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IPA-Bericht zur Estland-Reise

Im August 2024 unternahmen 6 Studenten der Hochschule für Polizei, unterstützt durch die IPA, eine Reise nach Estland mit dem Ziel zur Knüpfung länderübergreifender Kontakte mit Hinblick auf mögliche weitere Hospitationsmöglichkeiten für die Zukunft.

Am 20.08.2024 startete die Reise nach Estland von Frankfurt aus. Nach über drei Stunden Flug, machten wir uns vom Tallinner Flughafen zum Bahnhof auf, und kamen nach einer 2-stündigen Bahnfahrt in Narva, der östlichsten Stadt Estlands, an. Wir haben während ihrer Reise mehrere Einblicke in die Polizei Estlands bekommen. Erste Anlaufstelle war die EU-Außengrenze (zwischen Estland und Russland) in Narva.

NARVA, Estland

Der erste Halt der Exkursion war die Stadt Narva im Nordosten Estlands, die direkt an der Grenze zu Russland liegt. Narva ist eine Stadt, die durch ihre geografische Lage eine besondere Rolle in der Grenzsicherung spielt. Die Polizeistudenten bekamen einen Einblick in die Aufgaben der estnischen Grenzpolizei, die hier nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für die Überwachung der Grenze zwischen der Europäischen Union und Russland verantwortlich ist.

Am 22.08.2024, haben wir eine exklusive Führung am Grenzposten bekommen. Uns begleitete Herr Artur Karu, welcher ehemals Gruppenleiter vom Grenzübergang Narva war. Er leitete uns durch die Räumlichkeiten des Grenzpunktes und erklärte uns, wie wichtig vor allem in diesen Zeiten das länderübergreifende Programm „FRONTEX“ sei. Wir wurden durch das Grenzkontrollzentrum, in welchem wir die verschiedenen Technologien und Verfahren kennenlernen konnten, die zur Sicherstellung der grenzüberschreitenden Sicherheit eingesetzt werden. Besonders beeindruckend war der Einsatz moderner Überwachungstechniken, Drohnen und digitaler Kommunikationssysteme, welche nach und nach durch die estnischen Behörden modernisiert wurden. Ferner wird allerdings in Kommunikation mit dem direkten Nachbarn Russland, ausschließlich über ein altes, rotes Kabeltelefon kommuniziert.

In unserer Freizeit erkundeten wir Narva selbst und besuchten neben mehreren historischen Denkmälern,
abermals den Fluss Narva, welcher beide Staaten voneinander trennt. Weiterhin besuchten wir den Naturstrand von Narva im Teilort Narva-Jõesuu.

Nach unserem Besuch in Narva ging es für uns mit dem Zug weiter in die estnische Hauptstadt Tallinn. Neben den fachlichen Programmpunkten hatten wir hier auch die Gelegenheit, die historische und kulturelle Seite der Stadt kennenzulernen.

TALLINN, Estland

Die Erkundung der mittelalterlichen Altstadt von Tallinn wurde von dem IPA-Präsidenten von Estland, Uno Laas und seiner Tochter Triinu begleitet, sie zeigten uns die Altstadt mit all ihren Besonderheiten und Prachtbauten. Bei einem Spaziergang durch die Gassen konnten wir die gut erhaltenen Gebäude aus dem 13. bis 16. Jahrhundert bewundern.

Besonders beeindruckend waren die mächtigen Stadtmauern, die Türme des Viru-Tores und die gotische Alexander Newski-Kathedrale. Die lebendige Atmosphäre mit zahlreichen kleinen Geschäften und Cafés verlieh der Altstadt einen besonderen Charme. Im traditionellen Restaurant TROIKA probierten wir „Pelmeni“ (eine Art russischer Dumplings). Nach dem Essen setzten wir unsere Erkundung der Altstadt fort und ließen den Abend in einer Bar in Tallinn ausklingen. Dort konnten wir in lockerer Atmosphäre entspannen und gleichzeitig mit Einheimischen ins Gespräch kommen.

Einblicke in die estnische Polizeischule. Diese verfügt beispielsweise über: ein Studio, aus dem relevante Nachrichten (Pressestatements) an die estnische Bevölkerung gesendet werden können, oder aber auch über einen nachgebauten Grenzstreifen (Russland-Estland) für Übungszwecke. Die Räumlichkeiten und Einsatzmittel sind sehr modern.

HELSINKI, Finnland

Aufgrund der geographischen Nähe zur Hauptstadt Tallinn, besuchten wir mit der Fähre die Hauptstadt Finnlands – Helsinki. Hier verbrachten wir einen ganzen Tag und erkundeten unter anderem die Staatsbibliothek, den Dom, sowie den Hafen.

TALLINN, Estland

Neben den kulturellen Erkundungen stand auch die polizeifachliche Weiterbildung auf dem Programm. Am 27.08.2024 besuchten wir die estnische Polizeischule in der Hauptstadt und wurden durch Herrn Mihkel Miller empfangen und herumgeführt. Die Schule zeichnet sich durch ihre Vielzahl an Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten aus. Anders als in Deutschland werden hier beinahe alle Bediensteten für die interne Sicherheit an nur einem Ort ausgebildet. Er nannte uns folgende Berufsgruppen: Rettungskräfte und Notfalldisponenten, Polizei- und Grenzschutzbeamte, Gefängnisbeamte, Steuer- und Zollbeamte sowie Forscher und Experten auf dem Gebiet der inneren Sicherheit. Der Leitfaden der Schule, so erzählte uns Herr Miller, ist allgegenwärtig „Integrität, Respekt, Offenheit, Professionalität und Entwicklung“. Als Zeichen der Verbundenheit und als Dankeschön überreichten wir ihm einen IPA-Wimpel.

Ein weiterer besonders aufschlussreicher Programmpunkt war der Besuch der estnischen Abschiebebehörde, die für Rückführungsmaßnahmen im Zusammenhang mit illegaler Migration verantwortlich ist. Wir bekamen detaillierte Einblicke in die rechtlichen Rahmenbedingungen und die operativen Abläufe, die mit Abschiebungen und der internationalen Zusammenarbeit verbunden sind. Es war sehr interessant, die Herausforderungen und Lösungsansätze der estnischen Polizei in diesem Bereich kennenzulernen. Bei der Besichtigung der Zellen und Sicherheitsbereiche wurde uns die
tägliche Arbeit der Abschiebebehörde nähergebracht, und wir hatten die Möglichkeit, mit den Mitarbeitern über die Herausforderungen im Strafvollzug zu sprechen.

Unser Aufenthalt in Estland war die perfekte Kombination aus kulturellen Erlebnissen und wertvollen Einblicken in die estnische Polizeiarbeit. Gleichzeitig erweiterten wir unser Wissen, was uns ein tieferes Verständnis für die internationale Polizeiarbeit und ihre Herausforderungen verschaffte. Tallinn hat uns mit seiner Vielfalt begeistert und wir haben sowohl beruflich als auch persönlich viel aus dieser Reise mitgenommen. Der Austausch mit den estnischen Kollegen und die kulturellen Eindrücke werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Ein Bericht von Erik Olesch, Benedikt Binder, Teresa Schlossmann, Lucia Nebbioso und Dominik Bernig.