IPA Deutschland

Unsere (IPA) Japan-Tour 2023 

Ein ausführlicher Reisebericht von Ulf Engeln, IPA Köln

Nachdem nun auch Japan als eines der letzten Länder seine Einreisebeschränkungen bezüglich der Corona-Krise deutlich gelockert hatte, haben meine Frau Anja und ich uns nach 2019 für eine weitere Reise in das Land der aufgehenden Sonne entschieden.

Da auch der Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde Porz-Wahnheide, in welchem meine Frau singt, eine zweite Reise nach Japan plante, stand unser Entschluss fest. Und so organisierten wir neben der zweiwöchigen geführten Reise mit dem Chor insgesamt vier Wochen Japan.

Los ging es Ende September mit der Airline Emirates von Düsseldorf über Dubai nach Tokio. Da der Chor erst einige Tage später eintraf, hatten wir Zeit, um die Zeitumstellung zu bewältigen, welche Ende September immerhin 7 Stunden betrug.

Bereits vor der Reise nahm ich Kontakt zu unserem Freund und mittlerweile ehemaligen General Sekretär Toru Warigaya von der IPA Japan auf und informierte ihn über unsere Pläne und ein Wiedersehen mit ihm. Toru-San von der IPA Yokohama war lange Jahre in der Führung der IPA-Sektion in Japan tätig. Er bat mich, ein offizielles „IPA Travel Form“ zu stellen mit dem Hinweis, dass es ja immer gut wäre in der Fremde auf IPA-Hilfe zurückgreifen zu können, falls einmal Hilfe gewünscht wird. Das tat ich dann auch und schon kurze Zeit später meldete sich der für Reisen zuständige IPA-Freund der Sektion, Ryoji Suzuki.

Da u.a. auch ein Besuch in Kyoto anstand und wir auch hier eine lockere Freundschaft mit dem dortigen IPA-Verbindungsstellenleiter Koji Oshiman haben, informierten wir natürlich auch ihn über die Möglichkeit eines Wiedersehens.

Toru-San holte uns am zweiten Tag nach Ankunft im Hotel ab und wir besuchten gemeinsam den Tokyo Tower, welchen wir bei unserem ersten Besuch 2019 noch ausgelassen hatten. Danach fuhren wir nach Shibamata, wo wir ein entspanntes, gemeinsames Mittagessen einnahmen und den Tempel Shibamata Taishakuten besuchten.

Unser erstes Hotel lag im Stadtteil Ginza, dieser ist als eher hochpreisiges Shoppingviertel bekannt durch seine großen Einkaufstempel, Prachtstraßen, Theater und Restaurants.

Die Metropolregion Tokyo mit seinen knapp 40 Millionen Einwohnern verfügt über ein brillantes Nahverkehrssystem. Alle unterschiedlichen Verkehrsmittel wie S-Bahn, U-Bahn, Busse, egal ob staatlich, städtisch oder privat, können mit einer wiederaufladbaren Plastikgeldkarte (Plasmo, Suica,…) bezahlt werden. Diese sogenannten IC-Karten sind Japanweit nutzbar, auch für z.B. Einkäufe oder Eintritte. 

Toru-San lud uns zu einem IPA – Welcome Dinner mit der Verbindungsstelle Tokyo ein. Aus organisatorischen Gründen verlegten wir dieses Treffen auf einen Abend nach Rückkehr mit dem Chor von der gebuchten Rundreise, welche wir dann einige Tage später antraten.

Nach zahlreichen Besichtigungen in Tokyo (Bustour durch die Stadt mit Kaiserpalast, Regierungs-viertel, Tokyo Tower, Stadtteil Ueno mit Parkanlagen,…) ging es mit dem Shinkansen, dem Schnellzug in Japan, ins 450 km entfernte Kyoto. Der Zug benötigt für diese Strecke gerade einmal 2 ½ Stunden! Wir hatten uns für zwei Reisewochen einen „Japan Rail Pass“ gekauft, mit welchem man nahezu alle Züge in Japan nutzen darf.

In Kyoto trafen wir uns mit Koji-San von der dortigen IPA. Auch hier wurde für uns ein Welcome Dinner abgehalten, wir trafen alte Bekannte vom letzten Treffen wieder und freuten uns auf einen Gedankenaustausch und gutes japanisches Essen. Ach ja, hatte ich bereits erwähnt, dass meine Frau der japanischen Sprache mächtig ist? Sie interessiert sich seit einigen Jahren für das Land und die Kultur und nimmt Privatunterricht. Bereits 2019 konnten wir mit ihren Kenntnissen für positive Reaktionen bei den Kollegen aus Japan sorgen, da in der Regel kaum jemand des Japanischen mächtig ist und Sprachkenntnisse öffnen dort so manche Tür und manches Herz.

