11 Tage Japan – mit den Kollegen der Polizeibehörde in Tokyo!
こんにちわ! Am 04. August war es erneut soweit und ich durfte das wundervolle Japan erkunden. Meine eigenständig organisierte, private Urlaubsreise mit meiner Begleitung führte durch die kulturellen wie auch modernen Zentren des fernen Landes.
Durch das IPA Travel Form erhielt ich die Gelegenheit, in Japan Kontakt zur dortigen IPA aufzunehmen. Dadurch konnte ich nicht nur Führungen in den Dienststellen, insbesondere einer der neuesten Dienststellen Tokyos mit persönlicher Betreuung erleben, sondern auch exklusive Einblicke in Bereiche außerhalb der Dienststellen gewinnen.
Spät nachts, nach zwei verschobenen Flügen und weiteren Problemen mit der Airline, kam ich am Haneda Airport an und konnte dank des vorbestellten Zugtickets mich angenehm zum Hotel aufmachen. Die Züge fahren, anders als in Deutschland, sehr regelmäßig und mit nahezu keiner Verspätung – und kosten zudem fast nichts, wenn man nicht gerade den Shinkansen (vergleichbar mit einem ICE) nimmt.
Im Vorhinein wurde ich von meiner Kontaktperson der IPA-Tokyo, Herr Uto, über die Hitzewelle in Japan informiert, welche man auch spät nachts noch merkte, bei schwülen 31°C.
Angekommen im Hotel, welches bereits seit 1891 dort Gäste empfängt, konnten wir trotz der späten Uhrzeit noch einchecken und schnell auf das klimatisierte, gemütliche und saubere Zimmer.
Tag 1: Gefrühstückt wurden, wie quasi jeden Tag, typisch japanische Gebäckwaren aus den örtlichen „Konbinis“. Diese sind kleine Supermarktketten, die frische Ware, Fertigprodukte und ähnliches anbieten und 24 Stunden am Tag geöffnet sind. Nach dem ersten Grüntee konnte dann die Erkundung der umgebenden Stadteile beginnen. Bei recht anstrengenden 37°C und hoher Luftfeuchtigkeit nahmen wir die Bahn Richtung Shibuya, um den dortigen Meiji-Schrein zu erkunden, sich im Yoyogi-Park ein wenig auszuruhen und um bei etwas kühlerem Wetter das weltweit bekannte Shibuya-Crossing zu betrachten.
Nach diesen typischen Sightseeing-Spots haben wir uns ein wenig Erholung in einem der klimatisierten Cafés gesucht, um gestärkt weiterzumachen, denn Asakusa, mit seinen traditionellen Kunst- und Imbissgeschäften war nun geplant. Die Besichtigung des Sensō-ji-Tempels ließ uns nur erahnen, wie mächtig und kunstvoll dieser antike Tempel einst gewesen war und teils noch heute ist. Am Tempel ließ ich mein Schicksal durch ein Omikuji vorhersagen – ein kleines, weißes Zettelchen mit einer Weissagung in Gedichtform darauf – dass ich gegen eine Spende von 100 Yen erhalten konnte. Zufrieden mit meiner Vorhersage haben wir den Tag bei einer Schüssel extra scharfer Ramen, einer Nudelsuppe, ausklingen gelassen. Der Restauranttipp kam dabei von Herrn Uto, mit welchem ich im Vorfeld meine Vorliebe für scharfes Essen schon besprach und der mir viel Hilfe anbot, die besten Restaurants für unseren Trip herauszufinden. Danach ging es schnell in das Hotel zurück, denn am nächsten Tag stand das Treffen mit den Kollegen an.
Tag 2: Um 13:00 Uhr ging es dann am nächsten Tag los, meine Idee vorher noch durch Tokyo zu joggen, habe ich nach kurzer Zeit auf Grund der Temperaturen bereut. Herr Uto informierte mich daraufhin über die geplante Stärke unserer Tagesgruppe und den geplanten Tagesablauf.
Die Tour dauert etwa 50 Minuten. Als wir vor Ort ankamen, besuchten wir vor der Führung noch den Bereich des Kaiserpalasts Tokyo, da wir auf unseren Guide Herrn Hide warteten, welcher noch etwas arbeiten musste. Der Kaiserpalast lag direkt neben der großen Polizeistation, nur getrennt von einer Straße und dem Burgsee.
Auch wenn der Kaiserpalast touristisch nicht leicht begehbar ist, hatten wir von den Aussichtsflächen sehr gute Sicht auf dieses monumentale Gebäude. Zurück an der Station erwartete Herr Hide uns, welcher uns äußerst freundlich begrüßte und direkt mit hineinnahm.
