International Police Association – Deutschland

Policing the American Way – Ein Streifzug durch US-Dienststellen

USA-Reisebericht: 28. Juni – 12. Juli 2025

Einleitung

Vom 28. Juni bis zum 12. Juli 2025 reiste ich in die USA, um meine amerikanische Gastfamilie zu besuchen. Außerdem verband ich den Urlaub mit einem weiteren ganz besonderen Schwerpunk: Ich wollte im Rahmen meines Aufenthalts mehrere Polizeidienststellen besuchen, um mir ein eigenes Bild von der amerikanischen Polizeiarbeit zu machen. Zur Vorbereitung nahm ich im Vorfeld Kontakt mit der International Police Association (IPA) auf und bat um Unterstützung bei der Kontaktvermittlung vor Ort. Die vielen spannenden und eindrucksvollen Erlebnisse möchte ich in diesem kurzen Reisebericht festhalten und teilen. Mein besonderer Dank gilt der IPA für die großartige und kollegiale Unterstützung! Der Bericht gibt ausschließlich meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wieder und spiegelt nicht die offiziellen Meinungen oder Positionen von Behörden wider.

Los Angeles (28. Juni 2025): Ankunft & Streifenfahrt in Compton

Ich landete gegen 13:30 Uhr am Flughafen LAX, wo mich Dennis, mein Kontakt vom Los Angeles County Sheriff’s Department (LASD), abholte. Unser erster Halt: In-N-Out Burger – natürlich entschied ich mich für den berühmten Double-Double Burger. Am Nachmittag startete mein erstes Highlight: Ein spannender Ride-Along in Compton. Mein Dienst mit Deputy Max war ereignisreich! Im Rahmen der Schicht kam es zu einem Fall, bei welchem ein Mann mit einer Schusswaffe bedroht wurde. Der Tatverdächtige konnte gestellt werden, im Fahrzeug wurden eine Waffe und Munition gefunden.

Los Angeles (29. Juni 2025): Training im Gold’s Gym Venice & Santa Monica

Der Tag begann mit einem Workout im legendären Gold’s Gym in Venice. Dort traf ich durch Zufall eins meiner größten Idole – Arnold Schwarzenegger! Nach einem freundlichen „Guten Morgen“ machten wir ein gemeinsames Foto. Trotz des stolzen Tagestarifs von 50 Dollar war das Training großartig. Danach erkundete ich Venice: den Skatepark, die LAPD-Strandstation (inklusive Foto und Patch-Tausch) und Muscle Beach. Am Abend spazierte ich durch Culver City, vorbei an den Sony Studios sowie der lokalen Feuer- und Polizeistation. Bei der LAFD Fire Station 43 tauschte ich erneut einen Patch und machte Fotos. Den Tag ließ ich am Santa Monica Pier mit Sonnenuntergang und einem Spaziergang durch die malerischen Venice Canals ausklingen.

Los Angeles (30. Juni 2025): Hollywood & lokale Entdeckungen

Ich startete mit einem Besuch bei der Hollywood Division des LAPD, um einen Patch zu tauschen. Anschließend schlenderte ich über den Walk of Famke und sah Namen wie Michael Jackson, John Wayne, Elvis Presley, Arnold Schwarzenegger, Walt Disney, Snoop Dogg, Dr. Dre, Marilyn Monroe, Ice Cube, Bruce Lee und viele mehr. Ich aß ein leckeres Eis von Cold Stone, sah das Hollywood Sign vom Ovation Center aus und staunte über Cybertrucks, autonome Taxis und Lieferroboter. Am Abend in Culver City folgte ein kurzer Spaziergang und ein 10 Kilometer Strandlauf mit Sonnenuntergang beim Venice Skatepark. Zum Abendessen gab es einen leckeren „Marathon Burger“ direkt am Muscle Beach.