Von Kyoto aus ging es für einen Ausflug in das benachbarte Nara, welches nicht nur für seine zahmen Sika-Hirsche bekannt ist, sondern in der Hauptsache durch den Tempel Todaj-ji, welcher die größte sitzende Bronze-Buddha Statue Japans besitzen soll, und diese im größten Holzgebäude der Welt. Anschließend ging es noch nach Uji, dem Vorort von Kyoto, welcher für seinen japanischen Tee berühmt ist. Davor ging es zum Byodoin-Tempel, einer der schönsten Tempelanlagen in Kyoto.

Unsere Reise zusammen mit dem Chor ging dann mit dem Shinkansen weiter nach Okayama (u.a. Besuch des Korakuen-Gartens und Kaufmannsstadt Kurashiki) und Kobe, wo wir mit der ev. Kirchengemeinde Osaka-Kobe eine der ersten christlichen Gemeinden besuchten und der Chor dort einen Auftritt hatte.

Über Fukuoka ging es weiter bis Nagasaki (404.000 Einwohner), dort besuchten wir u.a. den berühmten Glover Garden, den ehem. Niederländischen Handelsposten Dejima, Chinatown, Friedenspark, das Monument der 26 christl. Märtyrer und bestiegen den 333 m hohen Mount Inasayama, dessen abendliche Aussicht zu den drei schönsten weltweit zählen soll (neben Macao und Monaco), was wir hiermit bestätigen können! Einfach atemlos schön!

Mit der Bahn ging es zurück nach Tokio mit Stopp in Himeji, wo wir die berühmte Burg des weißen Reihers, welche als schönste Festung Japans gilt, besuchten.

In Tokyo gab es dann das Treffen mit den Freunden der IPA Tokyo, die unseren Erzählungen lauschten, sich sehr für meine Fotos von Fahrzeugen der Kölner Polizei interessierten und uns mit Gastgeschenken überhäuften.

Mit dem Chor unternahmen wir einen Tagesausflug nach Nikko zum dortigen Nationalpark mit seinen Schreinen und Tempeln, von hier kommt übrigens die Darstellung der drei Affen, welche Mund, Nase und Ohren bedecken. Man erhält einen sehr guten Einblick in die zwei Religionen Buddhismus und Shintoismus. Die Mehrheit der Japaner fühlt sich beiden Religionen zugehörig und praktiziert diese aktiv.

Nach Verabschiedung des Kirchenchors, welcher nach zwei Wochen wieder die Heimreise antrat, ging es für uns Zwei mit dem Shinkansen von Tokyo Ueno Station aus in Richtung Norden und auf die kaum von westlichen Touristen bereiste Westseite der Insel Honshu. Über Niigata und Sakata ging es in die 303.000 Einwohner große Stadt Akita, in der wir uns zwei Tage aufhielten, um uns die Stadt anzuschauen. Von hier stammt übrigens die bekannte Hunderasse. In der Stadt und dem Umland waren wir die einzigen Nichtasiaten und das Englische tritt hier ein wenig in den Hintergrund, anders als in den touristischen Top Destinationen des Landes wie Tokyo und Kyoto.

Weiter ging es dann mit einem Touristik-Sonderzug an der herrlichen japanischen Westküste entlang bis nach Shin-Aomori, wo wir abermals einen Shinkansen in Richtung Hokkaido bestiegen. Durch den knapp 54 km langen Seikan-Tunnel ging es von der Insel Honshu zur Insel Hokkaido und von dort nach Umstieg weiter bis nach Sapporo, wo uns mit Kohachiro Uni ein Mitglied der dortigen IPA bereits am Bahnhof erwartete (er hielt eine große IPA-Tafel mit meinem Namen in der Luft) und uns zum Hotel brachte.

Am kommenden Tag wurden wir vom Verbindungsstellenleiter der IPA Sapporo, Katsumi Sakai, mit seinem Auto abgeholt und zum Polizeipräsidium gebracht. Dort durften wir eine private Führung genießen. Neben der Leitstelle mit Notrufzentrale wurde uns auch die Verkehrsleitzentrale gezeigt. Fotos waren leider nicht erlaubt. In Japan gilt übrigens als Notrufnummer die auch hier bekannte 110.

Anschließend ging es zu einem Lunch in ein sehr bekanntes japanisches Ramen-Restaurant, der ersten Filiale der Kette Ebisoba. Dort wird die Basis der beliebten Ramen-Nudelsuppe mittels Geheimrezept aus Garnelen hergestellt. Von dem Besuch vieler japanischer Berühmtheiten in diesem Restaurant zeugten die Fotos an den Wänden.

