International Police Association – Deutschland

Von Streifenflug bis Streifenwagen – Polizeialltag hautnah in Missouri

Zwischen dem 05. Mai 2025 und dem 10. Mai 2025 durfte ich eine 6-tägige Auslandshospitation beim St. Louis County Police Department in Missouri, USA absolvieren.

Der Bundesstaat Missouri liegt im mittleren Westen der USA, gleich am Mississippi River, der auch die Grenze zum benachbarten Bundesstaat Illinois darstellt. Der 192 m hohe Bogen „Gateway Arch“, ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde in den 1960ern zum Gedenken an die Lewis-und-Clark-Expedition des frühen 19. Jahrhunderts errichtet. Er symbolisiert das „Tor zum Westen“ der vereinigten Staaten.

Die Zuständigkeit der County Police umfasst das Gebiet um die Stadt herum, aber nicht die Stadt selbst, in der das St. Louis Metropolitan Police Department beheimatet ist. Man kennt sich aber vielfach und viele Kolleginnen und Kollegen haben auch schon zwischen den Behörden gewechselt.

Die Beamtinnen und Beamten aus St. Louis hatten in den sechs Tagen ein wirklich beeindruckendes Programm für mich auf die Beine gestellt. Der Montag begann mit einem Besuch beim Tactical Operations Team, den Spezialkräften der St. Louis County Police. Hier konnte ich eine Übung zu einer Bedrohungslage in einem Pkw begleiten. Am Dienstag durfte ich an einem Streifenflug im Hubschrauber der Air Support Unit teilnehmen. Die Piloten unterstützen hierbei ihre Kolleginnen und Kollegen am Boden bei Verfolgungsfahrten und bieten Aufklärung aus der Luft. Der Flug war ein absolutes Highlight bei bestem Wetter, hat mich aber beim dynamischen Flug an die Grenzen der Standfestigkeit meines Magens geführt.

Am Mittwoch stand ein Besuch bei der K-9 Unit an. Hier wurden mir die Fähigkeiten der Diensthunde („German Sheppard“) des Departments demonstriert. Als mir dann ein freundlicher Kollege den Hinweis gab, dass das Kommando „Platz!“ (mit amerikanischem Akzent gesprochen) den Hund auffordern würde, sich hinzulegen stellte sich heraus, dass diese Hunde mit deutschen Kommandos gezüchtet werden. Am Donnerstag stand das Hauptquartier des St. Louis County Police Department auf dem Plan. Dort konnte ich die verschiedenen zentralen Abteilungen, wie Recruitment, Crime Lab und Public Relations kennenlernen und selbst der Chief of Police nahm sich ein paar Minuten Zeit um den deutsche Gastpolizisten in seiner Behörde zu begrüßen. Am Freitag und Samstag stand jeweils ein „precinct shadowing“, also die Mitfahrt im Streifenwagen, auf dem Programm.

Im Rückblick auf die Woche habe ich, was die Organisation der Behörden und die Prozesse in der Polizeiarbeit angeht, häufige Parallelen zu Deutschland gesehen. Auch viele taktische Herangehensweisen an polizeiliche Einsatzlagen gleichen sich zur hiesigen Vorgehensweise.

Einen großen Unterschied habe ich in der polizeilichen Arbeitsumgebung festgestellt. Zunächst sind die sozialen Unterschiede und auch die Trennung der Schichten in den USA deutlich stärker als in Deutschland. Im St. Louis County gab es sehr wohlhabende Gegenden mit schönen Häusern, den klassischen Vorgärten und einer geringen Kriminalitätsbelastung. In anderen Vierteln gab es kaum ein Haus in einem normalen Zustand, eine hohe Verbreitung von Drogen (Fentanyl), Prostitution und schwere Gewaltkriminalität als fast tägliche Erscheinung. Dazu kommt die sehr weite Verbreitung von Schusswaffen innerhalb der Bevölkerung.

Was mir imponiert hat war der Spirit und der Zusammenhalt innerhalb der „Law Enforcement Community“. Durch die gemeinsame gefährliche Arbeit entsteht zwischen den Kolleginnen und Kollegen ein enger Bund, den man auch täglich spüren kann. Ein besonderes Zeichen dieser Verbundenheit war eine große Gedenkveranstaltung für im Dienst gefallene Kolleginnen und Kollegen, an der ich auch teilnehmen durfte. Auch ich selbst konnte dieses Wir-Gefühl spüren, wenn ich ausnahmslos von allen Kolleginnen und Kollegen freundlich, aufgeschlossen und neugierig in Empfang genommen wurde.

Gewohnt habe in der Woche bei unserem IPA-Freund Mike und seiner Frau Debbie. Mike ist pensionierter Polizist und hat über 30 Jahre in verschiedenen Funktionen bei der Polizei in St. Louis gearbeitet. Die beiden haben sich wirklich gut um mich gekümmert und haben auch mir auch nach dem Feierabend Land und Leute nähergebracht. Wir waren auf einer shooting range, sind viel abends ausgegangen und haben auch ein Treffen der hiesigen IPA-Sektion besucht. Ich bin den beiden sehr dankbar für die Zeit und habe auch heute noch regelmäßigen Kontakt.

Insgesamt war die Reise in die USA eine der schönsten Erfahrungen meiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Ich konnte tief eintauchen in die amerikanische Kultur, die Denkweise und das tägliche Leben Menschen. Ich habe mich sehr viel ausgetauscht, eigene Verhältnisse reflektiert und auch neue Impulse mitgenommen. Abschließend kann ich jedem IPA-Mitglied eine solche Auslandshospitation uneingeschränkt empfehlen.