Die Methoden der Ermittlung bei Gewaltdelikten haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und das Repertoir an Ermittlungsmethoden wurde um eine Vielzahl digitaler Möglichkeiten erweitert, was sowohl zu einer Veränderung der Vorgehensweise am Tatort selbst, aber auch der folgenden Ermittlungsarbeit führt. Digitale Werkzeuge ermöglichen es inzwischen einen Tatort umfassend aufzunehmen und zu rekonstruieren. 3D-Modelle erlauben es einen möglichen Tathergang zu simulieren und eventuelle Besonderheiten oder Unstimmigkeiten zu erkennen, welche bei einer reinen Ermittlung vor Ort unentdeckt geblieben wären. Neben der Rekonstruktion der Tat an sich, hat sich die Analysefähigkeit am Tatort aufgenommener biologischer Spuren vervielfacht und verbessert. DNA und Fingerabdrücke spielen in diesem Bereich schon länger nicht mehr die einzige und entscheidende Rolle. Immer genauere Analysemethoden dieser Spuren und der Abgleich deren Ergebnisse mit rasch wachsenden Datenbanken führen zu Erkenntnissen, die vor Jahren noch im Verborgenen geblieben sind. Auch zur Feststellung, ob und wieweit es eine Beziehung zwischen Opfer und Täter oder Täterin gab, spielen digitale Daten eine wesentliche Rolle. Zu diesen gehören soziale Medien, Chat-Verläufe, Bewegungsprofile und vieles mehr. Zunehmend existieren von Gewaltdelikten auch mit Smartphones aufgenommene Videos. Die Herausforderung besteht darin, die relevanten Hinweise aus einer nahezu unendlichen Datenmenge herauszufiltern. Hierfür gewinnt der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) immer mehr an Bedeutung und etabliert sich als fester Bestandteil polizeilicher Arbeit, ohne das Denken des Ermittlers oder der Ermittlerin ersetzen zu können oder zu wollen. Das Seminar befasst sich mit den vielfältigen Facetten moderner und sich stetig wandelnder Ermittlungsarbeit in Deutschland und Rumänien, und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der methodischen und technischen Entwicklungen auch für Polizeibedienstete, die nicht unmittelbar mit der Ermittlung bei Gewaltdelikten in ihrer täglichen Arbeit befasst sind. Möglichkeiten, Chancen aber auch Grenzen werden hierbei ausgearbeitet, diskutiert und in eine internationale Perspektive gebracht.