Los Angeles (1. Juli 2025): Streifenfahrt mit dem Torrance Police Department

Ich stand um 4 Uhr morgens auf, denn es ging um 5:45 Uhr zur Einsatzbesprechung beim Torrance Police Department (TPD). Der Ride-Along beim TPD wurde von John von der International Police Association (IPA – US-Region 6) organisiert. John diente über 30 Jahre beim TPD und schrieb sogar ein Buch über die Dienststelle. Mein Streifenpartner war Officer Darryl. Er zeigte mir das gesamte Department: Schießstand, Fitnessstudio, Einsatzzentrale, SWAT-Fahrzeug (Lenco BearCat) und Gewahrsam. Ich durfte auf dem Schießstand sogar an einem kurzen Schießtraining teilnehmen. Außerdem erhielt Einblicke in die Funktionsweise nicht-letaler Waffen wie den Taser 7 und die sog. „Sponge Gun“. Während des Dienstes kam es unter anderem zu einer Verfolgungsjagd, an welcher verschiedenste Organisationseinheiten beteiligt waren (Helikopter, K-9-Einheit, SWAT, Drohnen und Zivilermittler). Beeindruckend: Das SWAT-Team war dank einem sog. ,,Part-Time‘‘ Modell innerhalb weniger Minuten vor Ort – trotz Personalknappheit. Nach Schichtende holte mich John von der Polizeidienststelle ab und führte mich im Anschluss noch durch die Hauptwache des Torrance Fire Department (TFD), wo ich den Fire Chief und einen SWAT-Paramedic vom TFD TEMS-Team (Tactical Emergency Medical Service) traf. Den Tag beendeten wir mit leckerem hawaiianischem Essen.

Am Folgetag, den 2. Juli 2025, folg ich vom Flughafen LAX nach Charlotte, North Carolina, von wo es am nächsten Tag weiter nach Myrtle Beach, South Carolina ging – zur Feier des Unabhängigkeitstages mit meiner Gastfamilie.

Myrtle Beach (3. Juli bis 9. Juli 2025): Independence Day feiern und Ride-Along Myrtle Beach Police Department

Am 3. Juli kamen wir in Myrtle Beach an. Am Nationalfeiertag, dem 4th of July, feierten wir im Zentrum der Stadt. Bei einer spontanen Unterhaltung mit zwei Polizisten stellte sich überraschend heraus, dass einer von ihnen der stellvertretende Polizeichef war. Nach einem freundlichen Austausch über Polizeiarbeit in Deutschland und den USA lud er mich spontan zu einer Streifenfahrt mit dem Myrtle Beach Police Department (MBPD) ein – eine Einladung, die ich gerne annahm.

Am 8. Juli fand schließlich der dritte und letzte Ride-Along meiner Reise statt. Das MBPD gewährte mir spannende Einblicke in ihre Arbeit. Ich sah Streifen- und Zivilfahrzeuge, das Hauptquartier, die Leitstelle, Schutzausrüstungen und die Dienststelle spezialisierter Kräfte (mit SWAT- und K-9-Team). Highlights waren das gepanzerte SWAT-Fahrzeug und sogar ein kurzer Ride-Along direkt am Strand war möglich! Beeindruckend: Jeder Beamte hat ein fest zugewiesenes Dienstfahrzeug, das auch privat genutzt werden darf – inklusive Tankkarte. Ein besonders beeindruckendes Sicherheitsmerkmal in den Streifenwägen des MBPD: Die Rückbank ist durch Wände von der Fahrerkabine abgetrennt. Somit werden Angriffe durch festgenommene Personen von hinten verhindert.

Die Einsatzzentrale des MBPD überwacht über 1.000 Kameras – vorrangig an Kreuzungen und in Kriminalitätsschwerpunkten. Ein Schusserkennungssystem (über Mikrofone) aktiviert sofort Kameras in der Nähe und streamt Livebilder in die Leitstelle. Zwar wäre so ein System in Deutschland datenschutzrechtlich problematisch – sein taktischer Nutzen ist jedoch unbestritten. Zudem nutzt MBPD automatische Kennzeichenerkennung auf Hauptstraßen. Wird ein gestohlenes Kennzeichen erkannt, erhalten Beamte in Echtzeit eine Warnung mit Bild und Fahrtrichtung auf den im Streifenwagen vorhandenen Laptop. Ich bin dem MBPD-Team sehr dankbar für die herzliche Aufnahme und die vielen spannenden Eindrücke!

Am 9. Juli ging es dann wieder zurück nach Charlotte, North Carolina. Am 12. Juli trat ich meine Rückreise vom Charlotte Douglas International Airport nach Frankfurt an – mit kurzem Zwischenstopp in München. Am 13. Juli kam ich voller unvergesslicher Eindrücke Zuhause an.

