Bericht zur Teilnahme am 107. Internationalen Viertagesmarsch in Nijmegen/NL
Auch dieses Jahr nahm auf Einladung der IPA Nijmegen wieder eine Marschgruppe der IPA Stuttgart vom 13. bis 19. Juli 2025 am 4Daagse in Nijmegen, im Süden der Niederlande teil.
28 Leute reisten aus verschiedenen Regionen Deutschlands und aus Österreich in Fahrgemeinschaften zum weltweit größten Wander-Event nach Holland. Unter den Mitgliedern unserer Marschgruppe befanden sich sechs Kollegen der Polizei Baden-Württemberg, darunter auch einige ehemalige und aktuelle Angehörige des PP Stuttgart.
Weiterhin waren Kolleginnen und Kollegen der Landespolizeien Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Bremen und Berlin sowie der Bundespolizei in der Marschgruppe vertreten. Auch Angehörige verschiedener Polizeibehörden, des Zolls, der Bundeswehr und der Rettungsdienste ergänzten unser Team.
Für eine Woche wohnten wir zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus Dänemark, Schweden, Norwegen, den Niederlanden und England im Camp der internationalen Polizeitruppen auf einem Sportgelände des Mixed Hockey Clubs Bemmel bei Nijmegen.
Da wir aus unterschiedlichen Gegenden kamen, konnte zuvor nicht gemeinsam trainiert werden. Auf regionaler Ebene wurden aber Trainingsmärsche angeboten.
So war auch der 5. Internationale IPA Marsch Stuttgart und der Schweizerische Zweitagemarsch in Bern ein fester Bestandteil unseres Trainings im süddeutschen Raum.
Am Vortag des Marsches führten unsere beiden Sanitäter bei jedem Teilnehmenden unserer Marschgruppe einen ausführlichen Gesundheitscheck durch.
Am „Walk of the World“ in Nijmegen mussten wir an vier Tagen die Königsdistanz von jeweils 50 km (insgesamt 200 km) in Uniform absolvieren. Da in der Gruppe die jüngsten Mitglieder die Distanz der gesamten Marschgruppe bestimmen, durften auch die älteren unter uns keine kürzere Strecke laufen.
Dies bedeutete für alle, täglich um kurz nach 02:00 Uhr aufzustehen und sich nach dem Frühstück mit dem Bus in die Stadt Nijmegen fahren zu lassen, um dort um 04:00 Uhr mit ca. 45.500 weiteren Teilnehmenden zu starten.
Gewandert wurde jeden Tag in eine andere Himmelsrichtung. Die Tagesetappen bewältigten wir mit insgesamt vier Pausen in ungefähr 12 Stunden. Da wir eigene Versorger- und Sanitätsfahrzeuge mit Zweierteams einsetzen konnten, war das Essen und die medizinische Betreuung für uns gesichert.
Natürlich wurden auf der Strecke von uns auch andere Wanderer betreut. Als erkennbare Polizei leisteten wir bei zwei Notfällen Erste Hilfe, sorgten für die Verständigung der niederländischen Rettungskräfte und bildeten für diese eine Rettungsgasse.
Beim 4Daagse von Nijmegen handelt es sich um eine der weltweit schwierigsten Wanderveranstaltungen. Um die vier Tage durchzuhalten, benötigt man neben einer sehr guten Kondition auch eine starke Willenskraft. In unserem Team war von Anfang an eine gute Stimmung, viel Teamgeist und eine große Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen.
Alle handelten nach dem Motto des 4Daagse: „You´ll never walk alone“
Tränen flossen trotzdem, auch jeden Tag, aber im Ziel waren es dann Freudentränen.
„Blood, sweat an tears“ – das alles haben wir während den vier Tagen erlebt, und es hat uns nur noch mehr zusammengeschweißt.
Bis auf einen Ausfall wegen starken Hüftschmerzen am 2. Tag, kamen alle 23 Teilnehmenden der Marschgruppe nach 200 km am 4. Tag wohlbehalten über die Via Gladiola ins Ziel.
