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Praktikumsbericht: Cuerpo National de Policià Algeciras

Im Rahmen des berufspraktischen Abschnittes meines Studiums an der Hochschule der bayerischen Polizei in Fürstenfeldbruck, steht es den Studenten offen, sich auf ein zweiwöchiges Praktikum bei einer außerbayerischen oder einer im europäischen Ausland befindlichen Dienststelle zu bewerben. Nachdem ich bereits im Vorjahr mit Freunden Andalusien bereist und dort erste Kontakte zu den Kollegen vor Ort geknüpft hatte, bewarb ich mich um ein Praktikum bei dem Cuerpo National de Policià in Algeciras.

Kurz darauf bekam ich die Zusage und konnte mich am 06.09.2024 von Memmingen aus auf den Weg nach Südspanien machen. Mittels Flugzeugs ging es nach Malaga und danach mit dem Mietwagen weiter nach Algeciras. Dort wurde ich von einem Freund eines Kollegen empfangen, welcher mir seine zentral gelegenen Ferienwohnung für zwei Wochen vermietete.

Am 09.09.2024 begann schließlich das Praktikum mit der Vorstellung bei der „Inspectora jefe“(Dienststellenleiterin) Esther Mendoza Ortiz bei meiner Praktikumsdienststelle, der „Estacion Maritima del Puerto de Algeciras“ (Policia National im Hafen von Algeciras).

Im Rahmen des zweiwöchigen Praktikums durfte ich viele Bereiche der Behörde kennenlernen und mein Wissen mit den Kollegen austauschen.

Zuerst wurden mir die Ein-/Ausreisekontrollen vorgestellt. Hierbei werden sowohl auf der Straße als auch im Hafengebäude selbst Kontrollen durchgeführt, um der unerlaubten Migration entgegenzuwirken und die Einreisebestimmungen der Personen und Fahrzeuge durchzusetzen. Ebenfalls durfte ich mit den Kollegen der Abteilungen „Documentos falsos“ (Urkundenfälschung), „Trafico“ (Vekehr) und „Puertos deportivos“ (Yachthafen) zusammenarbeiten.

Die Kollegen der Abteilung „Documentos falsos“ übernehmen gefälschte, verfälschte oder unrechtmäßig gebrauchte Dokumente, welche zuvor bei der Einreisekontrolle festgestellt wurden und führen weitere Ermittlungen und Untersuchungen durch. Die hierfür verwendete Technik weicht nur kaum von der in Deutschland ab. Sowohl Dokumentenprüflampen als auch Untersuchungsgeräte zur Überprüfung der Dokumente werden hierfür verwendet. Ich selbst durfte mein Wissen anhand von mehreren Hundert Echt- und Falschdokumenten anwenden, wobei noch etwas Luft nach oben blieb. Besonders verfälschte Klebe-Visa aus Frankreich brachten mich hierbei regelmäßig an meine Grenzen.

Die Abteilung „Trafico“ ist für alles zuständig, was mit dem Bereich KFZ/Verkehr zu tun hat. Darunter fallen die Überprüfung von Fahrzeugen, welche ins Ausland, besonders nach Afrika, exportiert werden sollen, als auch die Nachschau für Gerichte zur Haltereigenschaft oder sonstige Überprüfungen in diesen Bereichen. Das Hauptaugenmerk der Kollegen besteht jedoch darin, die KFZ-Verschiebung von gestohlenen / unterschlagenen Fahrzeugen auf den afrikanischen Kontinent zu unterbinden. Der Hafen von Algeciras ist in Bezug auf die abgefertigten Waren in Tonnen, der viertgrößte Hafen Europas. Algeciras befindet sich hierbei an einer strategisch bedeutenden Position, nur ca. 20 km entfernt von der marokkanischen Küste. Dutzende Fähren und Containerschiffe mit internationalen Waren fahren täglich in den Hafen ein und aus. Die Überprüfung aller Waren ist schlichtweg unmöglich. Dennoch versuchen die Kollegen ihr Bestes und stellen regelmäßig unrechtmäßig erlangte Fahrzeug sowie Betäubungsmittel am Hafen sicher. Allein in den zwei Wochen meiner Anwesenheit, wurden im Bereich des Hafens ca. zwei Tonnen Haschisch, etwa 150 kg Kokain und fünf gestohlene Fahrzeuge sichergestellt.