Reflexion: Wichtige Unterschiede in der Polizeiarbeit zwischen den USA und Deutschland

Zum Abschluss möchte ich allen herzlich danken, die mich auf dieser Reise unterstützt haben – besonders den engagierten Kolleginnen und Kollegen des LASD, LAFD, TPD, TFD, MBPD sowie meinen Streifenpartnern Max, Darryl und Alex, Dennis vom LASD und John von der IPA. Die tiefen Einblicke in die US-Polizeiarbeit waren eine außergewöhnlich bereichernde Erfahrung!

Ein zentraler Unterschied liegt in der Struktur: In den USA gibt es eigenständige Stadtpolizeien, Sheriff-Departments für ländliche Gebiete und zusätzliche Landesbehörden wie die Highway Patrol. Bundesbehörden wie das FBI und die U.S. Marshals sind für überregionale Fälle zuständig. In Deutschland hingegen gibt es eine Bundespolizei (vor allem an Bahnhöfen, Grenzen, Flughäfen) und je ein Landespolizei pro Bundesland, die alle Aufgabenbereiche vereint: Streife, Kriminalpolizei, Autobahn, etc.

US-Polizeidienststellen agieren weitgehend lokal und autonom – mit eigenen Streifenbeamten, Ermittlern, SWAT-, K-9-Einheiten und Leitstellen. In Deutschland liegt die Verwaltung häufig bei übergeordneten Präsidien. Einsätze werden über örtliche Polizeireviere abgedeckt. In Amerika sind Präsidium und Revier sozusagen unter einem Dach miteinander kombiniert. Amerikanische SWAT-Teams sind meist auf Abruf und schnell einsatzbereit, oft in sog. ,,Part-Time‘‘ Modellen. US-Polizisten sind häufig allein unterwegs, während in Deutschland Zweierteams Standard sind. Zudem verfügen US-Behörden über eine breitere Palette nicht-tödlicher Einsatzmittel wie Taser oder Gummigeschosswerfer. Auch die rechtlichen Spielräume unterscheiden sich: US-Beamte können bei Bagatelldelikten (auch bei Straftaten) eine mündliche Verwarnung (sog. ,,Warnings‘‘) aussprechen – in Deutschland ist dies (außer bei Ordnungswidrigkeiten) nicht zulässig. Die Einsatzrealitäten sind ebenfalls verschieden: In den USA dominiert die Bedrohung durch Schusswaffen (weshalb viele Beamte AR-15 oder Schrotflinten mit sich führen), in Deutschland sind Messerangriffe häufiger.

Auch die Drogenkriminalität unterscheidet sich: In den USA sind Fentanyl und Crystal Meth verbreiteter, in Deutschland eher Heroin und Kokain. US-Beamte führen oft Narcan (Naloxon) zur Behandlung von Opioidüberdosen mit. Der Rettungsdienst ist in den USA meist Teil der Feuerwehr. Außerdem gibt es dort keine ,,klassischen‘‘ Notärzte wie in Deutschland. Paramedics (amerikanische Notfallsanitäter) leisten eigenverantwortlich die notfallmedizinische Erstversorgung und besitzen hierfür erweiterte Eingriffskompetenzen. Im Süden Deutschlands sind Feuerwehr und Rettungsdienst in der Regel organisatorisch getrennt. Besonders beeindruckend fand ich außerdem die amerikanischen SWAT-Paramedics – taktisch geschulte Rettungskräfte für Hochrisikoeinsätzen, welche die SWAT-Teams unmittelbar im Einsatz begleiten. Entsprechende Konzepte sind in Deutschland nicht etabliert.

All diese Eindrücke haben meinen Blick auf die Polizeiarbeit erweitert und meine Wertschätzung für unsere amerikanischen Kolleginnen und Kollegen vertieft. Ich bin dankbar für das Vertrauen, den offenen Austausch und die herzliche Aufnahme. Ich wünsche all meinen Unterstützern Gottes Segen, viel Gesundheit und viele spannende und behütete Einsätze! Vielen Dank für diese tolle und lehreiche Zeit!

Philipp Binkele, Juli 2025