Die IPA Deutschland kündigte uns am 18.03.2024 an, dass das Austauschprogramm mit der IPA Polen wieder aufgenommen wird. Es sollten sich IPA-Mitglieder auf zwei zur Verfügung stehende Plätze bewerben. Diese Nachricht wurde von uns offensiv an unsere Mitglieder gesteuert.
Von den 17 Bewerbungen aus ganz Deutschland kamen allein 6 aus Hamburg und so war es nicht verwunderlich, dass uns Vizepräsident Philipp Kurz die erfreuliche Nachricht überbrachte, dass beide Plätze nach Hamburg gingen.
Von unserem Vorstand wurde ich auf Grund meiner polnischen Sprachkenntnisse beauftragt, den wechselseitigen Austausch mit der Polnischen Koordinatorin Ewa Debowska zu planen und durchzuführen.
Zuerst sollten die Polnischen IPA-Freunde Andrzej Sztabkowski aus Białystok und Michał Siek aus Lodz ihre 8-tägige Hospitation in Hamburg antreten
Für den Gegenbesuch wurden von uns aus den Hamburger Bewerbern Sibel Gaicki vom PK 11 und André Köhler vom PK 34 ausgewählt.
Bevor die Polnischen IPA-Freunde ihre Reise antreten konnten, gab es allerdings viel zu planen. Zum Antrittsbesuch bei unserem neuen Polizeipräsidenten und IPA-Mitglied Falk Schnabel, hatten wir schon mal offene Türen eingerannt. Er begrüßte das Austauschprogramm ausdrücklich und hat unseren Kollegen die Erlaubnis zum Tragen der Uniform im Ausland und die Unterstützung bei der Beantragung von Sonderurlaub zugesichert. Damit ließen sich auch bei den Hamburger Polizeidienststellen, die wir unseren Polnischen Gästen zeigen wollten, viele Türen öffnen. Nur mit einer geeigneten Unterkunft bei der Polizei hatten wir keinen Erfolg, da war nichts zu wollen.
Die Regularien sahen aber vor, dass wir für Unterkunft und Verpflegung der anreisenden IPA-Freunde aufzukommen hatten. Hier half uns unser Mitglied Pierluigi Vignola, zugleich Direktor der Katholischen Italienischen Mission in der Bürgerweide. Er vermietete uns für die 8 Tage zwei seiner Gästezimmer. Da dort zugleich eine großzügig ausgestattete Küche zur Verfügung stand, konnten wir auch die Verpflegung stellen.
Jetzt hieß es den Kollegen ein interessantes und abwechslungsreiches Hospitationsprogramm auszuarbeiten. Dafür waren viel Mails und Telefonate nötig.
Ihre Anreise mit dem PKW erfolgte am Abend des 8. September 2024 und Sibel, unsere rumänische IPA-Freundin Mariana Raducu (die auch ein Zimmer in der Mission hat) und ich begrüßten sie herzlich in ihrer Unterkunft. Hier konnte ich Ihnen neben vielen Infos zu Hamburg auch eine Wochenkarte für den HVV überreichen.
Andrzej durfte die nächsten drei Tage mit Sibel am PK 11 in verschiedene Bereiche, z.B. bei der Fußstreife am HBF, auf dem FuStw und bei den Drogenfahndern, Einblicke gewinnen und Michał wurde von André während der Streifenfahrten am PK 34 u.a. der Flughafen, das AK Ochsenzoll anlässlich eines Dienstunterrichtes, der Ohlsdorfer Friedhof und Santa Fu gezeigt.
Am Montagabend organisierte ich zudem ein Begrüßungstreffen im Restaurant Paulaner´s am Hbf, an dem neben unseren beiden Hospitanten, noch Sibel Gaicki und Andre Köhler mit seinem polnisch sprechenden Praktikanten Paul Niemann, Mariana Raducu, Kai Wobith und mir noch vier weitere polnische Fachlehrer der höheren Polizeischule in Szczytno (Masuren) teilnahmen, welche eine zweiwöchige Hospitation an der AK absolvierten.
Am Donnerstag holte ich Mariusz und Michał ab und fuhr mit ihnen zunächst zur VD 23/Dienstgruppe Autobahn und spezielle VU-Aufnahme. Der SGL Markus Zimmer hatte mir seinen diensthabenden DGL Tugay Şahin empfohlen, der uns das Aufgabengebiet und auch den Fuhrpark seiner Dienststelle vorführte. Das war insbesondere für Michał Siek interessant, da er in Lodz selbst beim VUD arbeitet.
Anschließend ging es ins Polizeipräsidium. Nach einem Mittagessen in der Polizeikantine und einem Besuch im Polizeishop der Polizeipressestelle erwartete uns Martin Bauer vom Besucherdienst der SP 12 und führte uns durch die Räumlichkeiten der Verkehrsleitzentrale (VLZ) sowie der Polizeieinsatzzentrale (PEZ) und konnte unseren Hospitanten interessante Informationen zu deren Strukturen und Arbeitsabläufen geben.
