur“ eine neue Heimat zu geben. Er wird künftig mit einem Bild der ukrainisch-deutschen-Delegation das Projekt würdigen.
Ein weiteres, jedoch beklemmendes Erlebnis wurde in der Fußgängerzone deutlich. Auf einer Länge von gut 2 Kilometern sind die gefallenen Soldaten, Polizisten und Feuerwehrangehörigen aufgestellt. Zunächst wurden sie in einem Quadrat mit vier Menschen aufgestellt. Aufgrund der steigenden Opferzahl geht man nun jedoch dazu über, die Opfer 8-eckig, d. h. mit jeweils 8 Opfern aufzustellen. Die Kolleginnen und Kollegen konnten zu vielen etwas Persönliches sagen, da sie die Gefallenen oftmals gut kannten. Dies rief ein bedrückendes, beklemmendes und betroffenes Gefühl hervor, zumal am Ende der Fußgängerzone u.a. ein Pianospieler nachdenkliche Lieder spielte sowie viele Jugendliche kleine Gegenstände verkauften und damit Geldspenden sammelten. Weiterhin hatten die Passanten die Möglichkeit, ihre Zeit zum Herstellen von Tarnnetzen zu „spenden“, die an der Front zum Einsatz kommen.
Der Abschied war ebenso emotional. Mit feuchten Augen bedankte man sich gegenseitig für die Unterstützung bzw. Gastfreundschaft und vereinbarte, dass man auch weiterhin in Kontakt bleibt und zielführend unterstützt. Zudem wurde vereinbart, dass die guten Kontakte in gegenseitige Hospitationsprogramme überführt werden, sofern der Krieg endlich endet.
Im Fazit machten die IPA und die Unterstützer deutlich, dass sie mit diesem Projekt insbesondere das humanitäre Ziel verfolgen, die Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine direkt zu unterstützen und ihnen in einer schwierigen Zeit beizustehen. Die Überführung des Rettungswagens ist darüber hinaus ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts unter Polizeibeamten und Rettungskräften in Europa. Die humanitäre Reise führte die beiden Fahrer über vier europäische Grenzen, bis sie den dringend benötigten Rettungswagen an ihre ukrainischen Kolleginnen und Kollegen übergeben konnten, eine Fahrt im Wechselbad der Gefühle. Die Überführung des Rettungswagens soll weiterhin zeigen, dass die ukrainischen Kollegen nicht allein sind und auf die Unterstützung ihrer internationalen Partner zählen können. Solche Gesten der Hilfeleistung stärken die Freundschaft und das Vertrauen zwischen den Nationen und fördern den Zusammenhalt innerhalb der internationalen Gemeinschaft. Dieses Projekt fasst die IPA in Ihrem Leitspruch „Dienen durch Freundschaft“ zusammen. Unterstützt wurde die Aktion von der Stadt Bensheim, Bürgermeisterin Christine Klein und dem Verein „Wir sind Bergstraße e. V.“. Diese verfügen über gewachsene Kontakte nach Khmelnitsky und haben bislang mehrere Hilfstransporte in die dortige Region organisiert bzw. unterstützt. Um die Ukraine weiterhin zu unterstützen, hatte die Stadt Bensheim dieses Jahr unter anderem beschlossen, die ehemalige Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Bensheim-Mitte nach Khmelnitsky zu spenden. Die Übergabe fand bereits im Juni statt.
Zudem hob das Projekt nicht nur das Kriegsgeschehen wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung, sondern machte auch die IPA in der Vereinslandschaft sichtbarer. Die vielen Presseberichte machten deutlich, wer die IPA ist und was sich hinter dem Leitspruch „Dienen durch Freundschaft“ verbirgt.
Die Reise von David Weiser und Josef Simon wird mit großer Aufmerksamkeit auf Facebook und Instagram verfolgt, und ihre sichere Ankunft in der Ukraine wird mit Spannung erwartet. Ihre Mission ist nicht nur ein Zeichen der Hilfeleistung, sondern auch ein symbolisches Band der Freundschaft und Unterstützung über Ländergrenzen hinweg.
Weitere Etappenberichte zur Reise sind unter den Facebook und Instagram-Posts der IPA Hessen und IPA Deutschland zu finden. Zudem gibt es entsprechende Videos auf dem YouTube-Kanal der IPA Bergstraße.