Nach einem Stopp am schönen Sapporo TV Tower ging es zurück zum Hotel. Am Abend wurden wir von Uni-San zu Yakiniku eingeladen. Dies ist eine Art koreanisches Raclette, bei dem Fleisch und Gemüse am Tisch selbst gegrillt werden können. Yakiniku ist bei den Japanern sehr beliebt und es gibt viele Restaurants, die sich darauf spezialisiert haben. Natürlich genossen wir ebenfalls das lokal gebraute Bier. Im Anschluss zeigte uns Uni-San noch ein wenig vom Nachtleben der 2 Millionen-Stadt Sapporo. An dieser Stelle sei gesagt, Japan ist ein sehr sicheres und sauberes Land, man kann ohne Bedenken mitten in der Nacht durch Land und Stadt wandeln, ohne Übergriffe befürchten zu müssen. Die japanische Polizei ist im Zweifelsfalle immer nahe, denn es gibt ein gut durchdachtes System von kleinen Polizeistationen, den sog. Koban, welche in allen Stadtteilen und Dörfern vorhanden sind und als Ansprechpartner und Hilfe dienen. Die Beamten dort (weiblich und männlich) sind in der Regel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und kennen ihr Viertel aus dem „Eff Eff“.

Die Polizei in Japan verfügt über ca. 260.000 Polizisten. Die Ausbildung dauert für den normalen Dienst 6 Monate, für den gehobenen Dienst 10 Monate. Japan ist in 47 Präfekturen organisiert und jede Präfektur hat eine Polizeibehörde, ähnlich der Grafschaft-Polizeien in England. Dabei bildet jede Präfektur-Polizeibehörde ihr eigenes Personal aus. Die Beamten werden u.a. ausgebildet in den Kampfkünsten Aikido und Kendo. Strukturiert ist jede Behörde ähnlich wie in Deutschland, es gibt Abteilungen für den Kriminaldienst, Verkehrsdienst und Streifendienst. Weiter existiert eine Einsatzpolizei, ähnlich der hiesigen Bereitschaftspolizei. Bewaffnung und Ausstattung sind ähnlich wie hier, auch die blaue Uniformfarbe ist gleich.

Die gesamte Insel Hokkaido verfügt lediglich über eine Polizeibehörde mit ca. 10.600 Beamten, welche ihr HQ in Sapporo hat und für die komplette Insel zuständig ist. Daher existiert hier u.a. auch eine Hubschrauberstaffel mit 6 Hubschraubern sowie eine Rettungseinheit mit Höheninterventionsteam ähnlich der in NRW vorhandenen HIT in den drei TEEen.

Die Metropolregion Tokio verfügt aufgrund ihrer Größe über ein eigenes Metropolitan Police Department (TMPD – Keishi-cho). Sie verfügt derzeit über ca. 43.500 Polizei- und ca. 3.000 Verwaltungsbeamte, welche ihren Dienst u. a. in 102 Polizeirevieren und 825 Koban-Stationen ausüben. Das TMPD verfügt dabei über 1.300 Fahrzeuge, 960 Motorräder, 22 Patrol Boote, 14 Helikopter, 33 Diensthunde und 16 Dienstpferde. Die Leitung der Behörde erfolgt durch einen Superintendent General. Das TMPD ist zuständig für einen Großteil der knapp 40 Millionen Einwohner der Metropolregion Tokios. 

Neben diesen 47 örtlichen Polizeiorganisationen, welche in 9 Polizei-Regionen zusammengefasst sind, bestehen noch zwei weitere Polizeibehörden. Es sind dies zum einen die nationale Polizeibehörde mit ca. 2.100 Mitarbeitern mit Sitz in Tokio, diese kann wohl mit dem BKA verglichen werden.

Dann gibt es noch die sog. Palast-Polizei in Tokio. Diese ca. 900 Mann starke Polizeitruppe ist ausschließlich für den Schutz des Tennos, also des Kaisers und seiner Familie, zuständig und stellt Ehrenformationen bei Staatsbesuchen.

Doch nun zurück zu unserer Reise, die natürlich weiterging. In Sapporo besichtigten wir noch den bekannten TV Tower sowie den Mt. Moiwa, von welchen man eine tolle Aussicht auf Stadt und Land hat. Auch ist Sapporo bekannt durch seine große Skisprunganlage, hier finden regelmäßig große Wettkämpfe statt, auch war sie Austragungsort der olympischen Winterspiele.

Von Sapporo im hohen Norden Japans flogen wir über 2.200 km weit in den Süden nach Okinawa, um diese geschichtsträchtige Insel zu besuchen. Dort fand 1945 die letzte große Schlacht im 2. Weltkrieg statt. Seitdem sind hier immer noch zahlreiche US-GI’s in unterschiedlichen Kasernen stationiert.