Weiter ging es hinüber auf das Gelände in der Carl-Cohn-Straße. Vor der Wasserwerferhalle erwartete uns der WaWe-Kommandant Benno mit seiner Besatzung „Kalle, Arne und Frodo“ und erklärte uns die Ausstattung und die Einsatzmöglichkeiten eines seiner sechs Wawe. Begeistert von der Dimension des Fahrzeugs durften wir auch noch an einer kurzen Fahrt mit dem WaWe über die Liegenschaft teilnehmen.
Den polizeilichen Abschluss des Tages bildete ein Besuch im Polizeimuseum, wo wir die Historie der Polizei Hamburg von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und dargestellte herausragende Kriminalfälle erkunden durften.
Zum Abendessen lud ich unsere Gäste zu uns nach Hause ein, wobei ich mir zuvor einen Abstecher in die nahe gelegene Ortschaft Siek nicht verkneifen konnte, wo unser Gast Michał Siek vor dem Ortsschild fotografiert wurde.
Am Freitag ging es schon früh zur Wasserschutzpolizei nach Harburg. Unser IPA-Freund Björn-Michael Schüning vom Stab der WS hatte mir nach Absprache mit WSPL Andre Bertram einen Besichtigungstermin bei WSP 513/Gefahrgutkontrolle ermöglicht. Dort erwarteten uns Robert Duszynski und Enrico Schierenberg-Nyhuß. Robert, der selbst in Polen geboren ist, gab uns zunächst auf polnisch einen Überblick über die Organisation der WS allgemein und der WSP 513 im besonderen. Anschließend ging es mit ihrem Dienstfahrzeug zu einer Gefahrgutkontrolle auf die Hohe Schaar. Dort wurden mehrere Fahrzeuge kontrolliert, welche Gasflaschen oder Benzin geladen hatten und unseren Hospitanten wurde erläutert, was alles bei solch einer sogenannten ADR-Kontrolle zu beachten ist und wie die anschließende Berichtsfertigung aussieht.
Von der Hohen Schaar ging es auf kurzem Wege zur Veddeler Fischgaststätte zum Mittagessen. Dieser Programmpunkt hat bei ihnen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und die Fischgaststätte wurde gleich in ihr Adressbuch aufgenommen, falls man mal wieder nach Hamburg kommt.
Am Nachmittag ging es zur Akademie der Polizei, wo uns unser Landesgruppenleiter Kai Wobith erwartete und mit uns zum Polizeitrainingszentrum (PTZ) der AK 23 ging. Hier führte uns der Kollege Baß durch die Trainingsräume, in denen u.a. das Einschreiten in Wohnungen, beim Anhalten von Fahrzeugen sowie die Anwendung von Techniken beim Ansprechen, Durchsuchen und Fesseln von Personen auch unter Anwendung von Farbmunition trainiert wird.
Damit war der polizeiliche Teil der Hospitation beendet und an dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kollegen, Dienststellen und weiteren Unterstützern bedanken, die dieses tolle Hospitationsprogramm erst ermöglicht haben. Sie haben für die Polizei Hamburg eine tolle Visitenkarte abgegeben, die auch bei unseren Kollegen jenseits der Oder einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Der Samstag war dann für den touristischen Teil reserviert.
Wir fuhren mit der U-Bahn entlang des Hafens zur Feldstraße. Hier erklommen wir die Außentreppe auf den neu gestalteten begrünten Hochbunker und genossen bei strahlendem Wetter von oben den Rundumblick auf ganz Hamburg.
Zu Fuß ging es nun durch das Schanzenviertel, wo ich Ihnen anhand von Fotos die Ausschreitungen beim G20-Gipfel 2017 darstellte. Weiter ging es durch St. Pauli und die Große Freiheit zu den Plätzen und Orten, wo die Beatles wirkten. Die Davidwache und die Herbertstraße durften natürlich auch nicht fehlen, bevor wir uns im “Strand-Pauli” bei einem Bierchen eine Pause gönnten.
Dann fuhren wir mit der Linie 62 über die Elbe nach Finkenwerder und ich konnte ihnen dabei einiges über Hamburg und seinen Hafen erzählen. Zurück an den Landungsbrücken wurde im Blockbräu zu Mittag gegessen. Frisch gestärkt ging es hinunter in den Alten Elbtunnel, bevor die Kollegen noch ein paar Souvenirs für die Familie einkauften.
Den Abschluss des Tages bildeten der Besuch der Elbphilharmonie sowie ein Gang durch Hafencity, Speicherstadt und die Deichstraße.
Abends hatte ich 20.000 Schritte auf der Uhr und ich bin mir sicher, dass unsere Gäste gut geschlafen haben, bevor sie am Sonnagmorgen ihre Heimreise antraten.
Mittlerweile sind sie Wohlbehalten mit vielen Eindrücken wieder in ihrer Heimat angekommen und werden sich mit einem genauso umfangreichen Programm bei unseren Hamburger Hospitanten Sibel und André bedanken, die ihren Gegenbesuch in Polen im November antreten werden.
Hierüber werden sie dann selbst in ihrem Hospitationsbericht schreiben, der Bedingung ist, um an diesem Austauschprogramm teilnehmen zu dürfen.
Die Deutsche Sektion plant weitere Austauschprogramme mit anderen Ländern und, wer weiß, vielleicht ist jemand von Euch demnächst dabei und kann seinen polizeilichen Horizont damit gewaltig erweitern.
Es berichtet: Jörn Sucharski