Zunächst sahen wir ein kurzes Video an. Es beinhaltete aber auch eine allgemeine Übersicht über die japanische Polizei, Internationale Ermittlungen, Straftaten durch Ausländer und das immer wichtiger werdende Thema Cyber Crime. Bei Betrachtung der Struktur, internen Kommunikation wie auch Handlungsabläufe und Ermittlungen fielen mir einige Parallelen zur Polizeiarbeit in NRW auf.
Dann besichtigten wir die historische Ausstellungshalle und das Kommunikationskommandozentrum. In der Ausstellungshalle wurde mir dabei die Bedeutung der Polizeigeschichte Japans bewusst, sowie die teilweise gemeinsamen Ursprünge und schon frühe Zusammenarbeit. Herr Hide und ich besprachen dabei die Ursprünge der japanischen Strafprozessordnung und die der deutschen – welche beide Einflüsse der preußischen Justizgesetze teilten. Zudem erfuhr ich, dass auch Deutsche bei der frühen Organisation der Polizeistruktur Japans beteiligt und sogar vor Ort waren.
Die beeindruckende, technisch aktuelle Führungs- und Einsatzstelle wies erhebliche Ähnlichkeiten zu den deutschen auf.
Nach der MPD fuhren wir mit der U-Bahn zur Polizeistation Tsukishima. Dort wurde mir die Möglichkeit geboten, mit der Leiterin der Polizeistation zu reden, gemeinsam die Streifenwagen und Motorräder zu besichtigen – und viele Fotos zu machen. Ganz besonders gefreut hat mich jedoch auch die Möglichkeit, das Dōjō der Polizeieinheit zu betreten, in dem das Einsatztraining, der Dienstsport sowie die Festnahmetechniken trainiert werden. Hier wurde mir vom Polizeisportausbilder die Möglichkeit gegeben, Kendō kennenzulernen – eine abgewandelte Art des ursprünglichen Samurai-Schwertkampfes. Teile der Festnahmetechniken beruhen in Japan auf Judo und werden im Taiho-Jutsu fortgeführt. Hier wurde mir als aktiver Judoka die Möglichkeit gegeben, auch mich daran zu testen. Nachdem ich einen Judogi ausgeliehen bekam, wodurch das Fehlen eines Judogi keine Ausrede für eine Nichtteilnahme mehr war, musste ich mich dann an einem O-Goshi-Wurf beweisen – was zum Glück positiv verlief. Nach dem Dōjō ging es daraufhin zu einer der bekannten Police Boxes, welche kleine Polizeiwachen sind, die sehr viel über Japan hinweg verteilt sind.
Nach dem Besuch der Polizeistation gingen wir direkt in das japanische Lokal in Yuraku-cho. Dort kamen auch die anderen Kollegen dazu und wir konnten ausgiebig reden und essen. Auch eine deutschsprachige Kollegin und Herr Hamura, der derzeit amtierende Vorstand der IPA Tokio, war dabei.
Wir haben uns viel unterhalten, Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam viel gelacht.
Als wir uns verabschiedeten, tauschten wir noch Kontaktdaten aus und wir gingen gemeinsam zur Bahn. Am nächsten Tag erwartete mich schließlich noch etwas wichtiges, die Möglichkeit die älteste und bedeutendste Judo-Schule der Welt, Kōdōkan, zu besuchen und dort sogar das Training.
Tag 3: Am dritten Tag der Reise besuchten wir weitere Tempel und Schreine sowie den Ueno-Park und den traditionellen Stadtteil Yanaka vormittags. Daraufhin war das Tokyo National Museum das nächste Ziel. Am Abend ging es dann nach Bunkyō-City. Dort habe ich mich mit Herrn Uto getroffen, um gemeinsam Kōdōkan besuchen zu können. Herr Uto trainiert seit fast 50 Jahren selbst als Judoka und Kōdōkan ist seine Trainingsstätte. Daher machte er es mir möglich, die Geburtsstätte von Judo selber besuchen zu können und beim Training mit dabei zu sein. Vorher wurden noch ein paar Fotos gemacht, insbesondere von Herrn Uto und mir vor der Statue des Begründers des Judo, Kanō Jigorō, welcher auch diese Sportstädte gründete. Das Training machte sehr viel Spaß und war deutlich anders, als ich es aus meinem Verein in der Heimat kannte. Ich war dankbar, dass ich vom Training lernen durfte und auch einige Souvenirs dort vor Ort erwerben konnte, darunter einen Gürtel mit Prägung des Dōjō.
Nach dem Training ging es daraufhin zu einem hervorragenden Ramen-Geschäft, in dem ich die vielleicht besten Ramen, eine japanische Nudelsuppe, bisher essen durfte. Es war fußläufig vom Dōjō entfernt und stärkt wohl einige Sportler dort vor oder nach dem Training. Gestärkt und erfüllt von einem großartigen Tag verabschiedeten wir uns von Herrn Uto und kehrten in unser Hotel zurück.