Die Überprüfung der Einreisemodalitäten in den zahlreichen Yachthäfen im Dienstbereich ist die Aufgabe der Abteilung „Puertos deportivos“. Durch die Hafenbehörden wird den Kollegen jedes angereiste Boot übermittelt und um Überprüfung gebeten. Durch Bestreifung sowie Kontrolle der Häfen und anreisenden Schiffen werden auch hier die Einreisemodalitäten überprüft und gegebenfalls Rückweisungen oder Ermittlungen durchgeführt. Schwierig war hierbei, dass die Mitteilung der Hafenbehörden oft verzögert bei den Kollegen eingeht und die Boote bereits wieder abgereist waren, bevor eine Überprüfung stattfinden konnte.

Ein weiteres Highlight des Praktikums war der Tag mit der „UPR- Unidad de prevencion y reaccion“.  Hierbei handelt es sich um eine Einsatzgruppe, ähnlich dem ZED in Deutschland, die dem „Inspector“ Josemi Gonzales unterstellt ist. Josemi durfte ich bereits zuvor bei einem privaten Treffen unter befreundeten Kollegen kennenlernen. Er lud mich hierbei ein, einen Tag außerhalb des Hafens zusammen mit ihm zu arbeiten. Am besagten Tag wurde mir eine Schutzweste ausgehändigt und ich durfte mich gemeinsam mit seiner Gruppe, bestehend aus insgesamt fünf Kollegen, in den Einsatz begeben. Zu Beginn wurden wir zu einer Zwangsräumung des Gerichts hinzugezogen, welche ohne Zwischenfälle verlief. Daraufhin erfolgte die Bestreifung des Dienstbereiches, wobei uns ein Toyota Landcruiser mit lettischen Ausfuhrkennzeichen auffiel. Eine Überprüfung ergab, dass das Fahrzeug nicht zuglassen war und die Kennzeichen zu einem anderen Fahrzeug gehörten. Die Kennzeichen wurden sichergestellt und der mauretanische Halter ausfindig gemacht und festgenommen. Dieser wurde am drauffolgenden Tag dem Richter vorgeführt, welcher ihn zu vier Monaten auf Bewährung und einer Strafzahlung von 700 Euro verurteilte.

Es folgten Personenkontrollen im Stadtgebiet, wobei ein obdachloser Mann auffiel. Hierbei konnte ich die Kollegen unterstützen, da es sich bei diesem um einen Münchner handelte, welcher seine Ausweisdokumente verloren hatte und bereits seit vier Jahren versuchte, sich von seiner Crack-Sucht zu befreien. Ob Algeciras, wo das Gramm Kokain mit ca. 50-60€ recht günstig ist, der richtige Ort ist, bleibt fraglich. Hilfsangebote lehnte er vehement ab. Wir übergaben ihm die Erreichbarkeit des deutschen Konsulates und entließen ihn.

Abgeschlossen wurde der Tag mit der Durchführung einer Standkontrolle bei der ein marokkanischer Mann festgestellt wurde, welcher sich nicht in Spanien aufhalten darf. Dieser wurde festgenommen und am nächsten Tag nach Marokko ausgewiesen.

Meine Freizeit verbrachte ich mit dem Besuch der vielen Strände, sowohl im Bereich der Mittelmeer- als auch der nahegelegenen Atlantikküste, mit Wanderungen in den angrenzenden Bergregionen, dem Genuss der lokalen Kulinarik, dem Besuch der marokkanischen Stadt Tanger, der Erkundung von Gibraltar und dem Austausch mit neuen Kollegen, die ich kennenlernen durfte und Bekannten, die mich besucht haben.

Abschließend möchte ich mich bei allen mitwirkenden Stellen für die Möglichkeit der Durchführung dieses Praktikums und der damit einhergehenden Steigerung meines Wissensstandes bedanken.

Pfronten, 02.10.2024