Okinawa liegt bereits in den Subtropen und ist im Oktober herrlich warm. Temperaturen um die 30 Grad, Sonne, Strände und Palmen sowie eine niedrige Luftfeuchtigkeit runden das Bild ab. Hauptstadt ist die von 316.000 Einwohnern bewohnte Stadt Naha. Die Stadt verfügt über eine Monorail-Bahn, dort findet man sowohl den südlichsten als auch den westlichsten Bahnhof von ganz Japan.

Unser außerhalb der Stadt gelegenes Resort Hotel lag unmittelbar an menschenleeren Stränden des Cape Zanpa, das Wasser lud zum Baden ein. Japaner mögen weniger das Plantschen im Meer und auch im Pool, sie ziehen die heißen Onsen- oder Sento-Bäder vor. Diese findet man in guten Hotelanlagen und sonst beinahe überall im Land. Soll heißen, die teils herrlichen Strände sind beinahe immer leer, die Japaner nutzen sie lediglich für Fotoaufnahmen z.B. im weißen Hochzeitskleid.

Die Insel Okinawa ist ca. 100 km lang und 30 km breit und bildet zusammen mit den benachbarten 362 Inseln eine eigene Präfektur. Von hier stammt die Kampfkunst des Karate. Der dortigen Präfekturpolizei gehören ca. 2.750 Beamte an.

Der Süden der Insel ist stark bewohnt, hier liegt auch der internationale Flughafen, im Norden geht es eher ruhig zu. Aufgrund der immer noch starken Präsenz der US-Amerikaner (ca. 26.000 Soldaten) ist die Insel zweisprachig und auch im Radio ist der US-Sender AFN zu hören. Sogar eine mautpflichtige Autobahn ist auf dieser herrlichen Insel zu finden.

Auch hier gibt es wunderschöne Tempel und Schrein-Anlagen zu bewundern, so die bekannte Festungsanlage Shuri, dessen Hauptgebäude in 2019 leider einem Brand zum Opfer fiel und derzeit wieder aufgebaut wird.

Nach einigen Tagen der Erholung auf diesem herrlichen Inselarchipel ging es mit All Nippon Airways vorbei am Mt. Fuji zurück nach Tokyo, wo wir abermals und viel zu kurz unseren IPA-Freund Toru trafen, welcher uns unbedingt noch einige Geschenke für unsere Kinder mitgeben wollte.

Nach vier Wochen in diesem atemlosen und aufregenden, gastfreundlichen und sicheren Land traten wir voller Wehmut die Heimreise an. Doch eines steht absolut fest: Wir waren nicht das letzte Mal dort und kommen alsbald wieder, um ein weiteres Kapitel zu öffnen. Wir sagen „Danke – Arigatou Gozaimasu“  Nippon und „Auf Wiedersehen – Mata ne“ oder auch „bai bai – Tschüß“.  

Ein Wort sei noch erlaubt zur IPA-Sektion in Japan. Sie gehört zu den kleineren Sektionen und verfügt derzeit über nur ca. 650 Polizisten, viele davon bereits in Pension. Leider wohl ein weltweiter Trend. Auch ist sie nicht überall im Land vertreten. Als Beispiel sei hier Sapporo mit seinen 10 Mitgliedern erwähnt. Nichts desto trotz durften auch wir aktive Polizisten und IPA-Freunde kennenlernen, welche sich intensiv am IPA-Leben beteiligen.

Wer gerne einmal nach Japan reisen möchte, dem stehe ich hier gerne als Kontakt zur Verfügung.

Fun fact: Als wir an unserem letzten Tag in Tokio zum bekannten Meiji-Schrein wanderten, trafen wir auf eine Gruppe IPA-Freunde aus Genf, die eine Mitgliederreise nach Japan veranstalteten und dort mit großer IPA-Tafel deutlich erkennbar waren. Natürlich erfolgten ein kurzes freundschaftliches Hallo und ein gerne getätigtes Überreichen eines IPA-Pins unserer Verbindungsstelle. So klein ist die Welt!

Unser nördlichster Punkt der Reise war Sapporo, welches auf einer Höhe mit Wladiwostok und Sibirien liegt, der südlichste Punkt 2.300 km weiter unten auf der Karte und auf Okinawa, dortiges Naha, beinahe auf Höhe von der Inselgruppe Hawaii. Im Übrigen liegt die japanische Ferieninsel Ishigaki noch einmal über 420 km weiter südlich von Okinawa. Dort befindet sich mit knapp 50.000 Einwohnern Japans südlichste Stadt. Von hier aus ist es nicht weit bis nach Taiwan. Danke für Euer Interesse – ご興味ありがとうございました

Go kyoumi arigatōgozaimashita

Ulf Engeln, 3.TEE, IPA Köln