Blasen verheilen, aber der Erfolg bleibt.
Für den Zieleinlauf gab es für jeden den vom niederländischen Königshaus verliehenen Viertagekreuz-Orden und für die Marschgruppe zusätzlich den vergoldeten Gruppen-Coin, da wir unter einer Gruppen-Ausfallquote von 2 Prozent blieben.
Auch unsere vier Supporter erhielten als Zeichen der Wertschätzung eine Versorgermedaille.
Am Walk of the World nahmen dieses Jahr 45.539 Menschen aus 82 Nationen teil.
2.762 Teilnehmer gaben während den 4 Tagen auf und kamen nicht ins Ziel.
Der Marsch wurde von ca. 1,5 Millionen Zuschauern begleitet, welche die Teilnehmenden entlang der Strecken durch Beifall, musikalische, kulinarische und künstlerische Einlagen sehr unterstützten. Schon morgens um 04:00 Uhr spendeten die jungen Nachtschwärmer Beifall. Entlang der Strecken mussten unzählige Kinderhände abgeklatscht werden. Taschenweise wurden von uns Giveaways verteilt. Holland hat eine sehr tolerante Einstellung gegenüber Menschen mit Einschränkungen und lebensälteren Personen. Diese Menschen werden überall voll in das tägliche Leben integriert.
So saßen entlang der Strecke an den Alten- und Pflegeheimen Menschen mit Handicap in ihren Rollstühlen und Rollatoren, selbst das Zentralkrankenhaus Nijmegen hatte Patientinnen und Patienten mit ihren Betten in Begleitung von Pflegekräften an die Marschstrecke gestellt. Kindergärten bildeten Spaliere, durch die man hindurch laufen musste und dabei unter größtem Spaß von den Kleinen mit Konfetti oder Wasser berieselt wurde.
Eine besondere Wertschätzung erhielt hierbei auch unsere Polizei-Delegation. Wenn wir erkannt wurden, schallte es überall oft durch die Lautsprecher:
„Veel succes aan de Duitse politie“
Diese Wertschätzung der Bevölkerung wünscht man sich als Polizeibeamtin und Polizeibeamter auch zu Hause, für die schwierige und oft gefährliche tägliche Arbeit der Polizei.
Am Tag nach dem Marsch wurden wir vom PP Nijmegen zum Abschiedsempfang der internationalen Polizeimarschgruppen in das Präsidium Gelderland-Zuid eingeladen. Dort nannte die Distriktchefin Andrea Loerts einige Einsatzzahlen zu diesem polizeilichen Großereignis. Gastreden durch die Marschgruppenleiter (auch der IPA Stuttgart) und der Austausch von Gastgeschenken rundeten diese Veranstaltung ab.
Im Anschluss trennte sich schweren Herzens auch unsere Gruppe und man fuhr in Fahrgemeinschaften (teilweise bis zu 800 km) wieder nach Hause.
Nationale und internationale Kontakte wurden geknüpft, Adressen und Patches getauscht und Freundschaften in unserer großen Blaulichtfamilie geschlossen.
Ein besonderer Dank geht an unseren Herrn Polizeipräsidenten, Markus Eisenbraun, der diese Veranstaltung durch seine Unterstützung erst wieder möglich gemacht hat.
Bedanken möchte ich mich aber auch beim LKA BW, der VPI Stuttgart, der Flughafenfeuerwehr Stuttgart und der FF Grafenau, für die Unterstützung durch eine Vielzahl an benötigter Ausrüstung.
Wir hatten erstmals vor 15 Jahren zu zweit am 4Daagse teilgenommen und repräsentieren mittlerweile zusammen mit unseren Versorgern die einzige deutsche und eine der größten ausländischen Polizeimarschgruppen in Nijmegen.
Wer nächstes Jahr mit der deutschen Polizeimarschgruppe am Walk of the World in den Niederlanden teilnehmen möchte, kann sich gerne bei der IPA Stuttgart melden.
Charly Kost