Tag 4 und 5: Wir besuchten das Stadtviertel Akihabara, welches ehemals bekannt war als Elektronikviertel mit vielen modernen Techniken und sich mit der Zeit zusammen zum Zentrum japanischer Popkultur entwickelte. Es ist der perfekte Ort, wenn man die japanische Jugendkultur und ihre Interessen kennenlernen will – voll mit Lichtern, lauter Musik und dem auch in Deutschland weit bekannten Exportgut von Manga und Anime. Die vielen bunten Farben und Lichter kombiniert mit den großstädtischen Strukturen machen diesen Ort lebendig und wach. Auch abends ist dort keine Ruhe, sodass man dort problemlos einen ganzen Tag verbringen könnte, ohne dass einem langweilig wird, sofern man sich für diese Popkultur interessiert. Auf Wunsch meiner Begleitung taten wir auch genau dies und setzten uns am Abend in eines der vielen verschiedenen Szene-Cafés – unsere Wahl fiel auf ein Café, welches eine Bar im Stil einer beliebten Spielereihe darstellte. Am fünften Tag war es wieder Zeit für mehr Kultur – damit einhergehend Schreine, Tempel und die wunderschönen Gartenanlagen. Hierbei besuchten wir auch die östlichen, „geheimen Gärten“, des Kaiserpalasts, das Stadtviertel Odaiba mit einem riesigen Einkaufszentrum, eine riesige Roboterfigur, den Tokyo Skytree sowie das Viertel Omotesando für einen Einblick in die kulturelle Bebauung und die Möglichkeit Tokyos bekanntes Streetfood zu genießen.
Neben Tayaki, einem Gebäck in Form eines Fisches, gefüllt mit süßen Cremes und Anko (Bohnen) Paste – Tako-yaki, Oktopusbällchen in Teigmantel – Mochi, einem japanischen Reiskuchen mit süßer Füllung – und Dangos, japanischen Klößen aus Reiskuchen mit ebenfalls süßer oder salziger Füllung und Soße – gabs es noch Kakigōri zur Abkühlung, welches geschabtes Eis mit verschiedenem Sirup ist, und eine hervorragende Abkühlung bei den fast 40°C bat.
Am sechsten Tag hieß es dann von Tokyo Abschied nehmen, da wir den Shinkansen nach Kanazawa nahmen. Dort erwarteten uns das beste Curry-Gericht Japans, Katsudon, viele wundervolle Landschaften und Tempel, wie auch traditionelle und gut erhaltene Stadtviertel wie das Ninja-Viertel mit dem Myoryuji Tempel, „Ninja-Tempel“. Am nahegelegenen Uchinada-Beach, einem der ausgezeichneten schönsten Strände Japans, badeten wir bei über 40°C im Japanischen Meer.
Wir besichtigten einige Burgen, welche noch hervorragende in Takt waren und fuhren weiter in das Kulturzentrum Japans, Kyōto, am achten Tag. Es folgte ein Tagesauflug nach Nara für das dortige Feuerfest: Die Stadt ist dafür bekannt, dass die Menschen dort auch in der Stadt mit Rehen und Hirschen zusammenleben. Die restliche Zeit in Japan, haben wir in Kyoto verbracht und viele Tempel gesehen. Darunter besuchten wir den über 1200 Jahre alten Fushimi Inari-Taisha, den Schrein der 1000 Tore, welcher auf einem über 200m hohen Berg lag, auf den nur schmale Treppen hochführen.
Am elften Tag verließen wir spät abends das Land der Aufgehenden Sonne, um unsere Reise nach Korea fortzusetzen.
Die IPA hat mir eine traumhafte Reise ermöglicht viele tolle Menschen und Orte kennenzulernen. Diese Chance würde ich jedes Mal wieder nutzen und jedem ans Herz legen zu erwägen. Ich bin sehr von der Unterstützung und der Freundlichkeit aller Kollegen der IPA überzeugt.
Zum Abschluss möchte ich mich bei allen Kollegen der IPA bedanken, die diesen Besuch überhaupt erst möglich gemacht haben. Sowohl Herr Hamura / はむら (IPA Japan) und Herr Muramoto / 村元 (IPA Japan) haben mir sehr geholfen, diesen Austausch zu erleben und so tolle Erfahrungen zu sammeln – als auch insbesondere Herr Uto / うと (IPA Japan), der stets hilfsbereit und freundlich sich um alles gekümmert hat und so viel ermöglichte: Sie haben diese Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht. Sie hätte aber ohne die Freunde der IPA Deutschland und insbesondere den Sekretär meiner Verbindungsstelle, James Schneider (IPA Bork e.V.), der stets bemüht und aufgeschlossen half, gar nicht erst stattfinden können.
Mit Dankbarkeit, wertvollen Eindrücken und tollen Erinnerungen hoffe ich, mich vielleicht revanchieren zu können.
In diesem Sinne, Servo per Amikeco
Text und Bilder: Daniel T. Schubert (IPA Bork e.V.)